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Einbahnstraße Teilzeitarbeit

Teilzeitjobs, die oft gepriesene Lösung, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, führen langfristig in eine Sackgasse. Den Angestellten, in der Regel Frauen, drohen ein Karriereknick im Berufsleben und Armut im Alter. Neue Modelle sind gefragt, und andere Länder machen uns vor, was zu tun ist: Auch die Väter müssen mehr Engagement in Sachen Familie zeigen. Aber auch bei den Arbeitgebern ist mehr Flexibilität gefragt.

Mittlerweile sind in Deutschland 60 Prozent aller Frauen berufstätig, Tendenz steigend. Dieser im Vergleich zu früheren Jahren hohe Wert liegt an dem großen Angebot an Minijobs mit niedrigen Gehältern. Hierbei machen die öffentlichen Apotheken keine Ausnahme.

Was auf den ersten Blick familienfreundlich wirkt, entpuppt sich als fatale Kombination: Viele Frauen kehren nach der Geburt des Nachwuchses bald an ihren Arbeitsplatz zurück, um stundenweise zu arbeiten. Wer aber die Arbeitszeit von sich aus reduziert hat, verliert den Anspruch auf die volle Stelle bzw. auf die höhere Stundenzahl. Für die Arbeitgeber ist das eine gewinnbringende Situation, sparen sie doch so einen Teil der Personalkosten, da für geringfügig Beschäftigte lediglich ein kleiner Obolus an die Sozialkasse abzuführen ist.

Karriereknick und ­Altersarmut

Teilzeitarbeit gilt langfristig als die Renten- und Karrierefalle schlechthin. Man ist nicht mehr den ganzen Tag da, wird damit weniger wahrgenommen und erklimmt die Sprossen der Karriereleiter deutlich langsamer. Die Folge: In Deutschland klafft immer noch ein riesiges Gehaltsgefälle von 22 Prozent zwischen typischen "Frauenberufen" und "Männerberufen" bei vergleichbarer Qualifikation. Damit befinden wir uns im europaweiten Vergleich auf dem traurigen vorletzten Platz (vor Zypern).

In der öffentlichen Apotheke führt eine wöchentliche Arbeitszeit von weniger als 20 Stunden zu einer relativen Zählung der Berufsjahre. So hat eine Teilzeitkraft mit 25 Prozent des vollen Stundensatzes erst nach vier Jahren ein Berufsjahr mehr (und evtl. ein höheres Tarifgehalt).

Wer wenig verdient, bekommt auch weniger Rente. Viele Frauen bleiben so vom Partner finanziell abhängig. Eine riskante Lage bei einer Scheidungsrate von 40 Prozent und einem geänderten Unterhaltsrecht, das die Versorgerehe nur noch in Ausnahmefällen anerkennt.

Vorbild Dänemark

Im Gegensatz zu Deutschland arbeiten in Dänemark beide Partner nach der Geburt ihres Kindes meist relativ bald weiter, wobei sie ihre Stundenzahl etwas reduzieren. Damit hält sich der Verdienstausfall in Grenzen, und ein Karriereknick ist auch nicht zu befürchten. Andererseits ist dort die Gesellschaft an sich kinderfreundlicher. Vorgesetzte sind bemüht, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten, und entwickeln so recht flexible Modelle.

Neue Männer braucht das Land

Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung hat an den Tag gebracht, dass viele Frauen gerne nach der Geburt mehr arbeiten würden – etwa 35 Stunden. Auf der anderen Seite bedauern immer mehr Männer, dass sie zu wenig Zeit für die Familie haben. Sie würden gerne weniger arbeiten – etwa 35 Stunden. Mit dem neuen Elterngeld wurde endlich auch für Väter ein Anreiz geboten, eine Erziehungszeit zu nehmen. Ausreichen wird dieser erste Schritt aber sicher nicht. Gefragt sind vielmehr flexiblere Arbeitszeitmodelle und ein engmaschiges, aber ebenso flexibles Netz an hochwertigen Betreuungsangeboten für Kinder – und ein Umdenken bei vielen Männern.


Michael van den Heuvel

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