Aus Kammern und Verbänden

"Viel hilft viel" und andere populäre Medikationsirrtümer

An zwei April-Wochenenden haben etwa 60 junge Kollegen am Workshop "Praxisrelevante Interaktionen – Kommunikation mit Arzt und Patient" in München und Leipzig teilgenommen und Tipps für die Berufspraxis erhalten. Veranstalter waren der Deutsche Pharmazeutinnen Verband (DPV) und der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA).

An vielen Praxisbeispielen konnten die Teilnehmer z. B. erfahren, dass Patienten bei einer ärztlichen Anweisung "bei Bedarf" auch schon mal eine Packung Nedolon P und eine Packung Diclofenac an einem Tag einnehmen. Pamela Reissner verdeutlichte an solchen Beispielen aus der Praxis, wie Kommunikation funktioniert, nämlich nicht nur auf der Verstandesebene, sondern auch auf einer emotionalen Ebene. Wie kann man nun Fehlkommunikation vermeiden? Wie geht man aktiv auf seinen Kommunikationspartner zu? Wie vermeidet man Fettnäpfchen? Wie kann man den Arzt auf seine Seite ziehen? An teils lustigen, teils dramatischen Beispielen aus der Krankenhausapotheke gab Frau Reissner Antworten auf diese Fragen.

Was ist eine relevante Interaktion? Welche Interaktionsmechanismen kennen wir und von welchen Faktoren hängt deren Relevanz ab? Über diesen Fragenkomplex referierte Martina Hahn, PharmD. Sie gab einen guten Überblick über die wichtigsten Wirkmechanismen von Arzneimitteln und die unerwünschten Folgen, die bei bestimmten Kombinationen auftreten können. Zudem stellte sie ein systematisches Vorgehen bei Medikationsproblemen vor und zeigte an Beispielen, wann der Apotheker den Arzt verständigen sollte und wann ein Beratungsgespräch mit dem Patienten ausreicht.

Bei Annette Dunin von Przychowski (in Leipzig) und Dr. Rita Brunnengräber (in München) lernten die Teilnehmer dann, wie man den Patienten – oft mit viel Fingerspitzengefühl – Medikationen erklären sollte und wie man durch eine gezielte Gesprächsführung relevante Informationen vom Patienten erfragen kann. Wer offene W-Fragen stellt, kann erstaunliche Antworten vom Patienten erhalten. Die Erfahrung zeigt, dass Patienten oftmals nicht wissen, was sie tun – und dass Apotheker oftmals die letzte Kontrollinstanz zur Vermeidung von Medikationsfehlern sind.

Weitere Workshops sind für Köln/Bonn und Mainz geplant. Informationen unter: www.pharmazeutinnen.de.


Antonie Marqwardt

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