Feuilleton

Kräuter und Blumen in kostbaren Büchern von gestern

Arzneitherapie ohne Pflanzen? Kaum vorstellbar! Botanik und Pharmakognosie gehörten deshalb seit jeher zur Ausbildung des Apothekers. Welche Bücher unsere früheren Berufskollegen dazu benutzt haben, erläutert eine bibliophile und doch preiswerte Publikation des Germanischen Nationalmuseums.

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg (GNM) besitzt nicht nur eine überaus bemerkenswerte Sammlung hochrangiger Objekte, Graphiken und Archivalien zur Geschichte des Apothekenwesens, in seiner Bibliothek finden sich auch zahlreiche Bücher zur Geschichte der Pharmazie und der Naturwissenschaften. Ein gleichermaßen wichtiger wie graphisch reizvoller Kernbereich dieser bedeutenden Kollektion wird nun in einem eigenen stattlichen Katalogband erstmals geschlossen vorgestellt. Eduard Isphording, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Bibliothek des GNM, unterzog sich der anspruchsvollen Aufgabe, die bis zum Jahr 1850 erschienenen botanischen Bücher des Bestandes zu sichten und inhaltlich aufzubereiten. Dabei entstand keine trockene Bibliographie, vielmehr hat Isphording die notierten Werke so kommentiert, dass auch der interessierte Laie in den Genuss sehr verständlicher kultur- und wissenschaftshistorischer Anmerkungen kommt. Zahlreiche farbige Abbildungen vermitteln zudem eine Vorstellung vom Aussehen der einzelnen Werke.

Anregender Gang durch sechs Jahrhunderte

Der Autor hat die 310 katalogisierten Titel nach ihren Erscheinungsjahren geordnet und nimmt den Leser mit auf einen sich organisch entwickelnden, anregenden Gang durch sechs Jahrhunderte Literaturgeschichte der Botanik, auf dem ihm auch die Namen vieler Apotheker und Ärzte begegnen. Dazu kommen als wichtiger Beitrag fast 100 Seiten Einleitung, die sich ausführlich, sachkundig und sehr gut lesbar mit der Bedeutung des Bildes für die Botanik sowie mit der Geschichte der botanischen Naturerkenntnis und ihrer bildnerischen Darstellung von den Anfängen bis zum Jahr 1850 auseinandersetzen. Zwei ausführliche Register erschließen die Personeneinträge im Katalog und im Textteil. Wertvolle Dienste leistet auch das mit 26 Seiten ungewöhnlich umfangreiche Literaturverzeichnis.

Eduard Isphording ist ein prachtvolles Buch gelungen, dem zurzeit nichts Vergleichbares entgegenzusetzen ist. Es wendet sich nicht nur an Spezialisten, sondern insbesondere auch an fachlich interessierte und geistig aufgeschlossene Leser, die sich über die Entwicklung der botanischen Fachliteratur informieren wollen. Diese war in Form der Kräuterbücher seit jeher eine wichtige Grundlage für die Tätigkeit des Apothekers, wurde selbst aber auch durch die Arbeiten zahlreicher Apotheker bereichert. Nicht von ungefähr stammen viele der Bände aus Schenkungen deutscher Apotheken, die dem GNM seit den 1880er Jahren für das unter der Leitung von Hermann Peters gegründete und vom Deutschen Apothekerverein unterstützte historisch-pharmazeutische Centralmuseum zuflossen.

Der Band "Kräuter und Blumen" gehört in die Bibliothek aller Apotheker und Apothekerinnen, denen die Geschichte und Entwicklung ihres Berufes nicht gleichgültig ist. Botanisch Interessierte und Pflanzenliebhaber werden zahlreiche Anregungen und großen Genuss bei seiner Lektüre finden. Bibliophile Sammler botanisch-pharmazeutischer Kostbarkeiten erhalten darüber hinaus mit Isphordings sorgfältig ausgestattetem Buch ein wertvolles Arbeitswerkzeug für die Erschließung ihrer Schätze. Nicht zuletzt eignet sich der Band auch als Geschenk an Freunde, die besondere Bücher schätzen. Es kann jedoch passieren, dass dieses beabsichtigte Geschenk dann doch in der eigenen Büchersammlung verbleibt, weil es eigentlich viel zu schön zum Hergeben ist.


Prof. Dr. Werner Dressendörfer

Das Buch

Eduard Isphording: Kräuter und Blumen
Kommentiertes Bestandsverzeichnis der botanischen Bücher bis 1850 in der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.
328 S., 119 sw. und 82 farb. Abb., 11 Farbtafeln, Hardcover, 38,– Euro
Verlag des Germanischen Nationalmuseums, 2008
ISBN 978-3-936688-31-3
Dieses Buch können Sie einfach und schnell bestellen unter der Postadresse:

Per Post: Deutscher Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart

Per Telefon: 0711 – 2582 341

Per Fax: 0711 – 2582 290

Per Freecall: 0800 – 2990 000 (zum Nulltarif mit Bandaufzeichnung)

Per E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

Im Internet: www.buchoffizin.de


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.