Prisma

Pille statt Sport?

Amerikanische Wissenschaftler haben zwei Wirkstoffe entdeckt, die im Tierversuch die Ausdauer verbessern. Die eine Substanz steigerte den Trainingseffekt bei körperlich aktiven Mäusen, die andere die Ausdauer von völlig immobilen Tieren. Beide sind somit für die Entwicklung von Arzneimitteln, die die Leistungsfähigkeit körperlich eingeschränkter Menschen verbessern, interessant.

Für die Untersuchung der bislang nur als GW1516 und AICAR bezeichneten Substanzen wurden so genannte Marathonmäuse eingesetzt. Sie sind genetisch derart verändert, dass sie über eine deutlich erhöhte Ausdauerkraft verfügen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Gen PPARd. Es war somit auch der Ansatzpunkt für die nun entwickelten Verbindungen. Beide vermehren über PPARd die Zahl der Mitochondrien in den Zellen und beeinflussen darüber die Fettverbrennung sowie die Nährstoffzufuhr über die Blutgefäße. Während GW1516 im Tierversuch bei Mäusen, die fünf Tage lang jeweils 30 Minuten im Laufrad trainierten, die Ausdauer deutlich steigerte, bewirkte AICAR sogar eine Verbesserung der Ausdauer von untrainierten Mäusen.

Für die Studienautoren um Ronald Evans vom Salk-Institut in La Jolla ist dies der Nachweis, dass Medikamente ein körperliches Training ersetzen können. Sie wollen nun untersuchen, ob sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen. Sollte dies der Fall sein, könnten die Wirkstoffe für alte oder behinderte Menschen eine Lösung zur Leistungssteigerung sein. Da die Verbindungen gleichzeitig für Sportler als Dopingmittel interessant sind, soll parallel zu ihnen ein Blut- und Urintest zu ihrem Nachweis entwickelt werden.


ral


Quelle: Evans, R. et al.: Cell, Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1016/j.cell.2008.06.051

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