Arzneimittel und Therapie

Imiquimod bei vulvären intraepithelialen Neoplasien

Zur Entfernung intraepithelialer Neoplasien im Schambereich kommt als Alternative zur chirurgischen Exzision möglicherweise auch eine topische Therapie in Betracht. In einer niederländischen Studie wurden mit dem Immunmodulator Imiquimod gute Ergebnisse erzielt.

Die meisten intraepithelialen Neoplasien der Vulva (VIN) werden durch HPV-Infektionen hervorgerufen. Mittel der Wahl zur Entfernung sichtbarer Läsionen und zur Prävention eines Karzinoms ist die chirurgische Abtragung der betroffenen Stelle. Die Exzision im gesunden Gewebe ist allerdings nicht immer gewährleistet und ein erneutes Auftreten der Beschwerden ist häufig. In der Folge ist ein erneuter chirurgischer Eingriff erforderlich, der zu Verletzungen der Vulva und psychosexuellen Beschwerden führen kann. Ferner wird durch die chirurgische Abtragung die Ursache – die HPV-Infektion – nicht behoben. Daher wird nach Alternativen gesucht, die eine kausale Therapie ermöglichen und für die Patientin weniger belastend sind. Eine niederländische Arbeitsgruppe ging daher der Frage nach, ob die topische Anwendung des Immunmodulators Imiquimod wirksam ist. In der doppelblinden, randomisierten und placebokontrollierten Studie wurde die Effektivität einer 5%igen Imiquimodcreme (Aldara®) bei Patientinnen mit einer vulvären intraepithelialen Neoplasie untersucht.

Studie mit Imiquimod

An der Studie nahmen 52 Patientinnen mit einer vulvären intraepithelialen Neoplasie Grad 2/3 teil. 50 Frauen (96%) wurden positiv auf HPV-DNA getestet. Die Probandinnen erhielten zweimal wöchentlich über 16 Wochen hinweg entweder Imiquimod oder eine wirkstofffreie Creme. Der primäre Studienendpunkt war eine Verkleinerung der Läsion um mehr als 25% nach 20 Wochen. Sekundäre Studienendpunkte beinhalteten die histologische Regression, den Nachweis von HP-Viren, immunologische Veränderungen in dermalen und epidermalen Zellen, Abnahme der Symptome, Verbesserung der Lebensqualität und Dauer der Response.

Der primäre Studienendpunkt wurde bei 21 von 26 Frauen (81%) der Verumgruppe erreicht. Unter der Placebotherapie gab es bei keiner Patientin eine Verbesserung des Vorbefundes (p < 0,001). Auch die histologische Regression fiel in der Imiquimod-Gruppe signifikant höher aus als im Placeboarm (p < 0,001). Bei 15 Imiquimod-Patientinnen (58%) war kein HPV mehr nachweisbar, im Vergleich zu zwei Frauen aus der Placebogruppe (8%; p < 0,001). Unter der Imiquimod-Therapie kam es im Gegensatz zur Placebobehandlung zu einem signifikanten Anstieg epidermaler Zellen (etwa bestimmter natürlicher Killerzellen) und einem signifikanten Abfall dermaler Zellen (u. a. regulatorischer T-Zellen). Symptome wie Juckreiz und Schmerzen wurden in der Verumgruppe effektiver gelindert als in der Placebogruppe (p = 0,008 und 0,004). Nach 20 Wochen hatten neun Patientinnen, die mit dem Immunmodulator behandelt wurden, eine komplette Response, die auch noch nach zwölf Monaten bestand. Bei einer Patientin der Verumgruppe und bei zwei Frauen der Vergleichsgruppe vergrößerte sich die Läsion.

Vulväre intraepitheliale Neoplasie

Vulväre intraepitheliale Neoplasien (VIN) sind beginnende Precurser-Läsionen für Plattenepithelkarzinome der Vulva und werden in drei Schweregrade unterteilt. Sie sind meist mit HPV-Infektionen assoziiert, wobei die Häufigkeit von HPV-DNA mit steigendem Schweregrad der VIN zunimmt. Am häufigsten findet sich HPV-DNA vom Typ 16.

Eine VIN kann symptomlos sein oder Juckreiz, Schmerzen und Wundgefühl verursachen. Beim Lokalbefund fallen scharf begrenzte Verhornungsstörungen, Plaques oder flächige Erosionen und Mazerationen auf. Vulväre intraepitheliale Neoplasien neigen vor allem in fortgeschrittenen Stadien zu Rezidiven und können in ein invasives Vulvakarzinom übergehen. Folgende Therapien sind möglich:

  • Exzision bei ausgedehnten Läsionen
  • Kryotherapie, Erbium-YAG-Laser oder CO2 -Laser-Ablation, Kauterisation oder Podophyllotoxin bei kleineren Läsionen
  • topische Anwendung von Imiquimod, wobei hier komplette Eradikationen des zugrundeliegenden HPV-Typs beobachtet wurden.


 

[Quelle: Altmeyer, P.: Enzyklopädie der Dermatologie, Venereologie, Allergologie, Umweltmedizin, Springer-Verlag 2008]

 

Patientenfreundliche Anwendung

Aufgrund dieser Ergebnisse halten die Studienautoren eine topische Behandlung mit Imiquimod für eine vielversprechende Option zur Entfernung vulvärer Läsionen, zumal der Rückgang der Läsionen mit einer Abnahme der HPV-Infektion assoziiert ist. Im Gegensatz zu den üblichen chirurgischen Methoden beeinflusst die topische Anwendung weder Lebensqualität noch Körperbild oder Sexualität. Die rasche Linderung der Beschwerden sowie eine Applikation durch die Patientin sprechen zusätzlich für diese therapeutische Alternative.

 

Quelle

Van Seters M., et al.: Treatment of vulvar intraepithelial neoplasia with topical imiquimod. N Engl J Med 358, 1465–1473 (2008).

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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