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Der gute Arbeitgeber - doch keine aussterbende Spezies

Im Gegensatz zum Arbeitgeberverband ADA erkennen viele Apothekenleiterinnen und Apothekenleiter das Potenzial ihrer Angestellten - und die Notwendigkeit einer adäquaten Bezahlung. Damit steigt der Druck auf die ADA, endlich eine Angebot vorzulegen.

Ein Beispiel aus der täglichen PraxisAus Datenschutzgründen wurden die Namen geändert.: "Als mein Chef Gunnar K. den derzeitigen Verhandlungsstand der Tarifparteien mit mir diskutiert hat, schlug er natürlich für die Gewerkschaftsseite etwas kritischere Töne an als für die Arbeitgebervertretung. Trotzdem erkennt er die Probleme der Angestellten, die von der Inflation besonders hart betroffen sind", erzählt Heidemarie F.

Der Chef sehe es zwar nicht als seine Aufgabe an, die Inflation auszugleichen. Allerdings erwarte er, dass die Erhöhung der Gehälter mindestens 3,5 Prozent betragen werde. Das sei die Größenordnung, in der auch andere Branchen bisher Abschlüsse erreicht hätten. Da es der Apotheke ganz entscheidend durch den Einsatz der Angestellten gut gehe, wolle er das Team aber bereits jetzt und nicht erst später am wirtschaftlichen Erfolg beteiligen. "Das heißt, Herr K. wartet nicht auf einen Tarifabschluss, sondern erhöht unser Gehalt sofort um diesen Betrag", ergänzt die Kollegin.

Auch bei den Arbeitszeiten zeigt sich der Chef sehr kooperativ. Natürlich habe er "immer den Betrieb im Blick", aber was möglich sei, werde auch ermöglicht. "Wir einigten uns zum Beispiel ohne Diskussion auf Arbeitszeiten, zu denen mein Mann auf unser Baby aufpassen kann." Auch sei die spätere Erhöhung der Stundenzahl nach der Babypause "in gegenseitigem Einvernehmen" reibungslos verlaufen.

"Als Apothekenleiter lässt Gunnar K. niemanden allein mit seinen Aufgaben, ohne aber deswegen kontrollierend zu sein", betont Heidemarie F. Vielmehr biete er konstruktive Kritik und Hilfe.


Michael van den Heuvel


Kommentar

Arbeitgeber und Arbeitnehmer – auf ewig Katz und Maus oder Partner im Dienste der Gesundheit?

Blick zurück: Noch vor anderthalb Jahren demonstrierten Apothekenangestellte und ihre Chefs in trauter Einigkeit gegen konzeptlose Reformpakete und für den Erhalt der öffentlichen Apotheke. Seit‘ an Seit‘ versammelten sich Tausende, einig darin, dass nur gemeinsam der Todesstoß des Gesundheitswesens vermieden werden kann. Doch nun sind die Fronten wieder wie in alten Tagen verhärtet. Dabei mangelt es eindeutig an der Verhandlungsbereitschaft des Arbeitgeberverbands ADA, überhaupt ein Angebot zu unterbreiten. Manche Mitglieder des ADA halten mittlerweile die Forderungen nach einer maßvollen Gehaltssteigerung für verständlich und fair. Vergessen wir nicht: Ohne uns Apothekenangestellte sähe es sehr leer aus in Offizin, Labor, Lager und Büro!

 

Barbara Neusetzer
Erste Vorsitzende
ADEXA – Die Apothekengewerkschaft

 

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