Fortbildungskongress

Lichtschutz

Sonnenschutzmittel reichlich und richtig anwenden

1,2 Millionen Lebensjahre gehen weltweit verloren oder sind aufgrund übermäßiger Sonneneinstrahlung stark beeinträchtigt – so eine Statistik der WHO. Wenn man intensive Sonnenbestrahlung nicht vermeiden kann oder will, kommen häufig Sonnenschutzmittel zum Einsatz. Über ihre richtige Anwendung sprach Prof. Dr. Rolf Daniels vom Pharmazeutischen Institut der Eberhard Karls-Universität Tübingen, denn besonders die Gefährlichkeit von UVA-Strahlen wird gemeinhin unterschätzt.

Das UV-Spektrum der Sonnenstrahlen setzt sich zusammen aus den kurzwelligen UVB-Strahlen (290 bis 320 nm) und den langwelligen UVA-Strahlen (320 bis 400 nm). Mit zunehmender Wellenlänge nimmt auch die Eindringtiefe in die Haut zu: UVB-Strahlen gelangen nur bis in die Epidermis und können dort den allseits bekannten Sonnenbrand auslösen. UVA-Strahlen dagegen dringen bis in die Schichten der Dermis vor und werden für Hautalterung und die Entstehung von Hautkrebs verantwortlich gemacht. Für viele ist es inzwischen selbstverständlich, der Entstehung eines Sonnenerythems durch die Anwendung von Produkten mit ausreichendem Lichtschutzfaktor (LSF) vorzubeugen. Doch die Kennzeichnung der Sonnencremes weist erhebliche Schwächen auf. So gibt der Lichtschutzfaktor nur Auskunft über den Schutz gegen UVB-Strahlen. Ob die Creme auch vor UVA-Strahlen schützt, wird bei der gegenwärtigen Kennzeichnung nicht berücksichtigt.

Ende 2006 hat die zuständige EU-Kommission Empfehlungen ausgesprochen, die die Produktkennzeichnung verbessern und die Verbraucher besser schützen sollen. Um den Schutz vor der UVA-Strahlung eindeutiger anzugeben, sollen die bisher genannten Lichtschutzfaktoren künftig in vier Kategorien eingeteilt werden:

  • unter LSF 15 "niedriges Schutzniveau",
  • ab LSF 15 "mittleres Schutzniveau",
  • ab LSF 30 "hohes Schutz‑ niveau",
  • LSF über 50 "sehr hohes Schutzniveau".

Erstmals soll so auch ein Mindestschutz gegen UVA-Strahlen gegeben werden, denn es ist vorgesehen, dass der gemessene UVA-Schutzfaktor mindestens ein Drittel des Lichtschutzfaktors betragen soll. Die Einteilung in die neuen Kategorien soll außerdem klarer den Sonnenschutz definieren als die bisherige Kennzeichnung mit Lichtschutzfaktoren. Denn mit einem höheren Lichtschutzfaktor erhöht sich nicht, wie oft angenommen, linear das Schutzniveau. Ein Mittel mit LSF 15 absorbiert 93% der UVB-Strahlung, und ein Produkt mit LSF 30 absorbiert 97% der UVB-Strahlung.

… und klare und verständliche Warnungen

Die EU-Empfehlung sieht auch Warnhinweise vor, dass Sonnenschutzprodukte keinen 100 prozentigen Schutz vor UV-Strahlung bieten, auch wenn mit Angaben wie "Sunblocker" geworben wird. Außerdem soll der Ratschlag gegeben werden, die Produkte mehrmals täglich anzuwenden, damit der Schutz erhalten bleibt. Die neuen EU-Empfehlungen sorgen sicherlich für mehr Transparenz. Doch die schönsten Warnhinweise auf den Flaschen allein reichen nicht aus – hier gibt es viel Beratungsbedarf für den Apotheker!

Bei Sonnencreme:viel hilft viel

Daniels betonte eindrücklich, dass es wesentlich darauf ankommt, dass Sonnenschutzmittel häufig und wiederholt aufgetragen werden. Und dazu in den Mengen, die dem Teststandard, das heißt 2 mg/cm2 , entsprechen, um den Schutz zu erreichen, der durch den Lichtschutzfaktor angegeben wird. Diese Menge entspricht sechs Teelöffeln des Mittels (etwa 36 Gramm) für den Körper eines durchschnittlichen Erwachsenen. Das ist wesentlich mehr als die Menge, die normalerweise angewendet wird. Wird weniger an Sonnenschutzmitteln aufgetragen, so wird der durch das Mittel gewährte Schutz unverhältnismäßig verringert: Eine um die Hälfte verringerte Menge kann bis zu einer dreifachen Verringerung der Schutzwirkung führen. Eine vierköpfige Familie benötigt theoretisch für einen Tag Strandurlaub eine ganze Flasche Sonnenschutzmittel!

ck

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