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- AZ 24/2008
- Wo bleibt der Ruck
Wo bleibt der Ruck?
Wie sagte doch 1997 unser Altbundespräsident Roman Herzog in seiner vielzitierten Rede: "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!" Er sprach von einer unglaublichen mentalen Depression, die über unserem Land liegt und davon, dass wir kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem haben: "Wir brauchen wieder eine Vision. Visionen sind nichts anderes als Strategien des Handelns". Wie wahr. Elf Jahre später könnte man weite Teile dieser Rede auf unsere heutige Apothekensituation übertragen. Mutlosigkeit, Depressionen, Perspektivlosigkeit, fast Lethargie machen sich bei vielen Apothekerinnen und Apothekern derzeit breit. Der Versandhandel mit seinen Auswüchsen in Richtung Drogeriemärkte und Rezeptsammelstellen, Discounter, Preiskämpfe, Rabattverträge und Retaxationen machen in der Tat ratlos. Und der Blick nach Luxemburg zum Europäischen Gerichtshof, der in wenigen Monaten über das Fremd- und Mehrbesitzverbot entscheiden wird, drückt auf die Stimmung.
Lassen wir uns da nicht zu sehr runterziehen? Gut möglich. Dabei müsste das nicht sein. Wenn wir genau hinsehen, dann stellen wir fest: Wir haben in der Bevölkerung ein tolles Image, an dem auch dubiose Apothekentests von Fernsehsendungen nicht rütteln können. Wir werden gebraucht und wir haben im Gesundheitswesen hervorragende Perspektiven. Nur eines sollten wir wissen: So wie jetzt wird es nicht mehr weitergehen können. Die Gesellschaft fordert die Beraterrolle des Apothekers ein und Qualität auf allen Ebenen. Ohne wenn und aber. Die Vision ist: der Apotheker wird in Zukunft verstärkt die Rolle des Beraters und pharmazeutischen Betreuers einnehmen müssen. Von dieser Vision ausgehend sollten wir Strategien für unser Handeln ableiten. Einige haben das bereits erkannt und tun was. Zum Beispiel die Apothekerkammer Thüringen, die mit ihrer vorbildlichen PR-Kampagne "Beratung ist die beste Medizin" nach außen und nach innen die Unverzichtbarkeit unserer Beratungsleistung in den Mittelpunkt stellt. Hervorragende Materialien zur Unterstützung der Beratung, Argumentationshilfen, Broschüren, Poster und mehr sind gute Hilfestellungen. Oder auch einige Kooperationen, die Schulungen und Aktionen zur Beratung anbieten. Das Partner-Apotheken-Netzwerk beispielsweise wollen ihren Kunden für ihre Leistungen ein Garantieversprechen machen.
Geben Sie sich einen kräftigen Ruck, seien Sie selbstbewusst und haben Sie Visionen. Die Apotheke lebt!
Peter Ditzel
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