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Folge 1: Viagra per E-Mail?

Neulich im Posteingang des E-Mail-Kontos: Zahlreiche Anbieter empfehlen mal wieder "Generic Viagra, Cialis und Co." zum "special prize". Was steckt eigentlich dahinter?

Unseriöse Firmen haben sich weltweit darauf spezialisiert, E-Mail-Adressen zu sammeln und diese dann zu verkaufen. Im Falle gefälschter Arzneimittel haben die Versand-"Apotheken" (genau genommen erinnert hier wenig an eine Apotheke) ihren Sitz im außereuropäischen Ausland, zum Teil in China, in Indien oder auf den Cayman Islands – Orte, die juristisch schwer zu belangen sind. Doch auch aus den USA wurden zahlreiche "schwarze Schafe" gemeldet. Für die Betreiber ist das Unternehmen mehr als lukrativ – ein Kilogramm Viagra® aus dunklen Kanälen schlägt mit ca. 50 Euro zu Buche, 100.000 E-Mail-Adressen mit 1000 Euro und eine Website mit Online-Store nochmals mit 1000 Euro. Der durchschnittliche Marktwert von 1 kg Viagra® beträgt aber etwa 100.000 Euro. Diese Dividende übertrifft sogar den Verkauf von Heroin, bei dem Dealer mit einem Einkaufswert von 1000 Euro eine Dividende von 25.000 Euro erwirtschaften.

Rezeptpflicht: klar umgangen

Doch warum kaufen Kunden im Internet die im Vergleich zur öffentlichen Apotheke wesentlich teureren Präparate? Der Hintergrund liegt darin, dass so die Rezeptpflicht für Lifestyle-Arzneimittel wie Sildenafil, Sedativa wie Benzodiazepine oder Antidepressiva wie Fluoxetin umgangen werden kann. Ein virtueller Arzt (cyber doc) stellt aufgrund von wenigen rudimentären Informationen in Echtzeit ein Rezept aus, das quasi zum Einkauf in der Online-Apotheke "berechtigt".

Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) prüfte einige der dubiosen Internetauftritte am Beispiel der Präparate Propecia®, Viagra® und Valium®. Das Ergebnis: In vielen Fällen konnte eine Bestellung ausgelöst werden. Einige Zeit später traf die Lieferung ein – und das alles ohne Rezept, Arztbesuch oder pharmazeutisches Beratungsgespräch.

Hier wird klar die Rezeptpflicht umgangen. Arzneimittel mit hohem Nebenwirkungs- bzw. Suchtpotenzial können von Kunden ohne ärztliche Diagnose erworben werden. Eine Aufklärung über Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Kontraindikationen? Fehlanzeige! Kunden, die in Deutschland diese Präparate von verantwortungsvollem Personal aus dem Gesundheitsbereich nicht bekommen würden, umgehen hier ohne große Probleme alle Barrieren. Die Kosten für Gesundheitsschäden trägt letztlich die Allgemeinheit.

Das Internet – alles super?

Die Anbieter werben mit günstigen Lockangeboten – im Vergleich zu den Preisen deutscher Apotheken sind die Präparate allerdings meist deutlich teurer. Auch der Punkt des angeblich so diskreten Arzneimitteleinkaufs ist schnell zu widerlegen: Was passiert mit den eingegebenen Daten von der Adresse über die E-Mail bis hin zu den Kreditkartendaten? Die Versanddauer ließ ebenfalls stark zu wünschen übrig – mehrere Wochen Lieferzeit für Arzneimittel, die jede deutsche Apotheke gegebenenfalls innerhalb von Stunden besorgt, sind indiskutabel.


Michael van den Heuvel


Quelle: Infoveranstaltung der Apothekerkammer Hamburg am 9. 4.

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