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BPI sieht Rx-Versandverbot kritisch

BERLIN (ks). Anlässlich der Hauptversammlung des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI) am 24. Juni in Berlin hat der Verbandsvorsitzende Dr. Bernd Wegener von der Bundesregierung und der europäischen Ebene mehr Unterstützung für Innovationen und mehr Planungssicherheit eingefordert. Er sprach zudem die Diskussion zur Einschränkung des Arzneimittelversandhandels an. Aus Sicht des BPI würde ein Rx-Versandverbot zu einer Abwertung von OTC-Präparaten führen.

Aufgrund des andauernden Kostendrucks im Gesundheitswesen sieht Wegener die Voraussetzungen für innovationsfreundliche Rahmenbedingungen – gerade für kleine und mittlere Pharmaunternehmen – skeptisch. "Charakteristisch für den Pharmamarkt Deutschland ist der politische Druck auf die Preise für Arzneimittel. Festbeträge, Zuzahlungsbefreiungen, Zwangsrabatte, Rabattverträge, Arzneimittelhöchstbeträge: die Margen vieler Produkte sind im freien Fall", erklärte Wegener. Gleichzeitig stiegen die Anforderungen und Kosten für die Arzneimittelentwicklung und -herstellung permanent. Gerade für kleine und mittlere Hersteller – wie sie der BPI vornehmlich vertritt – werde es immer schwieriger, in Produktverbesserungen zu investieren. Für die Erforschung und Entwicklung unverzichtbarer "Schritt-Innovationen" fehle vielen Unternehmen schlicht die Finanzkraft. "So werden wir nicht wieder zur Apotheke der Welt", sagte Wegener und betonte: "Wer Innovation behindert, verhindert Therapien von morgen und die Generika von übermorgen".

Bietergemeinschaften für Rabattverträge

Wegener übte zudem erneut Kritik an der Vergabepraxis von Rabattverträgen. Hier müsse die Bundesregierung endlich rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, die ein transparentes und an den Grundsätzen des Vergabe-, Kartell- und Wettbewerbsrecht orientiertes Verfahren gewährleisten. Derzeit hätten Unternehmen mit spezialisiertem Portfolio bzw. Nischenanbieter kaum eine Chance bei den Sortimentsverträgen – speziell der Ersatzkassen – einen Zuschlag zu erhalten. Sie seien in ihrer Existenz gefährdet, betonte der BPI-Vorsitzende. Der Verband prüfe daher derzeit in Abstimmung mit dem Bundeskartellamt, inwieweit sich das Modell der Bietergemeinschaften verschiedener kleinerer Unternehmen auf wettbewerbsrechtlich fundiertem Boden realisieren lässt.

Rx-Versandverbot degradiert OTC

In seiner Rede vor der Mitgliederversammlung sprach Wegener auch die derzeitige Diskussion zur Einschränkung des Arzneimittelversandhandels an. Er betonte, dass die Apotheke nach wie vor mit großem Abstand die wichtigste Einkaufsstätte für OTC-Präparate sei – und das Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten ist für viele BPI-Mitgliedsfirmen von großer Bedeutung. Der BPI stehe "uneingeschränkt zur inhabergeführten Präsenzapotheke", erklärte Wegener. Die Diskussion um ein Verbot von Rx-Arzneien führe jedoch "in die Irre", wenn damit zugleich OTC-Präparate zu Arzneimitteln zweiter Klasse herabgestuft würden.


BPI-Vorstandswahl: Wegener bestätigt


Dr. Bernd Wegener (Brahms AG) wurde am 24. Juni von der BPI-Hauptversammlung zum vierten Mal in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Er wird den Verband für weitere drei Jahre führen. Prof. Dr. Michael A. Popp (Bionorica AG) wurde als stellvertretender Vorsitzender wiedergewählt. Uwe Alter (B. Braun Melsungen AG), Dr. Dr. Richard Ammer (Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG), und Prof. Dr. Michael Habs (Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG) wurden als stellvertretende Vorsitzende neu gewählt. Norbert Klapszus (G. Pohl-Boskamp GmbH & Co. KG) wählten die Delegierten erneut zum Schatzmeister. Weitere Mitglieder des Verbandsvorstandes sind: Dr. Dagmar Braun (Riemser Arzneimittel AG), Wolf F. Kupatt (Baxter Deutschland GmbH), Dr. Thomas F. Lauscher (Opfermann Arzneimittel GmbH), Peter Rothermund (Kohne Pharma GmbH), Ralph Schmidt (Biologische Heilmittel Heel GmbH) und Henning Fahrenkamp (BPI-Hauptgeschäftsführer).

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