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Gesund leben lernen – oder was Hänschen nicht lernt …

Was sind heute die häufigsten Auslöser von Krankheiten? Falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Und wo werden meist die Grundlagen dafür gelegt? Bereits in der Kindheit, während der Schulzeit. Was muss die Konsequenz daraus sein: Wir müssen bereits in der Schule dafür sorgen, dass Kinder die Bedeutung von gesunder und maßvoller Ernährung in Kombination mit ausreichender Bewegung lernen. Liest sich einfach, ist aber schwer und muss erlernt werden. Denn der moderne Zivilisationsmensch ernährt sich nicht automatisch richtig und bewegt sich auch nicht von sich aus ausreichend.

Es ist erschreckend, wie Adipositas und Diabetes bei Kindern und Jugendlichen zugenommen haben. Fast zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden an Übergewicht. Man muss nur auf die Pausenhöfe schauen oder mit offenen Augen durch die Stadt laufen: Selten zuvor ist man so vielen dicken Kindern begegnet. Da die Dickleibigkeit genährt sein will, trifft man sie mit Cola oder anderen stark zuckerhaltigen Getränken an, mit Fastfood oder Snacktüten. Auch bei der Bewegung mangelt es gewaltig. Zu viel Fernsehen und PC-Spiele bremsen den Bewegungstrieb, den Kinder eigentlich von sich aus haben. Rückfragen bei Lehrern bestätigen, dass die Kinder wenig Verlangen nach Schulsport haben, dass viele zu träge sind und zu korpulent, um sich altersgerecht bewegen zu können.

Das Dilemma: Das Wissen um gesunde Ernährung und notwendige Bewegung ist auch bei vielen Eltern nicht vorhanden. Sie haben es selbst nicht gelernt oder unterstützen durch ihre negative Vorbildfunktion das ungesunde Verhalten ihrer Kinder. Wie die Speisezettel zu Hause aussehen, kann man leicht erraten – ein Frühstück vom Backshop auf dem Schulweg, der Döner als Mittagessen, süßes Gebäck zwischendurch, und nach einem kalorienreichen Abendessen noch jede Menge Chips und Erdnüsse. Das entspricht nicht den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Die Folgen für unser Gesundheitswesen sind immens: Die meisten teuren und behandlungsintensiven Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, das metabolische Syndrom, Adipositas mit allen Folgen bis hin zu bestimmten Krebsarten resultieren in vielen Fällen von dem Duo falsche Ernährung und zu wenig Bewegung. Unser Gesundheitswesen wäre locker zu finanzieren, wenn diese selbstverschuldeten Krankheiten wegfielen. Es ist natürlich utopisch zu glauben, man könne alle Menschen vom Wert gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung überzeugen. Aber zumindest sollten wir daran arbeiten.

Ein Ansatzpunkt, der noch lange nicht ausgereizt ist: die Unterrichtung und Aufklärung der Schüler über gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung. Eigentlich unfassbar, dass wir in unserer Zivilisation das Fach Gesundheitserziehung in der Grundschule noch so stiefmütterlich behandeln und die Lehrer nicht oder unzureichend dafür ausgebildet sind. Ganz zu schweigen von der Wissensvermittlung in Sachen Krankheiten und Arzneimittel. Hier könnte ich mir sogar vorstellen, dass Apothekerinnen und Apotheker in den Schulen Grundlagen zum Arzneimittel und zum richtigen Umgang damit vermitteln.

Der Gesundheitsförderung in Schulen wollen sich jetzt die Bertelsmann Stiftung und Felix Burda Stiftung annehmen. Im nationalen Programm "anschub.de" wollen sie zusammen daran arbeiten, dass sich die Idee einer "gesunden Schule" überregional durchsetzt, war in einer Pressemitteilung zu lesen. Ziel sei es, dass Gesundheit zentraler Bestandteil des schulischen Alltags werde. Mit zahlreichen Partnern versuchen die Stiftungen an Schulen das Projekt anzuschieben. Apothekerorganisationen sind leider nicht dabei – schade, es würde dem Projekt mit Sicherheit gut tun, wenn auch die Apotheker ihren Sachverstand einbrächten. Wer außer Apotheker sollte sonst die Schülerinnen und Schüler in Sachen Arzneimittelkunde unterrichten?

Es müsste eine Bewegung durch Deutschland gehen, Kindern das nötige Wissen in Sachen Gesundheit zu vermitteln: Ernährung, Bewegung, bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Arzneimitteln. Ich bin überzeugt, hier könnte ein Schlüssel zu Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen liegen. Denn was Hänschen nicht lernt …

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