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Oesterle beklagt zu hohe Großhandelskapazitäten
Der Grund für die Abschwächung des Geschäfts liege an den belastenden Effekten, die aus dem Jahr 2007 stammen, sich aber erst im laufenden Jahr 2008 niederschlagen, so Oesterle. Letztes Jahr hatte der Konzern insbesondere an den Entwicklungen im deutschen und britischen Großhandelsgeschäft zu knabbern. So litt die Celesio-Tochter Gehe nicht nur unter der in Deutschland tobenden Rabattschlacht im Großhandel, sondern auch daran, dass ihr nach der DocMorris-Übernahme durch Celesio im vergangenen Jahr die Kunden davonliefen. Dennoch steht Oesterle weiterhin zu dem Geschäft. Mit der von ihm erwarteten Liberalisierung des deutschen Apothekensystems werde man mit DocMorris gut aufgestellt sein. "Mit Marktanteilsverlusten als emotionale, von den Apothekerverbänden geschürte Reaktion auf die DocMorris-Akquisition hatten wir gerechnet", erklärte der Celesio-Chef. In Großbritannien sorgte indes der Anfang März 2007 eingeläutete Direktvertrieb von Pfizer für Verluste. Hier hatten aber die Celesio-Apotheken zu kämpfen, da die Erstattungspreise für Generika deutlich gesenkt wurden. Dies sei in einem Ausmaß geschehen, das von keinem der Marktbeteiligten erwartet worden war, so Oesterle. Überdies habe Celesio die Schwäche des britischen Pfund belastet.
Oesterle hofft auf Rückkehr der "Rabattvernunft"
Für den "Rabattkrieg" der deutschen Pharmagroßhändler macht Oesterle vor allem die steigende Zahl der Mitbewerber verantwortlich. Seit Ende 2006 hätten bis dahin nur regional tätige Großhändler begonnen, ihre räumliche Präsenz in Deutschland zu verbreitern. Dabei wurden die Kunden mit Rabatten geködert. Oesterle zeigte sich hierfür gänzlich verständnislos: "Betriebswirtschaftlich und unter Versorgungsgesichtspunkten benötigen wir in Deutschland weitere Großhandelskapazitäten so dringend wie Sie und ich einen Kropf, also überhaupt nicht. Deutschland ist mit Großhandelskapazitäten überversorgt." Angesichts des stetig steigenden Rabattniveaus und des dementsprechenden Verfalls der Rohertragsmarge, sei man inzwischen an einem Punkt angekommen, an dem im deutschen, pharmazeutischen Großhandel "niemand mehr wirklich Geld verdient". Dennoch zeigte sich Oesterle zuversichtlich, dass über kurz oder lang wieder "Rabattvernunft" einzieht. Bislang sei man immer wieder zur Profitabilität zurückgekehrt, so der Celesio-Chef. Dann werde man sich "jeden Cent zurückholen".
Trotz vorerst trüber Aussichten verzeichnete Celesio 2007 gegenüber dem Vorjahr immerhin noch ein Umsatzplus von 3,6 Prozent auf 22,3 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss wuchs um 2,3 Prozent auf knapp 426 Millionen Euro.
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