Aus Kammern und Verbänden

Wert(e)volle Apotheke

Die Bedeutung von Werten in der Gesellschaft und im Berufsalltag war das Thema der Jahrestagung 2008 der "Christen in der Pharmazie". Sie fand vom 11. bis 13. April in Marburg statt.

"Die Wertefrage wird die entscheidende Frage der nächsten Jahre werden", prophezeite Dr. Stephan Holthaus, Leiter des Instituts für Ethik und Werte an der Freien Theologischen Akademie in Gießen; diese Entwicklung sei bereits in vielen Bereichen unserer Gesellschaft spürbar. Als Beispiele dafür, wie brisant viele ethisch umstrittenen Themen sind, nannte er die Forschung mit embryonalen Stammzellen, über die der Bundestag im April zu entscheiden hatte, und die aktive Sterbehilfe. Letztere werde in unserer alternden Gesellschaft mit steigenden Gesundheitskosten noch intensiv debattiert werden. Für die Apotheke könnte dies vielleicht schon bald die Abgabe von "Sterbe-Medizin" bedeuten.

Ohne Werte und Vorbilder geht es nicht

Holthaus verwies auf die Bedeutung von Werten für das gesellschaftliche Leben. Es geht nicht, dass jeder sich seine eigene individuelle Ethik nach dem Grundsatz zusammenbastelt: Gut ist, was mir nützt. Auf der Basis einer solchen Ego-Ethik funktioniert das Zusammenleben nicht. Werte beruhen auf festen Überzeugungen und geben konkrete Handlungsanweisungen. Erstaunlicherweise haben viele Kulturen unabhängig voneinander die gleichen Wertvorstellungen hervorgebracht. Offensichtlich besitzt der Mensch ein angeborenes Wertekonstrukt (Gewissen), das unabhängig von äußeren Einflüssen die moralischen Normen bestimmt.

"Werte brauchen Vorbilder", betonte Holthaus. Unsere Wertekrise hänge gerade mit fehlenden Vorbildern zusammen. Er plädierte für eine Stärkung der Familie, da die Familie die stärkste Prägekraft zur Tradierung von Werten habe. Doch jeder einzelne könne ein Vorbild sein und anderen eine Orientierung geben.

Werte in der Pharmaziegeschichte

Über die Eigenschaften eines "rechtschaffenen und gewissenhaften Apothekers" berichtete Prof. Dr. Christoph Friedrich, Direktor des Instituts für Geschichte der Pharmazie in Marburg. In einem Streifzug durch zwölf Jahrhunderte erläuterte er die stetigen Bemühungen um eine ethische Pharmazie. Neben hoher Fachkompetenz forderten die Apothekerordnungen Ehrlichkeit, Exaktheit und die Einhaltung reeller Preise. Das 1798 in Preußen erlassene Verbot von Neujahrsgeschenken an Ärzte zeugt von der langen Tradition im Kampf gegen Korruption und Bestechung.


"Wer Werte durch sein praktisches Leben sichtbar macht, wirkt wie ein Leuchtturm in stürmischer See, der anderen Orientierung gibt. "

Werner Then


Friedrich resümierte, dass nur eine ethische Pharmazie eine Chance im 21. Jahrhundert habe, das heißt: Verknüpfung von hoher pharmazeutischer Fachkompetenz mit christlicher Ethik und deren Wertevorstellungen. Der Apotheker ohne Ethik sei ersetzbar; immer noch etwas billiger zu sein, können andere besser …

Wirtschaftliches Handeln braucht eine Wertebasis

Es ist nicht richtig, dass Erfolg und Ethik nicht zusammenpassen, behauptete Dr. Philipp Daniel Merckle, Ulm. Ehrlichkeit zu sich selbst, zu Kunden und Mitarbeitern sowie Vertrauen sind wichtige Werte, die einen langfristigen Erfolg erst ermöglichen. Die Jahre 2005 bis 2008, in denen er die Ratiopharm GmbH in diesem Sinne alleinverantwortlich geführt hat, seien die erfolgreichsten der Firmengeschichte gewesen.

Mit seiner Stiftung "World in Balance" möchte Merckle eine nachhaltige und übergreifende Entwicklung anstoßen. World in Balance fördert langfristig Projekte in der Dritten Welt, ein Bewusstsein für die Fragen des Klimawandels und die konservative Jugenderziehung in Bezug auf Kunst und Kultur.

Die nächste Jahrestagung der "Christen in der Pharmazie" findet vom 20. bis 22. März 2009 in Brotterode/Thüringen zum Thema "Spirituelle Einflüsse in Pharmazie und Medizin" statt.


Internet

Christen in der Pharmazie


Jens Kreisel, Plauen

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