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Gute Zukunft als Medikationsmanager
"Die Gesellschaft braucht die Apotheken nicht als Teil der Handelskette, sondern als Teil des Gesundheitssystems", erklärte Wolf. Dann müssten für sie auch die Spielregeln des Gesundheitswesens gelten. Die zusätzlichen Ausgaben für Arzneimittel seien seit vielen Jahren bei der Industrie und der Mehrwertsteuer geblieben, die Apotheke sei dagegen ein stabilisierender Faktor für die Kostenentwicklung. Die Apotheken könnten weder den Preis noch die Menge der verordneten Arzneimittel ändern, bei der Arzneimittelauswahl könnten sie aber die Struktur beeinflussen. "Die Apotheken können wirtschaftliche Verantwortung übernehmen, aber keine Produktpreisverantwortung", differenzierte Wolf, denn der Preiswettbewerb sollte dort stattfinden, wo er hingehört.
Angemessen honorieren
Nach der Abkopplung von den Arzneimittelpreisen müssten die Apothekeneinnahmen nun aber auch vom Staat dynamisiert werden. Trotz steigender Kosten sei dies seit 2004 nicht geschehen. Der Großhandel hat nach Einschätzung von Wolf 2004 einen Fehler gemacht, indem er sich nicht auch von den Preisen abgekoppelt hat. Wenn heute teure Arzneimittel vielfach direkt geliefert würden, habe der Großhandel ein Problem. Vor diesem Hintergrund müssten die Apotheker daran interessiert sein, möglichst viele regionale Großhändler zu erhalten, damit es nicht bald nur noch wenige große Anbieter gäbe. Dazu verwies er auf die Situation in Norwegen, wo die wenigen unabhängigen Apotheker wegen der starken Konzentration der Großhändler nur bei den Betreibern der Apothekenketten einkaufen könnten.
Medikation managen
Wolf betonte, dass die Apotheken nicht Teil einer vertikalen Struktur sind: "Wir sind Makler für die Kassen und Partner für die Patienten." Die Apotheker sollten sich als pharmazeutische Heilberufler in der Region weiterentwickeln. "Die Gesellschaft braucht keine Arzneimittelhändler, sondern Pharmazeuten, die sich gut auskennen", so Wolf. Als wesentliche Aufgabe der Apotheker wies er daher immer wieder auf das Medikationsmanagement hin. Dabei könnten die Apotheker den Krankenkassen verschiedene Angebote machen, damit diese sich im Wettbewerb voneinander unterscheiden könnten – beispielsweise die Lieferung zu den Patienten, Reiseimpfberatungen und das besondere Arzneimittelmanagement für Senioren.
Rechtliche Streitfragen
Hinsichtlich des EuGH-Prozesses zum Fremdbesitzverbot gab sich Wolf optimistisch, dass jeder Staat über sein eigenes Gesundheitssystem entscheiden dürfe. Zugleich verwies er auf die Planungen der schwedischen Regierung, die bisher staatlichen Apotheken in Blöcken zu jeweils hundert Apotheken zu verkaufen. "Die Etablierung eines neuen Mittelstandes ist dort gar nicht vorgesehen", folgerte Wolf.
Zur Diskussion über das Versandhandelsverbot in Deutschland erneuerte Wolf die Forderung, den Versand auf das europarechtlich geforderte Maß zu beschränken. Deutlicher als dies noch beim Deutschen Apothekertag zu hören war, forderte er aber auch, additiv zu diesem Vorgehen die Auswüchse des dann noch verbleibenden Versandes von OTC-Arzneimitteln zu bekämpfen. Die Beratungspflicht dürfe nicht umgangen werden, Arzneimittel dürften nicht von Kassiererinnen abgegeben werden.
Echte Herausforderungen
Weitere wichtige Aufgaben für die Politik seien, den Leistungskatalog der GKV zu hinterfragen und Arzneimittelrisiken zu verhindern. Daher dürfe das Heilmittelwerbegesetz nicht durch die Direktwerbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Patienten ausgehebelt werden. Die Apotheker wiederum müssten künftig Qualitätsmanagementsysteme stärker etablieren, die Fortbildungsquote verdoppeln, sich in der Prävention engagieren und ein aktives Arzneimittelversorgungsmanagement betreiben.
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