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Arzneimittel und Therapie
Ezetimib ohne Zusatznutzen?
Die familiäre Hypercholesterinämie ist eine genetische Erkrankung, die auf einem Defekt des LDL-Rezeptorgens beruht. Dieser Defekt führt dazu, dass LDL-Rezeptoren entweder gar nicht oder nur unvollständig gebildet werden. Als Folge sind die Cholesterinwerte und hier vor allem die LDL-Cholesterinwerte im Blut stark erhöht. Die Erkrankung kann sich schon im Kindesalter manifestieren. Die Patienten leiden schon in jungen Jahren unter den Folgen atherosklerotischer Veränderungen. Mit einer konsequenten Cholesterinsenkung sollten sich atherosklerotische Prozesse aufhalten lassen. In der Enhance-Studie (Effect of Combination Ezetimibe and High-Dose Simvastatin versus Simvastatin Alone on Atherosclerotic Process in Patients with Heterozygous Familial Hypercholesterolemia) sollte gezeigt werden, dass eine durch Kombinationsbehandlung verbesserte Cholesterinsenkung zu einer deutlich geringeren atherosklerotischen Verdickung der Intima Media in der Halsschlagader führen wird. An der Studie nahmen 702 Patienten teil. Sie erhielten über 24 Monate randomisiert entweder 80 mg Simvastatin oder eine Kombination von 80 mg Simvastatin plus 10 mg Ezetimib. Beendet wurde die Studie schon im April 2006, die Ergebnisse sind allerdings bis heute noch nicht vollständig veröffentlicht.
Negative Ergebnisse zurückgehalten?
Das hat in den USA führende Kardiologen auf den Plan gerufen. Sie hegen den Verdacht, dass die betroffenen Herstellerfirmen Schering Plough und Merck die Ergebnisse der Enhance-Studie bewusst zurückgehalten haben, um den Absatz von Ezetimib-haltigen Präparaten nicht zu gefährden. Diesem Verdacht geht auch ein Ausschuss des US-Kongresses nach.
Schering Plough und Merck müssen nun darlegen, warum die Ergebnisse nach fast zwei Jahren immer noch nicht veröffentlicht worden sind. In einer gemeinsamen Erklärung vom 14. Januar 2008 haben sie angekündigt, ein Abstract zur Enhance-Studie im Rahmen des American-College-of-Cardiology-Meetings im März 2008 präsentieren zu wollen. Weiterhin teilen sie mit, dass in der Enhance-Studie bezüglich des primären Endpunktes Intima-Media-Dicke kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Behandlungsstrategien gefunden wurde, obwohl mit der Kombinationsbehandlung die LDL-Cholesterinwerte signifikant besser gesenkt werden konnten als mit Simvastatin alleine (Reduktion von 58% versus 41%).
Die Nichtveröffentlichung der Enhance-Ergebnisse hat Spekulationen genährt, nach denen langfristige Risiken einer Ezetimib- bzw. Ezetimib/Simvastatin-Behandlung verheimlicht werden sollten. Schering Plough und Merck betonen hingegen, dass im Hinblick auf Nebenwirkungen keine signifikanten Unterschiede bezüglich einer Toxizität auf Leber und Muskulatur gefunden worden seien. Transaminasenerhöhungen seien bei zehn von 356 mit Ezetimib plus Simvastatin und bei acht von 360 mit Simvastatin behandelten Patienten festgestellt worden. Erhöhte Kreatin-Phosphokinase-Werte seien unter der Kombinationsbehandlung bei vier der 356 Patienten gefunden worden, unter alleiniger Simvastatin-Behandlung bei acht der 360 Patienten. Diese Veränderungen seien unter der Kombinationsbehandlung bei zwei Patienten, unter Simvastatinbehandlung bei einem Patienten, mit Muskelsymptomen verbunden gewesen. Eine Rhabdomyolyse sei in der Enhance-Studie nicht aufgetreten.
Quelle
Merck/Schering-Plough Pharmaceutical Provides Results of the Enhance-Trial. Pressemitteilung vom 14. Januar 2008.
Committee of Energy and Commerce: Dingell, Stupak to Continue Enhance Trial Investigation. Pressemitteilung vom 14. Januar 2008.
du
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