- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 36/2008
- Zehn Prozent mehr Honorar...
Zehn Prozent mehr Honorar für Kassenärzte
Gleichzeitig soll sich die Gesamtvergütung künftig nicht mehr an der versorgungsfremden Entwicklung der Grundlohnsumme orientieren, sondern an der Morbidität der Versicherten. Auf die gesetzlichen Krankenkassen kommen infolge dieser Einigung Mehrausgaben in Höhe von 2,5 Mrd. Euro zu. Beim GKV-Spitzenverband sprach man von einer "Rekordsteigerung" der ärztlichen Honorare. Diese massive Erhöhung "werden leider alle Versicherten deutlich in ihren Portemonnaies spüren", erklärte der Vize-Vorstandsvorsitzende des Verbandes und Verhandlungsführer der Krankenkassen, Johann-Magnus von Stackelberg. Die Kassen hätten diese Belastung für den Beitragszahler nicht verhindern können, weil in dem entscheidenden Beschlussgremium mit einfacher Mehrheit entschieden werden könne.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Andreas Köhler begrüßte hingegen die beschlossene Honoraranhebung – schließlich räumt auch er ein, dass es sich um die höchste Steigerung der Gesamtvergütung seit Bestehen der ärztlichen Selbstverwaltung handelt. Am Donnerstagnachmittag hatten die Verhandlungen zeitweilig erneut zu platzen gedroht. Schon bei einem ersten Treffen der Kassen- und Ärztevertreter vor rund drei Wochen hatten die Ärzte die Sitzung verlassen, weil das Angebot der Kassen aus ihrer Sicht unakzeptabel war. Die Rückkehr an den Verhandlungstisch hat sich gelohnt: Das Ergebnis sei ein wichtiger Schritt, "um die flächendeckende und qualitativ hochwertige ambulante Versorgung für die Patienten auf Dauer zu sichern", erklärte Köhler. Zugleich sei eine der wichtigsten Hürden hin zu einer leistungsgerechten Vergütung in Euro und Cent nach 20 Jahren des Einfrierens ärztlicher Honorare genommen. "Kopfpauschalen und Honorarbudgets sind nach zwei Jahrzehnten abgeschafft", so der KBV-Chef.
Demo findet trotzdem statt
Auch beim Hartmannbund machte sich Erleichterung breit. Für die Demonstration, die der Ärzteverband für "den Fall der Fälle" vorbereitet hatte, sieht man dort zunächst keine weitere Notwendigkeit. Anders sieht es die Freie Ärzteschaft (FÄ), die unabhängig vom Hartmannbund ebenfalls eine Großdemo angekündigt hatte. "Eine einzige Stellschraube in unserem Gesundheitssystem ist möglicherweise ein wenig gängiger gemacht worden, das System selbst benötigt aber nach wie vor dringend die von Ärzten und Patienten gewollte große Reparatur", erklärte FÄ-Präsident Martin Grauduszus. Es müsse weiterhin "mit aller Kraft für den Erhalt der flächendeckenden Versorgung gekämpft werden", die geplante Demo am 19. September in Berlin soll daher nach wie vor stattfinden..
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.