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- DAZ 51/2007
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Ernährung aktuell
Lebensmittelkunde
Granatapfel – die Frucht der Aphrodite
Zwischen September und Dezember hat der Granatapfel hierzulande Hochsaison und ziert – kulinarisch extravagant – nicht nur Salate, Desserts oder Wildgerichte, sondern ist als französische Grenadine auch unabdingbarer Bestandteil vieler Cocktails. Wie man den Granatapfel küchentechnisch behandeln sollte und wo man ihn als Lebensmittel überall einsetzen kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.
In der zypriotischen Sage ist der Granatapfel ein Symbol der Liebesgöttin Aphrodite und gilt aufgrund der in ihm enthaltenen zahlreichen Samen als Fruchtbarkeitsmittel. Noch heute werden auf Zypern Granatäpfel vor die Haustür eines frisch verheirateten Ehepaares geworfen, auf dass reicher Kindersegen einziehe. Auch in der lateinischen Bezeichnung Punica granatum, granatus = körnig wird auf die vielen Samenkörner im Inneren der Frucht hingedeutet. Vermutlich aus Persien stammend, ist der Granatapfel heute in den Tropen, Subtropen und warmen Gebieten der gemäßigten Zone kultiviert.
Zahlreiche Geschichten und Mythen ranken sich um den Granatapfel. So wird stellenweise der "biblische Apfel", den Adam von Eva erhielt, nicht als der uns bekannte Apfel gedeutet, sondern als eine Frucht des Granatapfelbaumes. In Abbildungen des griechischen Altertums hält die Liebesgöttin Aphrodite oft als Zeichen von Fruchtbarkeit einen Granatapfel in der einen und eine Granatblüte in der anderen Hand.
Im Frühjahr und Sommer zieren korallenfarbene Blüten den bis zu zehn Meter hohen Baum, gefolgt von apfelähnlichen, anfangs grünen, später orange-roten apfelsinengroßen Früchten. Botanisch gesehen gehört der Granatapfel zu den Scheinbeeren, da das Fruchtfleisch nicht fleischig, aber auch nicht verholzt ist. Seine lederartige, glänzend rote Schale ist etwa fünf Millimeter dick, gekrönt von einem harten Blütenkelch. Ihr verdankt es der Granatapfel, dass er Wochen oder sogar Monate lang gelagert werden kann, ohne an Qualität zu verlieren.
In den durch feste, weiße Trennwände gebildeten Fruchtkammern sind die zahlreichen Samenkörner mit saftig-süßer, aromatischer Samenhülle eingebettet. Cyanidin-3-glucosid und Delphinidin-3,5-diglucosid sorgen dabei für die tiefrote Farbgebung. Mit 4 bis 15 mg Vitamin C pro 100 g essbarem Anteil steht der Granatapfel weit hinter dem Gehalt anderer exotischer Früchte zurück. Für Wissenschaft und Medizin interessant ist jedoch seine Vielzahl sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die sich offenbar sehr spezifisch auf bestimmte Zellen und Organe auswirken. Polyphenole wie Punicalagin, Ellagitannin oder Ellagsäure weisen dem Granatapfel eine ausgesprochen antioxidative Wirkung zu, die etwa um das Drei- bis Vierfache höher liegt als bei Rotwein oder grünem Tee.
