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Wie sicher sind die Renten für Apotheker?
Die Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungswerke (ABV) weist für die Vermögensanlagen der angeschlossenen Institutionen eine durchschnittliche Aktienquote von 17 Prozent aus. Dies gilt für Ende 2005, dürfte sich aber kaum verändert haben, denn die Alterssicherung ist naturgemäß ein langsames Geschäft. Die größte Anlagekategorie bilden Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen mit durchschnittlich 47,4 Prozent, gefolgt von festverzinslichen Wertpapieren mit 20,7 Prozent. Von diesen Durchschnitten gibt es Abweichungen, die bayerischen Versorgungswerke haben eher geringere Aktienquoten. Doch diese Gewichtung zeigt grundsätzlich, wovon das Geschäftsergebnis der Versorgungswerke abhängt: Die jüngsten Kursverluste bei Aktien werden das Ergebnis schmälern, aber der Anteil der Aktien ist überschaubar – und trotz möglicher Rückschläge ist der Erfolg einer Aktienanlage für die Alterssicherung nur sehr langfristig zu beurteilen. Dagegen ist die Bonität der Gläubiger bei Zinsanlagen eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Versorgungswerke. Außerdem hängt das Geschäftsergebnis von der Entwicklung des Zinsniveaus ab.
Damit sollte derzeit die Bonitätsfrage im Vordergrund stehen – und die muss für jede Vermögensposition einzeln beantwortet werden. Dazu erklärte ABV-Geschäftsführer Michael Jung gegenüber der AZ: "Ende nächsten Jahres erfahren wir, wie dieses Jahr gelaufen ist." Denn etwaige Abschreibungen für einzelne Positionen würden bei der Bilanzierung im nächsten Jahr vorgenommen. Jung vertraut auf eine vernünftige Diversifizierung der Anlagen. Denn für die Versorgungswerke gelten die gleichen Vorschriften wie für private Lebensversicherungen, sie betreiben ein klassisches Lebensversicherungsmanagement, so Jung. Die Höchstbeträge für Anlagen von einem einzelnen Emittenten würden ohnehin nicht ausgeschöpft und sogar bei zahlungsunfähigen Schuldnern zeige sich erst viel später, ob eine Anlage abgeschrieben werden muss.
Wer Papiere von Lehmann Brothers oder von der Hypo Real Estate hält, hat derzeit keine verbindlichen Informationen, wie diese zu bewerten sind. Jochen Stahl, Geschäftsführer des Versorgungswerkes der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, betrachtet aber auch solche Fälle nicht als Verluste für die Versorgungswerke. Denn bei Schuldscheindarlehen greife im Insolvenzfall die Einlagensicherung und darüber hinaus die Garantieerklärung der Bunderegierung – und diese Schuldscheindarlehen bilden die größte Vermögensposition aller Versorgungswerke.
Übersichtliche Vermögen im Vorteil
Daher sieht Stahl keinen Abschreibungsbedarf im Versorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und erwartet dies auch in anderen Versorgungswerken nicht. Auch in der Apothekerversorgung in Schleswig-Holstein müssen keine Abschreibungen bei Zinsanlagen vorgenommen werden, erklärte der Geschäftsführer des dortigen Versorgungswerks, Dr. Stefan Zerres, gegenüber der AZ. Offenbar ist die Situation bei Versorgungswerken, die ihre Geldanlagen selbst vornehmen, schneller zu überschauen. Größere Organisationen brauchen dagegen mehr Zeit, um Klarheit zu gewinnen. So ist die Bayerische Apothekerversorgung, die auch die Apotheker in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und im Saarland versichert, neben elf anderen Versorgungswerken Teil der Bayerischen Versorgungskammer. Dort werden die Anlageentscheidungen für die Alterssicherung der verschiedensten Freiberufler in Süddeutschland zentral getroffen. Andreas Klein, Sachgebietsleiter bei der Bayerischen Apothekerversorgung, erwartet sichere Informationen daher erst Anfang nächsten Jahres.
Doch unabhängig von direkten finanziellen Konsequenzen dürfte die Finanzkrise Folgen für die weitere Arbeit der Versorgungswerke haben: "Wir werden von den Aufsichtsbehörden stärkere Auflagen an das Risikomanagement und eine höhere Schwankungsreserve verordnet bekommen," erwartet Dr. Roswitha Grießmann, Geschäftsführerin der Sächsisch-Thüringischen Apothekerversorgung.
Liquidität ist sicher
Eine klare Aussage zu allen Versorgungswerken machte Jung für die derzeitigen Rentenbezieher: "Liquiditätsprobleme gibt es bei den Versorgungswerken nicht." Die Zahlung der laufenden Renten sei damit sicher. Sogar für eine längere Krise wären die Versorgungswerke gerüstet, denn sie könnten dann ihre Umlageanteile zeitweilig erhöhen, so Jung. Diese beruhigenden Aussagen erscheinen angesichts der Zahlungsströme der Versorgungswerke plausibel. So weist die ABV für ihre Mitgliedseinrichtungen im Jahr 2005 Beitragseingänge von 5789 Millionen Euro, Vermögenserträge von 4973 Millionen Euro, aber Zahlungen an Rentenempfänger von nur 3193 Millionen Euro aus.
Zurückhaltende Erwartungen sind dagegen beim Zuwachs der künftigen Anwartschaften für die derzeitigen Beitragszahler angebracht, so Jung, denn erst kürzlich wurden wieder neue Sterbetafeln veröffentlicht. Die erneut gestiegene Lebenserwartung der Freiberufler muss von den Versorgungswerken verarbeitet werden – unabhängig von der Finanzkrise..
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