Arzneimittel und Therapie

Reduktion der Morgensteifigkeit durch Retardformulierung

Gelenksteifigkeit und Schmerzen am Morgen zählen zu den Leitsymptomen der rheumatoiden Arthritis. In einer Studie wurde eine neue Prednison-Formulierung mit zeitverzögerter Wirkstoffabgabe getestet, die gerade das europäische Zulassungsverfahren durchläuft und die bei den behandelten Patienten zu einer deutlichen Reduktion dieser Beschwerden führte.

Die Entzündungsaktivität unterliegt einem zirkadianen Rhythmus, wobei die Konzentration proinflammatorischer Zytokine nachts ansteigt. Man vermutet, dass diese Vorgänge bei Patienten mit rheumatoider Arthritis zu den typischen morgendlichen Beschwerden wie Gelenksteifigkeit und Schmerzen beitragen. Da die Symptome auch noch Stunden nach dem Aufwachen anhalten können, sind alltägliche Verrichtungen wie Zähneputzen oder Schuhe anziehen häufig stark erschwert. Zur Linderung der Beschwerden werden Glucocorticoide wie beispielsweise Prednison eingesetzt, die Einnahme erfolgt in der Regel morgens. Um die morgendlichen Beschwerden gezielt einzudämmen wäre es jedoch sinnvoller, am Abend eine Glucocorticoid-Formulierung mit verzögerter Wirkstofffreigabe zu verabreichen.

Neue Formulierung mit verzögerter Wirkstofffreigabe

Aus diesem Grund hat die Merck Pharma GmbH in Kooperation mit Nitec Pharma eine Prednison-Formulierung mit neuer Galenik entwickelt, die sich unter dem Handelsnamen Lodotra® in der Zulassung befindet. Ziel der doppelblinden, randomisierten kontrollierten Zulassungsstudie Capra-1 war es herauszufinden, ob mit der Gabe der Prednison-Formulierung mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (Prednison MR, modified-release) am Abend ein Rückgang der Dauer der Morgensteifigkeit im direkten Vergleich mit einer Standard-Formulierung mit normaler Kinetik möglich ist. Die 288 Studienteilnehmer mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren nahmen zwölf Wochen lang entweder morgens eine Prednison-Tablette mit herkömmlicher Galenik, die den Wirkstoff zwischen 6 und 8 Uhr morgens freisetzte (n = 144), oder am Abend kurz vor dem Schlafengehen die neue MR-Formulierung (n = 144) ein. Bei diesen Patienten wurde der Wirkstoff vier Stunden später, das heißt etwa gegen 2 Uhr morgens, freigesetzt. Die Dosierung richtete sich dabei nach der individuellen Dosis der Patienten vor Studienbeginn. Primärer Endpunkt der Studie war die relative Veränderung der Dauer der Morgensteifigkeit im Vergleich zum Ausgangswert am Ende der zwölfwöchigen doppelblinden Studienphase. Zu den sekundären Endpunkten zählten beispielsweise die Schmerzintensität während des Tages, die Schlafqualität und Laborparameter wie die Konzentrationen an C-reaktivem Protein und Interleukin 6.

Signifikante Reduktion der Beschwerden

Die Patienten führten im Studienzeitraum ein Tagebuch, in dem sie Daten wie beispielsweise den Zeitpunkt des morgendlichen Erwachens, die Dauer der Morgensteifigkeit und die Schlafqualität dokumentierten. Es gelang, durch Einnahme der Prednison-MR-Tablette im Vergleich zum herkömmlichen Präparat die Dauer der Morgensteifigkeit signifikant um 22,3% zu reduzieren (-22,7% vs -0,4%, 95% CI 0,49 bis 44,30, p = 0,045).

Die absolute Differenz zwischen den beiden Behandlungsgruppen lag bei 29,2 Minuten (95% CI -2,59 bis 61,9 min, p = 0,072) zugunsten der verzögerten Freisetzung. Unterschiede im Sicherheitsprofil der beiden Behandlungsarme wurden nicht beobachtet.

 

Quelle

Buttgereit, F.; et al.: Efficacy of modified-release versus standard prednisone to reduce duration of morning stiffness of the joints in rheumatoid arthritis (CAPRA-1): a double-blind, randomised controlled trial. Lancet 371: 205 –214 (2008).

Rheumatoide Arthritis: Lancet veröffentlicht überzeugende Daten zu neuer Behandlung. Pressemeldung der Merck Pharma GmbH vom 24. Januar 2008, www.merck-pharma.de

 


Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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