Genuss mit Hindernissen
Während die stark gerbsäurehaltigen Trennwände mitunter bitter schmecken und kaum genießbar sind, erinnert das delikate Aroma des Fruchtfleisches ein wenig an Johannisbeeren. Zum Verzehr werden die Früchte aufgeschnitten, der Samen ausgelöffelt und die geleeartigen Teile der Samenschale ausgesaugt. Aufgrund der vielen Kerne bzw. wegen der Spritzgefahr beim Löffeln ist ein solcher Frischegenuss des Granatapfels jedoch nicht jedermanns Sache. Wer es weniger spritzig möchte, dem wird empfohlen, zum Herauslösen der Samen die Frucht horizontal zu halbieren, die Schale an den dünnen Häutchen einzuritzen und die Frucht sternförmig zu zerbrechen, um an die Samen zu gelangen. Eine weitere Methode, einen Granatapfel zu essen ist: Eine Schüssel mit Wasser füllen, den Strunk der Frucht abschneiden und den Granatapfel in der Schüssel aufbrechen. Die essbaren Kerne sinken zu Boden, während die Schale und die Häutchen auf dem Wasser schwimmen und leicht zu separieren sind. Des Weiteren kann auch der Saft direkt aus der Frucht getrunken werden. Hierfür empfiehlt es sich, die Frucht zwischen den Händen weich zu kneten und anschließend durch ein kleines Loch den Saft heraus zu pressen.
Granatapfelsaft lässt sich pur oder als aromatisierender Getränkezusatz mit Zucker, Zitronensaft, Mineralwasser oder Sekt genießen. Im mittleren Osten wird mit dem Saft aus Granatäpfeln eine Suppe zubereitet, während die Samen – mit Minze vermischt – einen erfrischenden Salat ergeben. Die fleischig ummantelten Kerne dienen vorrangig als hübsche Dekoration für heiße und kalte Gerichte. Besonders attraktiv wirken sie auf Mousse, Eiscreme und Obstsalaten, verfeinern aber auch Wild- oder Geflügelgerichte.
Keine Happy Hour ohne Grenadine
Aus dem mit Zucker gekochten Saft des Granatapfels ergibt sich Grenadine, ein Sirup, der einst ausschließlich mit Granatäpfeln der Karibikinsel Grenada hergestellt wurde. Der süß-säuerliche Saft verleiht beispielsweise Tequila Sunrise und verschiedenen anderen Cocktails ihren fruchtigen Geschmack und setzt rote Akzente. Mittlerweile werden unter dem Namen Grenadine jedoch auch andere Produkte angeboten, die sich geschmacklich und qualitativ stark unterscheiden. In Ergänzung oder anstelle des Granatapfelsaftes kommt oft eine Mischung verschiedenster Beerenfrüchte zum Einsatz, kombiniert mit Vanille und Zitronen- oder Weinsäure.
Granatapfel-Rezepte
Granatapfel ist mittlerweile auch bei uns von Profi- und Hobbyköchen als Zutat für Speisen entdeckt worden. So findet man Rezepte für Granatapfelgelee, Granatapfelsoße, Salate mit Granatapfel, Wildgerichte und vieles mehr. Ein Granatapfelrezept zum Ausprobieren haben wir für Sie aus der Vielzahl der Rezepte ausgewählt:
Radicchio-Ziegenkäse-Salat mit Granatapfel
- Nährwert pro Portion: 370 kcal
- Zubereitungszeit: ca. 30 min
- Zutaten für 4 Personen:
- Granatapfel
- unbehandelte Orange
- El dickflüssiger Honig, z. B. Pinien- oder Rosmarinhonig
- El Zitronensaft
- El Olivenöl
- Salz, Pfeffer
- El Rosmarinnadeln
- schöne, große Radicchioblätter
- kleine Ziegenweichkäse
- ca. 24 Minzeblätter
- ca. 12 Basilikumblätter
- Zubereitung:
- Granatapfel halbieren. Die Kerne ohne die weiße Haut herauslösen. Die Orange heiß abwaschen und dünn, ohne die weiße Haut, schälen. Die Schale in feine Streifen schneiden. Dann 75 ml Saft auspressen. Beides mit dem Honig, Zitronensaft, Olivenöl, Salz und grob gemahlenem Pfeffer verrühren. Den Rosmarin fein schneiden und fein untermischen.
- Radicchio mit Käse, Basilikum und Minze anrichten. Das Ganze mit den Granatapfelkernen bestreuen und mit der Vinaigrette beträufeln.
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