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Arzneimittel und Therapie
Tumormarker bei Brustkrebs
In einigen Fällen können Tumormarker bei der Therapieplanung eine Rolle spielen. Allerdings ist es nicht immer leicht, diejenigen Marker zu definieren, die im Einzelfall am nützlichsten sind. Eine unangemessene Verwendung einzelner Marker kann sogar zu einem schlechteren Gesamtresultat der Behandlung führen. Die American Society of Clinical Oncology (ASCO) entwickelte daraufhin bereits 1996 als Richtlinien für die Klinik "Recommendations for the Use of Tumor Markers in Breast and Colorectal Cancer", nachdem neue Tumormarker in die Klinik eingeführt worden waren, ohne dass rigoros deren Nutzen überprüft worden wäre. Die Empfehlungen stammten von einem Panel von Experten, die die publizierten Studien über Tumormarker bewerteten. Gleichzeitig wuchs seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts das Interesse an der Evidenz-basierten Medizin. Dadurch kam es zu einer noch sensibleren Bewertung von Tumormarkern und den Wert ihrer Bestimmung, um ein klinisches Ergebnis einer bestimmten Therapie vorhersagen zu können. So wurden die ersten Guidelines bereits 1997 und dann im Jahr 2000 überarbeitet. Die ASCO Guideline für gastrointestinale Tumormarker wurde 2006 publiziert (J Clin. Oncol. 2006; 24: 5313-5327), und die ASCO-Brustkrebs-Tumormarker-Guideline im Oktober 2007 (J Clin Oncol. 2007; 25: 5287-5312).
TumormarkerTumormarker sind Substanzen, deren Auftreten oder Konzentration in Körperflüssigkeiten oder Blut Hinweise auf das Vorhandensein oder die Aktivität eines Tumors geben können. Sie sind entweder ans Tumorgewebe gebunden (zelluläre Tumormarker) oder können in einer Körperflüssigkeit nachgewiesen werden (humorale Tumormarker).
a) vom Tumor produzierte Marker – tumorassoziierte Antigene – onkofetale Antigene (CEA, AFP) – durch monoklonale Antikörper definierte Tumorantigene (CA, 19-9, CA 15-3, CA125) – Hormone b) vom Tumor induzierte Marker – akute Phase Proteine (CRP) Ein "idealer" Tumormarker
Tumormarker sollten bei jedem klinischen Verdacht bestimmt werden sowie zur Verlaufskontrolle einer Therapie. |
Überarbeitete Guidelines beziehen neue Tumormarker ein
Wenn auch die Bestimmung von Tumormarkern in einem frühen Stadium Hinweise auf die Behandlungsplanung und die Prognose geben kann, "so ist sie doch nutzlos, wenn kein eindeutiger Benefit für das Endergebnis erreicht wird", merkte Lyndsay Harris, Vizepräsidentin des Brustkrebs Tumormarker Panels während eines Interviews auf dem ASCO-Kongress 2008 in Chicago an. Besonders im Hinblick auf eine Diagnose im Frühstadium konstatierte sie: "Wir haben keinen besseren Tumormarker als die Mammographie, und keiner kann für deren Ersatz empfohlen werden."
Nach zugrunde legen dieser strengen Kriterien des Nutzens enthält das Update von 2007 sechs neue Tumormarker-Kategorien, deren Bestimmung für verschiedene Situationen empfohlen wird (s. Tabelle).
Empfohlene Tumormarker bei Brustkrebs | |
Tumormarker | Einsatz empfohlen |
CA 15-3, CA 27.29 | Nur zum Monitoring während der aktiven Therapie bei metastasiertem Brustkrebs. |
CEA | Nur zum Monitoring während der aktiven Therapie bei metastasiertem Brustkrebs. |
ER, PgR | Zur Diagnose und Behandlungsplanung bei jedem primären invasiven Brustkrebs. Zur Diagnose und Behandlungsplanung bei metastasiertem Brustkrebs, wenn der Behandlungsplan dadurch beeinflusst würde. |
HER2 | Zur Vorhersage eines Ansprechens auf Trastuzumab, für Behandlungsplanung im adjuvanten und metastasierten Setting. Zum Hinweis auf eine adjuvante Taxan- bzw. Anthracyclintherapie für Behandlungsplanung im adjuvanten und metastasierten Setting. |
uPA und PAI-1 | Zur Prognose bei CMF-basierter, adjuvanter Chemotherapie bei neu diagnostiziertem ER- oder PgR-negativem, nodal negativem Brustkrebs. |
multiparametrische Genexpressionsanalyse (Oncotype DXTM) | Zur Prognose für Patientinnen, die adjuvant mit Tamoxifen behandelt werden sollen bei neu diagnostiziertem ER- oder PgR-negativem, nodal negativem Brustkrebs. |
Während der Einsatz der lange bekannten CA- und CEA-Marker, sowie die Konsequenzen der Bestimmung des ER-, PgR- und HER2 Neu-Status nur detaillierter als zuvor beschrieben werden, finden auch neue Marker-Kategorien Anwendung:
Der neue prädiktive Marker OncotypeTM ist ein multiparametrischer Test zur Analyse einzelner Gene. Er kann genutzt werden, um das Risiko eines Rückfalls bei nodal negativen, ER-positiven Patientinnen hervorsagen zu können, die mit Tamoxifen behandelt werden sollen. In Abhängigkeit des Scores, den der Test liefert, kann eine Vorhersage darüber getroffen werden, ob die Patientin genügend von einer Tamoxifen-Therapie profitiert und ihr eine adjuvante Chemotherapie erspart werden kann. Zwei weitere neue Marker in den neuen Guidelines sind uPA und PAI-1. Diese sind Bestandteile eines Mechanismus, der mit Invasion, Angiogenese und Metastasierung zusammenhängt. Studien lassen vermuten, dass eine Überexpression von uPA und/oder PAI-1 bei Brustkrebs mit einem zwei- bis achtfach erhöhten Risiko eines Rückfalls und Todes assoziiert ist. uPA/PAI-1 werden mithilfe eines Enzym-Assays bestimmt und bei neu diagnostiziertem, nodal negativem Brustkrebs für prognostische Zwecke genutzt. Weitere Studien in Europa sollen den Nutzen einer uPA/PAI-1 Bestimmung zeigen.
Die Bestimmung der Tumormarker p53, Cathepsin D, Cyclin E, eine Proteomanalyse u. a. werden nicht mehr empfohlen.
Quelle
Breast Cancer Home Page. National Cancer Institute. www.cancer.gov/cancertopics/types/breast
Apothekerin Dr. Annette Junker
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