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Interpharm 2008
Prävention und metabolic tuning mit Mikronährstoffen
Die Hauptfunktion von Mikronährstoffen, zu denen neben den oben genannten auch Aminosäuren, Fettsäuren, sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, etc. zählen, ist die Aktivierung von Enzymen. Daher werden vielfach Enzymaktivitäten zur Orientierung herangezogen, um den Status des Organismus an Mikronährstoffen festzustellen. Die Erwartungen und Motive des Verbrauchers, entsprechende Präparate einzunehmen, sind vielfältig. Sie reichen vom Ausgleich einer unausgewogenen Ernährung, Verzögerung von Alterserscheinungen, Leistungssteigerung, Schutz vor Krankheiten, Heilung einer Erkrankung bis hin zur Unterstützung des Organismus beim Rauchen oder unter einer Arzneimitteltherapie. Als wichtige Mikronährstoffe mit einer problematischen Versorgung führte Gröber unter anderem Selen und Folsäure an.
Selen: erst messen, dann supplementieren
Die Versorgung mit Selen ist in verschiedenen Regionen der Welt sehr unterschiedlich. Hinsichtlich einer optimalen Enzymfunktion sind die Europäer laut Gröber durchgehend unterversorgt. Dennoch rät er von einer Supplementierung ohne vorherige Bestimmung des Selenstatus ab. Als präventiven Selen-Vollblut-Spiegel (Referenzbereich für Gesunde) nannte er eine Konzentration von 140 μg/ml. Das organische Selenomethionin, eine nicht akut verfügbare Selenform, die unspezifisch in die Muskulatur eingebaut werden kann, sollte eher für die Prävention zum Einsatz kommen. Zu beachten ist hierbei jedoch das Risiko der Akkumulation. Besser geeignet für die Therapie sind Natriumselenit oder Natriumselenat als dessen Vorstufe, da diese dem Stoffwechsel direkt zur Verfügung stehen und therapeutisch sehr gut steuerbar sind.
Folsäure am besten dauernd supplementieren
Der Homocystein-Stoffwechsel ist der wichtigste Weg im Körper, um Methylgruppen zu bilden. Die Substanz selbst birgt ein sehr hohes prothrombotisches Risikopotenzial und gilt daher als kardiovaskulärer Risikofaktor. Sie verursacht Entzündungen und oxidativen Stress und wird darüber hinaus mit der Alzheimer-Erkrankung in Verbindung gebracht. Da Homocystein mithilfe von Folsäure und Vitamin B12 in Methionin umgewandelt wird, bewirken erhöhte Folsäuregaben ein Absenken des Homocystein-Spiegels. Nach einer Anreicherung der Grundnahrungsmittel mit Folsäure in den USA gingen nicht nur der Folsäuremangel in der Bevölkerung, sondern auch die Schlaganfallhäufigkeit erheblich zurück. Gröber hält eine ähnliche Initiative daher auch in Deutschland für empfehlenswert. In gleicher Weise sollten darüber hinaus Arzneimittel-induzierte Hyperhomocysteinämien behandelt werden, wie sie etwa durch Antiepileptika, bestimmte Lipidsenker, Methotrexat oder Sulfasalazin ausgelöst werden können.
In der Apotheke gezielter beraten
Auch zahlreiche andere Arzneistoffe interagieren mit dem Stoffwechsel wichtiger Mikronährstoffe, wie etwa Antazida oder orale Antidiabetika mit Vitamin B12, Antiepileptika mit Vitamin D und Antirheumatika mit Vitamin E. Öfter sollte bei einer antihypertensiven Therapie an eine Optimierung des Magnesium- und Kaliumhaushaltes gedacht werden und bei Kindern mit ADHS an einen versteckten Mangel an Magnesium und/oder Zink. Gröber empfiehlt, die Patienten bei der Abgabe entsprechender Präparate in der Apotheke gezielter auf die Zusammenhänge mit dem Mikronährstoffstoffwechsel hinzuweisen und den Betroffenen regelmäßig – gegen Gebühr – eine individuelle Beratung anzubieten.
Mikronährstoffe im Sport
Doping, das heißt die Anwendung unerlaubter Substanzen im Sport, ist nicht der Stein der Weisen, wenn es um Leistungssteigerung geht. Gröber zeigte eine völlig legale Alternative auf: metabolic tuning durch Mikronährstoffe.
Hierbei geht es darum, dem Körper einfach nur das zu geben, was er in seiner erhöhten Bedarfssituation braucht. Dies hat für Gröber bereits beim ambitionierten Hobbysportler durchaus seine Berechtigung.
Folgen unkompensierter Mikronährstoffdefizite sind eine erniedrigte Belastungstoleranz und Regenerationsfähigkeit, Einschränkungen der Herz-Kreislauf-Leistung, Skelettmuskelschäden, eine Schwächung des Immunsystems, Anämien sowie last not least mentale Probleme wie Unkonzentriertheit und Schlafstörungen. Da die Mangelsymptome oft sehr unspezifisch sind, rät Gröber zu einer regelmäßigen zusätzlichen Basisversorgung sowie zu Substituierung mit Vitamin-B-Komplex, Selen und Antioxidanzien, vor allem bei Leistungssportlern. Bei Marathonläuferinnen mit vegetarisch orientierten Ernährungsgewohnheiten muss immer eine Eisen-Unterversorgung in Betracht gezogen werden. Hierbei sollte wegen der schlechten Resorbierbarkeit durchaus der Einstieg über eine parenterale Verabreichung gewählt werden.
Mineralstoffe im Sport | |
Mineralstoff |
Sport-/Belastungs-bezogene Funktion |
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Energiestoffwechsel, Muskelkontraktion,
Stressabschirmung, Knochenaufbau → Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit
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Muskelkontraktion, Nervenleitung, Regulation des Salz- und Wasserhaushaltes
→ Steigerung der Ausdauerleistung, erhöhte muskuläre Regeneration
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Sauerstofftransport, Energiestoffwechsel,
Immunsystem → Steigerung der Ausdauerleistung, erhöhte muskuläre Belastbarkeit
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Energiestoffwechsel, Immunsystem, Proteinbiosynthese
→ Steigerung der muskulären Belastbarkeit,
erhöhte immunologische Stabilität |
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Antioxidativer Zellschutz, Muskelfunktion,
Proteinbiosynthese, Immunsystem → erhöhte Regeneration
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Kohlenhydrat-, Protein-, Fettstoffwechsel,
Glykogenbildung → Unterstützung der Ausdauerleistung und des Muskelstoffwechsels
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Weitere erlaubte Mittel sind L-Carnitin und Kreatin. Carnitin soll die Fettsäureoxidation erhöhen, die Glykogendepots schonen, die Endspurtkapazität bei Ausdauersportarten verbessern und den Sauerstofftransport und die Erythrozyten-Produktion steigern. Wer sich von diesen Effekten etwas verspricht, kann laut Gröber Carnitintartrat in einer Dosierung von 500 bis 2000 mg/Tag im Training bzw. 2000 bis 4000 mg/Tag zwei bis drei Stunden vor einem Wettkampf nehmen. Kreatin gilt vor allem als schnelle Energiereserve bei Kurzzeitbelastungen. Es verändert die Muskelkontraktionsfähigkeit und begünstigt eine Neigung zu Muskelkrämpfen. Aus diesem Grund sollte Kreatin auf keinen Fall zum ersten Mal unter einer Wettkampfsituation eingenommen, sondern besser vorher im Training ausprobiert werden, um diese unerwünschte Wirkung besser abschätzen zu können.
hb
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