Arzneimittel und Therapie

Methylnaltrexon zur Therapie der Opioid-induzierten Obstipation

Das CHMP (Committee for Medicinal Products for Human Use) der europäischen Arzneimittelzulassungsbehörde EMEA hat jetzt eine Zulassungsempfehlung für den Opioid-Rezeptor-Antagonisten Methylnaltrexon (vorgesehener Handelsname Relistor®) ausgesprochen. In den USA hat die amerikanische Arzneimittelaufsichtsbehörde FDA bereits Methylnaltrexonbromid zur subkutanen Injektion als Behandlungsform für Opioid-induzierte Obstipationen bei Patienten in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium zugelassen, die palliativ versorgt werden und nicht zufriedenstellend auf eine Behandlung mit Laxanzien angesprochen haben.

Die Zulassungsempfehlung bezieht sich auf die Therapie der Opioid-induzierten Obstipation bei Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die eine palliative Behandlung erhalten und die unzureichend auf die üblichen Laxanzien ansprechen. Die Entscheidung der Europäischen Kommission wird für Ende Juni erwartet. Basis des Positivvotums sind die Ergebnisse aus zwei doppelblinden, randomisierten Phase-III-Studien, in denen der Wirkstoff eine schnelle und gezielte Aufhebung der Obstipation bewirkte bei guter Verträglichkeit auf Placeboniveau. Auf dieser Datengrundlage erhielt Methylnaltrexon am 24. April bereits die Zulassung der Food and Drug Administration (FDA) in den USA.

Lebensqualität ist wichtig

Gerade bei Tumorpatienten oder Menschen mit anderen terminalen Erkrankungen gilt die Erhaltung der Lebensqualität als oberstes Therapieziel. Eine adäquate Schmerztherapie mit Opioiden ist deshalb essentiell. Die verabreichten Opioide binden jedoch nicht nur an zentrale Opioidrezeptoren sondern auch peripher, wie zum Beispiel im Darm und hemmen dort die Freisetzung von Acetylcholin aus dem Plexus myentericus und bewirken somit eine Erschlaffung der Längsmuskulatur. In der Folge kommt es zur Abnahme der propulsiven Motorik, Wasserentzug und der Eindickung der Fäzes, wodurch die Obstipation hervorgerufen wird. Zu weiteren Begleiterscheinungen der Opioid-induzierten Obstipation gehören unter anderem Bauchkrämpfe, Koliken oder auch Beeinträchtigungen des Schlafverhaltens. Eine Gewöhnung tritt nicht ein, und eine Obstipation bessert sich normalerweise im Verlauf der Behandlung nicht. Bislang wird in der Regel versucht, die opioidinduzierte Obstipation durch eine prophylaktische Gabe von Laxanzien zu vermindern. Allerdings stellt sich der gewünschte Behandlungserfolg nur bei einem Teil der Patienten ein.

Kompetitiver Rezeptorantagonist

Methylnaltrexon ist ein peripher wirkender Opioid-Rezeptorantagonist, der die Bindung des Opioids an die peripheren Nervenrezeptoren kompetitiv hemmt und so die opioidinduzierte Obstipation kausal vermindert. Da Methylnaltrexon die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, bleibt die analgetische Wirkung der Opioide im ZNS bestehen.

Gute Wirkung in klinischen Studien

In einer Phase-III-Studie wurde eine einmalige Gabe von Methylnaltrexon (0,15 mg/kg bzw. 0,3 mg/kg s.c.) bei insgesamt 154 Krebspatienten mit fortgeschrittener Erkrankung und konstanter Opioidapplikation überprüft. Die Patienten hatten in den letzten 48 Stunden keinen oder weniger als dreimal Stuhlgang in der vergangenen Woche gehabt. Bei der Mehrzahl der Patienten der Methylnaltrexon-Gruppe kam es innerhalb der ersten vier Stunden (62% bei 0,15 mg bzw. 58% bei 0,3 mg vs. 13% unter Placebo) zu einer Defäkation. 68 bzw. 64% (bei 0,15 mg bzw. 0,3 mg) hatten innerhalb von 24 Stunden Stuhlgang (vs. 33% im Placeboarm). Dabei zeigten sich keine Entzugssymptome oder signifikante Veränderungen bei der Schmerzreduktion.

In einer zweiten Phase-III-Studie wurde die Wirksamkeit von Methylnaltrexon (0,15 mg/kg s.c. QOD) bei 134 Krebspatienten mit fortgeschrittener Erkrankung und konstanter Opioidapplikation über einen Beobachtungszeitraum von zwei Wochen untersucht. Auch diese Patienten hatten in den letzten 48 Stunden oder weniger als dreimal in der vergangenen Woche Stuhlgang gehabt und erhielten Methylnaltrexon oder Placebo jeden zweiten Tag (insgesamt sieben Mal).

Im Methylnaltrexon-Studienarm hatten 48,4% der Patienten innerhalb von vier Stunden nach der ersten Gabe eine Defäkation (vs. 15,5% unter Placebo). 51,6% (vs. 8,5%) hatten bei mindestens zwei der ersten vier Applikationen Stuhlgang. Mehr als 70% der Patienten hatten nach einer der ersten vier Gaben von Methylnaltrexon innerhalb von vier Stunden Stuhlgang. Auch in dieser Studie konnten keine Entzugssymptome oder signifikante Veränderungen im Schmerz-Score beobachtet werden.

 

Quelle

Pressemitteilung der Firma Wyeth, 28. April 2008.

 


hel

 

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