Arzneimittel und Therapie

Morbus Parkinson

Kontinuierliche dopaminerge Stimulation Bisheriger Status quo in der Parkinsontherapie mit oralen Dopaminagonisten: Nach Einnahme jeder oralen Medikation steigen die Plasmaspiegel zunächst an und fallen nach Erreichen eines Peaks wieder ab. Während der Spitzen können Patienten Parkinson-Symptome aufweisen. Rotigotin dagegen ermög­licht durch die transdermale Therapie eine kontinuierliche dopaminerge Stimulation.

Rotigotinpflaster hilft im fortgeschrittenen Stadium

Die Europäische Kommission hat die Zulassungserweiterung für das Rotigotinpflaster Neupro® auch zur Therapie von Parkinson-Patienten im fortgeschrittenen Stadium in Kombination mit L-Dopa erteilt, wie Schwarz Pharma mitteilte. Rotigotin ist ein nicht-ergoliner Dopaminagonist zur Behandlung der Symptome einer idiopathischen Parkinson-Erkrankung, der seine Wirkung durch die Aktivierung der D3 -, D2 - und D1 -Rezeptoren des Caudatus-Putamens im Gehirn hervorruft.

Das Rotigotinpflaster Neupro® steht seit März 2006 in Deutschland zur Behandlung von Parkinson-Patienten im frühen Krankheitsstadium zur Verfügung. Es bietet aufgrund der Pharmakokinetik seines Wirkstoffs Rotigotin und der Applikationsform als transdermales Pflaster auch Vorteile zur Behandlung von Patienten im fortgeschrittenen Stadium des Morbus Parkinson.

In Studien bewirkte Rotigotin eine statistisch signifikante Reduzierung der Off-Phasen und eine Steigerung der On-Phasen ohne störende Dyskinesien. Zudem ist es kombinierbar mit L-Dopa und anderen Medikamenten.

Unter anderem wurde in einer doppelblinden placebo- und verumkontrollierten Studie das Parkinson-Pflaster mit einer Wirkstärke von bis zu 16 mg/24 Stunden Rotigotin gegen Pramipexol getestet. Die Studie mit 506 Patienten zeigte, dass Rotigotin eine signifikante Reduktion der Off-Zeiten um 2,44 Stunden erreichte. Unter Placebo betrug die Reduktion in der Studie 0,88 Stunden. Im Vergleich zu Pramipexol zeigte sich Rotigotin in vergleichbaren Dosierungen als ähnlich wirksam. In der Steigerung der On-Zeiten ohne störende Dyskinesien schnitt Rotigotin mit 2,8 Stunden ebenfalls sehr gut ab. Zwei Stunden weniger Off bedeuten zwei Stunden mehr On für jeden Patienten. Und somit zwei Stunden mehr gezielte und kontrollierte Bewegung.

Umstellung auf das Rotigotinpflaster über Nacht möglich

Für die Kombinationstherapie sollte die tägliche Einzeldosis anfänglich 4 mg Rotigotin/24 Stunden betragen und dann schrittweise wöchentlich um 2 mg/24 Stunden auf eine wirksame Dosis von maximal 16 mg/24 Stunden erhöht werden. Bei den meisten Patienten wird innerhalb von drei bis sieben Wochen mit Dosierungen von 8 mg/24 Stunden bis zu einer Höchstdosis von 16 mg/24 Stunden die Erhaltungsdosis erreicht. Die Einstellung der zu applizierenden Dosis erfolgt über die Größe der applizierten Pflasterfläche. Das Rotigotinpflaster ist in vier verschiedenen Pflastergrößen zwischen 10 cm2 und 40 cm2 erhältlich, welche eine kontinuierliche Zufuhr von 2 bis 8 mg Rotigotin über einen Zeitraum von 24 Stunden ermöglichen. Die kontrollierte Wirkstofffreisetzung aus den Pflastern erfolgt matrixgesteuert. Soll ein Patient von einem oralen Dopaminagonisten auf die transdermale Applikation mit Rotigotin umgestellt werden, kann dies über Nacht erfolgen. Zur Beendigung der Behandlung sollte das Rotigotinpflaster ausschleichend abgesetzt werden. Die Tagesdosis sollte dabei in Schritten von 2 mg/24 h, vorzugsweise jeden zweiten Tag, bis zum vollständigen Absetzen von Rotigotin reduziert werden.

Mit Rotationsschema weniger Hautirritationen

Das Pflaster wird einmal täglich angewendet. Es sollte jeden Tag etwa zur gleichen Zeit appliziert werden und verbleibt über 24 Stunden auf der Haut. Das Pflaster sollte nur auf saubere, trockene, unverletzte gesunde Haut appliziert werden. Anschließend wird es gegen ein neues Pflaster an einer anderen Applikationsstelle ausgetauscht. Vergisst der Patient, das Pflaster zur gewohnten Tageszeit aufzubringen oder löst sich das Pflaster ab, sollte für den Rest des Tages ein neues Pflaster appliziert werden. Das Pflaster sollte nicht zerschnitten werden. Um Hautirritationen zu minimieren, wird das Pflaster täglich auf eine neue Körperstelle geklebt und eine Stelle erst nach 14 Tagen wieder genutzt. Der Wechsel der Applikationsstelle kann zu Plasmaspiegeln führen, die von Tag zu Tag differieren. Die Unterschiede in der Bioverfügbarkeit von Rotigotin schwankten zwischen 1% (Hüfte vs. Abdomen) und 41% (Schulter vs. Oberschenkel). Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass dies einen relevanten Einfluss auf das klinische Ergebnis hat. Nach der Anwendung enthält das Pflaster noch immer Wirkstoffanteile. Nach dem Entfernen sollte daher das gebrauchte Pflaster mit der Klebeseite nach innen in der Hälfte gefaltet werden, so dass die Matrixschicht nicht nach außen zeigt, und im Originalbeutel für Kinder unzugänglich entsorgt werden.

Anwendungsgebiete

Das Rotigotinpflaster wird eingesetzt

  • als Monotherapie (d. h. ohne Levodopa) zur symptomatischen Behandlung bei idiopathischer Parkinson-Erkrankung im Frühstadium oder
  • in Kombination mit Levodopa im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung, wenn die Wirksamkeit von Levodopa nachlässt oder unbeständig ist und es zu Schwankungen der therapeutischen Wirkung kommt.

Häufig Hautreaktionen, Müdigkeit und Übelkeit

Die häufigsten Nebenwirkungen die beobachtet wurden, sind Übelkeit und Erbrechen, Somnolenz, Schwindel und Reaktionen an der Applikationsstelle wie z. B. Reizung und Brennen der Haut. Sie fielen mild bis moderat aus und verschwanden nach einiger Zeit wieder. Um Hautreaktionen zu begrenzen, ist es wichtig, dass das Pflaster wie angewiesen verwendet wird. Die Nebenwirkungen von Rotigotin sind mit denen anderer moderner, non-ergoliner Dopamin-agonisten vergleichbar.

ck
Dopaminagonist Rotigotin.
Neue Arzneimittel 2006; Nr. 6, S. 50-54.

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