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- AZ 24/2008
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Karrierefaktor Teamfähigkeit
"Teamfähigkeit" – was heißt das überhaupt? Mit anderen Menschen zusammen an einer Zielerreichung arbeiten, natürlich. Aber auch: Innerhalb einer Gruppe neue Akzente setzen, eigene Ideen einbringen, selbst wenn sie zunächst auf Widerstand oder Unverständnis stoßen. Teamfähigkeit hat nichts mit "Unterordnung" zu tun, teamfähig ist vielmehr derjenige, der im Team seine Fähigkeiten optimal entfaltet und sie zugleich und vor allem zum Nutzen der Gruppe einbringt. Und zwar, damit alle gemeinsam ein definiertes Ziel erreichen.
Bei der einen Apothekenmitarbeiterin ist dies die Fähigkeit, im Team widerstreitende Meinungen zusammenzuführen. Bei der Kollegin oder dem Apotheker die Fertigkeit, die anderen Teammitglieder zu motivieren und mitzureißen. Erwartet wird von der teamfähigen Mitarbeiterin, dass sie ihre eigenen Interessen – also ihre Einzelinteressen – in den Dienst der Teaminteressen stellt: "Frage nicht, was das Team für dich tun kann – frage, was du für das Team tun kannst", so das Motto der Mitglieder eines funktionsfähigen Teams, in dem alle beitrags- und ergebnisorientiert denken und sich fragen, welche Leistung sie zur Zielerreichung beitragen können. Es geht um das Teamziel – nie um die Befriedigung persönlicher Eitelkeiten.
Notwendig dazu ist, dass die Mitarbeiterin als Teamplayer ihre Aktivitäten im Lichte der Bedeutung für das Team überprüft: "Welche Auswirkungen hat meine Entscheidung für das Team und kann ich sie vor den Teamkollegen verantworten?" Die Mitarbeiterin sollte die Konsequenzen der eigenen Handlungsweise für die Gruppe bedenken. Diese Fähigkeit ist auch für den Karriereweg wichtig.
Und das gilt natürlich auch für den Apotheker, sofern er sich nicht nur als Vor-Gesetzter versteht, sondern überdies als Mitglied eines Teams, in dem alle an einem Strang ziehen.
Streiten im Team: Das beste Argument gewinnt
Konflikte und Missverständnisse sind bei der Teamarbeit an der Tagesordnung. Die Teammitglieder sollten eine produktive Streitkultur entwickeln, in der nicht das Argument des Ranghöchsten – in der Regel also des Apothekers – gewinnt, sondern das beste Argument.
Teamarbeit scheitert häufig, weil bei Konflikten heftig darum gerungen wird, wer recht behält: "Das habe ich doch schon immer gesagt", "Hättet ihr lieber auf mich gehört" – dies sind die Argumente des Rechthabers. Effektive Teamarbeit braucht das faire Miteinanderumgehen der Teammitglieder, die gemeinsam um die beste Lösung ringen. Und die beste Lösung ist diejenige, die das Team im Sinne der konstruktiven Bearbeitung der Aufgabe voranbringt. Dazu bedarf es der Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen und argumentativ und lösungsorientiert mit den Kolleginnen im Sinne der Sache auseinander zu setzen und Hierarchie- oder Machtkämpfe außen vor zu lassen.
Der sachliche Austausch von Argumenten setzt eine hohe kommunikative Kompetenz voraus – sie ist für die Teamfähigkeit unerlässlich. Damit ist nicht die Beherrschung rhetorischer Tricks und Finessen gemeint. Die Kolleginnen sollen motivierendes und förderndes Feedback erhalten: klar und bestimmt, jedoch vorgetragen mit wertfreien Formulierungen. Das schließt Kritik nicht aus, nur: Faires Feedback meint stets die Sache, nie die Person, es greift nie die Person selbst an, sondern bezieht sich immer auf Verhaltensweisen.
Der Streit und die Diskussion zwischen gleichberechtigten Teammitgliedern verlangen vom Apotheker ganz besondere Anstrengungen. Er muss in der Lage sein, von seinem Status als Vorgesetzter abzusehen und sich als "Gleicher unter Gleichen" in die Konfliktbewältigung zu integrieren.
Empathie und Verständnis aufbringen
In einem Team treffen Menschen aufeinander, die unterschiedlich sind und jeweils einem ganz anderen Persönlichkeitstypus zugehören. Das ist gut so – denn ein Team, in dem alle Mitglieder nach demselben Muster "gestrickt" sind, ist selten erfolgreich. Es lebt ja geradezu davon, dass sich die Teammitglieder in ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Persönlichkeitsmerkmalen ergänzen. Die Mitarbeiterin sollte bereit sein, die Denkweise des anderen zu verstehen und ihre eigenen Argumente so vorzutragen, dass die Teamkolleginnen sie nachvollziehen können.
Teamfähigkeit bedeutet, sich emphatisch in andere hineinzuversetzen und einzufühlen. Nebenbei gesprochen: Erwirbt die Mitarbeiterin diese kommunikative Kompetenz, hilft ihr diese Fähigkeit auch im Gespräch mit dem Apothekenkunden weiter. In einem Konflikt setzt sie sich die Wahrnehmungsbrille der Kollegin oder der Kundin auf, die eine ganz andere Meinung vertritt, und prüft, ob diese Ansicht nicht zumindest bedenkenswert ist.
Leistungsfähige Teams zeichnen sich durch Mitglieder aus, die neugierig, offen für neue Denkweisen und flexibel bei der Anpassung an sich ändernde Rahmenbedingungen sind. Die Teammitglieder vertrauen sich, und so kann der berühmte Teamgeist entstehen.
Fazit
Teamfähigkeit setzt sich aus einer ganzen Palette an Charaktereigenschaften und Sozialkompetenzen zusammen – über die wohl keine Mitarbeiterin und kein Apotheker in der Gesamtheit verfügt. Gerade unter dem Karrieregesichtspunkt sollte die Mitarbeiterin mit Hilfe einer kritischen Selbstreflexion ihren Kompetenzlücken auf die Spur kommen. Eine Fremdbeurteilung, etwa durch Freunde oder Kolleginnen, hilft ebenfalls festzustellen, in welchen Bereichen Verbesserungsbedarf besteht. Die fehlenden Kompetenzen können dann zum Beispiel in einem Weiterbildungskurs zur Teamfähigkeit erworben werden..
Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater
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