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- AZ 17/2008
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"Weihnachtskarte"
Was lange, sehr lange währt, soll endlich gut werden. Einem Bericht der FAZ zufolge soll die erste reguläre elektronische Gesundheitskarte am Tag vor Heiligabend, am 23. Dezember ausgeliefert werden. Die mit dem Kartenprojekt beauftragte Gematik hat dies so beschlossen. Die Gesellschaft, in der Ärzte, Apotheker, Krankenkassen und Krankenhäuser seit 2005 versuchen, an diesem IT-Vorhaben zusammen zu arbeiten, könnte damit Ulla Schmidt eine Weihnachtsfreude bereiten. Immerhin musste sie lange auf ihr geliebtes elektronisches Gesundheitskärtchen warten. Schon 2002 kündigte sie es an. In den darauf folgenden Jahren verstieg sie sich mehrmals zu hoffnungsfrohen Ankündigungen, die Karte komme am 1. Januar 2005. Oder "spätestens 2006". Oder dann doch erst 2007. Und wurde enttäuscht. Technische Probleme und vor allem Querelen über Kompetenzen und Zuständigkeiten verzögerten das anspruchsvolle Vorhaben immer wieder.
Nun der prognostizierte Beginn an Weihnachten – für die Region Nordrhein. Bis der "Roll-out" der Karte dann flächendeckend erfolgt ist, wird es nach Insiderschätzungen mindestens bis 2010 dauern.
Nun, wir wollen mal nicht nur unken. Denn es ist in der Tat ein gigantisches Unterfangen: Die eCard in Deutschland gehört weltweit zu den technisch anspruchsvollsten Vorhaben der Informationstechnik. Allein die technische Vernetzung der 140.000 Ärzte, der 21.500 Apotheken, der 220 Krankenhäuser und aller Krankenkassen ist eine Mammutaufgabe. Noch fehlen auch die sich weigernden Zahnärzte, außerdem die vielen anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen bis hin zum Heilpraktiker. Ganz zu schweigen von strittigen Fragen, wer die Hoheit über und den Zugang zu welchen Daten haben soll.
Immer wieder flackern Fragen auf zum Datenschutz, was auf die Karte drauf soll und was freiwillig ist. Und letztlich die Frage: Wer bezahlt das alles?
Da die Karte auch als elektronisches Rezept dienen soll, kommt auf die Apotheken eine besondere Herausforderung zu: Die Belieferung des elektronischen Rezepts wird anders ablaufen als beim Papierrezept. Ein auf dem Bildschirm erscheinendes Rezept kann man nicht an die Schubladenschränke mitnehmen, man muss sich die Verordnung merken oder ausdrucken. Auch die Abrechnung wird anders laufen. Und was ist, wenn der Strom oder das Internet ausfallen? Wird es elektronische Kioske geben, an denen der Patient sein Rezept direkt an Versandapotheken senden kann?
Die eCard wird unser System verändern. Ob die Veränderung schon ab Weihnachten beginnt und alles besser wird? Glaubt Ulla Schmidt noch an den Weihnachtsmann? Ich nicht.
Peter Ditzel
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