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Wirtschaft
Schlechter Start für die Weltbörsen
Gleich zu Beginn der ersten Börsenwoche erschreckte das Parkett eine Nachricht aus Asien: Singapurs Wirtschaft schrumpfte im vierten Quartal 2007 um 3,2% gegenüber dem Vormonat. Der Stadtstaat litt unter schrumpfenden Exporterlösen aus den USA und hatte gleichzeitig eine Inflation von 4% zu beklagen – der höchste Geldwertverlust seit 25 Jahren. Singapur ist das erste asiatische Land, das in diesem Jahr seine Konjunkturzahlen 2007 veröffentlicht hat. Der Stadtstaat gilt als Barometer für die gesamte Region. Später gesellten sich noch schlechte Arbeitsmarktzahlen aus den USA hinzu, was den Verdacht erhärtete, dass sich die Kreditkrise auch im Konsum bemerkbar machen wird. Alles in allem führte dies an der Wall Street zum schlechtesten Jahresauftakt aller Zeiten und lässt auf ein bescheidenes Börsenjahr schließen. Der Grundoptimismus, wie er noch zur Jahreswende herrschte, ist den Akteuren vergangen. Analysten der Landesbank Baden-Württemberg sehen die Börsen nun auf "des Messers Schneide".
Angstwort des Jahres: "Stagflation"
Die Profis sind aus dem Urlaub zurück und sehen sich sogleich mit den neuesten US-Quartalszahlen konfrontiert. Sollte der anstehende Zahlenreigen ein Durchschlagen der Kreditkrise auf die Unternehmensergebnisse beweisen, dürften auch Zinssenkungen der US-Notenbank (FED) den Markt nicht mehr trösten. Im Vorfeld des Zahlenreigens erwarten Experten nach einer Erhebung der Nachrichtenagentur Reuters einen durchschnittlichen Rückgang der Gewinne des 4. Quartals um 8,4% gegenüber Vorjahr. Im Oktober letzten Jahres hatte man noch mit einem Gewinnplus von durchschnittlich 11,4% gerechnet. Auch die Gewinnerwartungen für das erste und zweite Quartal 2008 dürften entsprechend nach unten korrigiert werden. Den Berichtsreigen eröffnete traditionsgemäß Alcoa. Der Aluminiumkonzern lieferte aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise gute Zahlen für das 4. Quartal ab. Als nächstes stehen Banken und Brokerhäuser zur Berichterstattung an. Von der Branche – allen voran Merrill Lynch und Citigroup – ist nichts Gutes zu erwarten. Die Geldhäuser hoffen alle auf eine bessere zweite Jahreshälfte. Die ist aber für Investoren noch Lichtjahre entfernt.
Nun werden diese Ängste ja bereits am Parkett gehandelt. Soll sich an der Situation etwas Grundlegendes ändern, müsste nach Händlermeinung die US-Notenbank massiv die Zinsen senken. Die Frage ist nur: Wie viel Spielraum hat die FED, wenn die inflationäre Tendenz weiter anhält? Stagniert die Wirtschaft bei gleichzeitig anhaltender Inflation, hat es die Börse mit dem größten Übel überhaupt zu tun – der Stagflation. Ob eine solche dann tatsächlich eintritt, ist unerheblich. Die Angst davor reicht völlig aus, um die Weltbörsen wieder zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen.
Keine sicheren Häfen am Aktienparkett
Ein schwacher Dollar und steigende Inflation – Jim Rogers, der viel beachtete Mitbegründer des berühmten Quantum-Fonds, sieht eine der schlimmsten Rezessionen am Horizont, die Amerika je zu durchleben hatte. Auch Goldman Sachs sieht neuerdings die USA 2008 in der Rezession. Das sind unsichere Zeiten am Parkett, in denen viele Analysten ihr Heil in konjunkturunabhängigeren Bereichen wie etwa der Energieversorgung, Chemie oder Telekommunikation suchen. Namentlich gerade die Bereiche, die den DAX bislang vor Schlimmerem bewahrt haben. Aber diese Strategie erweist sich regelmäßig als Trugschluss, sollte es an der Börse tatsächlich nach unten gehen. Denn erfahrungsgemäß werden – völlig unabhängig von der fundamentalen Bewertung – am Ende überall dort Gewinne mitgenommen, wo noch Pluszeichen zu realisieren sind und anderweitige Verluste damit kompensiert werden können. Es sind ganz einfach nur Gewinnmitnahmen, die dafür sorgen, dass am Ende kein Land und keine Branche vor Verlusten verschont bleiben. Durch die Globalisierung dürfte sich der Dominoeffekt sogar eher noch verstärken. Ein entsprechendes Lehrstück hatte die Börse für die Akteure im Crash 1987 bereit: Als die Kurse ins Bodenlose fielen, suchten viele Anleger Schutz in Goldanlagen. Tatsächlich entzogen sich Goldminenaktien zunächst dem allgemeinen Baisse-Trend und schossen nach oben. Die Freude währte allerdings nicht lange und Gewinnmitnahmen setzten ein, wodurch die Minenanteile dann ebenfalls abstürzten.
DAX ignoriert bislang den Abwärtsdruck
Keine Frage: Die Widerstandsfähigkeit des deutschen Börsenbarometers ist erstaunlich. Bei genauerer Betrachtung wird indes deutlich, dass der DAX nur noch von knapp zehn Titeln – mehrheitlich aus den Bereichen Chemie und Energie – in luftiger Höhe gehalten wird. Die restlichen zwanzig Werte notieren mehrheitlich bereits rund 20% unter ihren Höchstständen. Das entspräche einem Rückgang beim DAX auf rund 6500 Punkte. Geht nun am Ende den Highflyern die Luft aus oder schaffen die geprügelten Werte den Turnaround? Es ist anzunehmen, dass es vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftsprognosen derzeit nicht zu einer breit angelegten Aufwärtskorrektur der Aktien kommen wird. Wahrscheinlicher ist es, dass die Chemie- und Energiewerte von den großen Brokerhäusern – möglicherweise unter Hinweis auf das zwischenzeitlich hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis – bald auf "Sell" oder "Hold" gesetzt werden. Mit Kursen zwischen 6500 und 7000 Punkten wäre der DAX dann angemessen bewertet. DAX am 9. Januar: 7782 Punkte.
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