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- DAZ 14/2008
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Briefe
Keine Ausbeutung?
Meines Erachtens sind in dieser Sache die Artikel der Adexa zu undifferenziert. Selbstverständlich müsste es Standard sein, dass Pharmazie- und PTA-Praktikanten mindestens das ihnen zustehende Tarifgehalt erhalten. Andererseits wird die Bereitschaft der Kollegen, zusätzliches Personal einzustellen, mit der Gesundheitsreform geringer. Wenn sich also Praktikanten dazu überreden lassen, lieber unter Tarif zu arbeiten als weiter auf Stellensuche zu gehen, ist dies zwar rechtlich problematisch, aber keine Ausbeutung, weil beiderseits akzeptiert. Das Problem liegt in der mangelnden Nachfrage, deren Ursachen – neben dem Rückgang der Apothekenzahl bei gleichbleibender Zahl von Berufsanfängern – in erster Linie politischer Natur sind. Ein Staat, der systematisch einer ganzen Branche das Wasser abgräbt und sich dann auch noch beschwert, dass zu akzeptablen Bedingungen keine Praktikumsplätze mehr zur Verfügung stehen, ist es wert, dass in den Wahllokalen gähnende Leere herrscht.
Wir sind mittlerweile in einer Situation, die Praktikumsplätze "oberndrauf" nur noch bedingt erlaubt. Die Alternativen sind also entweder lange Stellensuche oder Apotheken, die ausschließlich mit dann gut bezahlten Praktikanten arbeiten und auf festes Personal verzichten (ich kenne einige solcher Fälle). Auch das dürfte den Wünschen der Adexa entgegenlaufen. Ich bin nicht dafür, dass Tarifvereinbarungen unterlaufen werden, aber die Breitschaft, Praktikumsstellen anzubieten, sollte nicht zulasten der unbegrenzten Beschäftigungsverhältnisse gehen.
Eine völlig andere Situation bieten Praktikumsverhältnisse, die ausschließlich zur Berufsorientierung dienen und freiwillig absolviert werden. Hier steht seitens des Arbeitsgebers nicht selten der Wunsch im Vordergrund, einem Berufsneuling oder jemandem, der sich noch nicht entschieden hat, einen Einblick zu verschaffen, ohne dass dadurch ein positiver Effekt für den Betrieb entsteht. Solche Praktika sollten natürlich keine unbezahlte Dauereinrichtung darstellen. Ich finde es akzeptabel, wenn jemand nur zu eigenen Zwecken mal ein bis zwei Wochen kostenlos schnuppert, obwohl ich persönlich das sicherlich honorieren würde. Darüber hinaus muss m. E. eine vernünftige Gehaltsvereinbarung getroffen werden. Man sollte staatlicherseits möglichst wenig in die Vereinbarungen eingreifen, da Zwangsregelungen die Bereitschaft auf Arbeitgeberseite sicher verringern werden. Eine "angemessene" Vergütung ist bereits heute vorgeschrieben. Eine Konkretisierung wäre sicher wünschenswert, vielleicht gestaffelt nach Dauer des Praktikumsverhältnisses. Mindestlöhne und ähnliche Keulen dienen eher dazu, die Bereitschaft zum Anbieten solcher Praktika zu verhindern.
Peter Füssel, Albertus-Magnus-Apotheke, 53773 Hennef
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