Arzneimittel und Therapie

Adalimumab bei rheumatischen Erkrankungen von Jugendlichen

Die Zulassungserweiterung gilt für die Therapie der aktiven polyartikulären juvenilen idiopathischen Arthritis in Kombination mit Methotrexat bei Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. Adalimumab (Humira®) ist zudem bei Patienten indiziert, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Basistherapeutika nur unzureichend angesprochen haben. Im Fall einer Unverträglichkeit von Methotrexat (MTX), oder wenn eine weitere Behandlung damit nicht angezeigt ist, kann Adalimumab auch als Monotherapie verabreicht werden.

Die juvenile idiopathische Arthritis gilt der Sammelbezeichnung für verschiedene Verlaufsformen von entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Bei der polyartikulären Form sind fünf oder mehr Gelenke betroffen. Eine JIA tritt vor dem 16. Lebensjahr auf. Die Symptome umfassen gewöhnlich anhaltende Gelenkschwellungen, Schmerzen und Steifheit. Jedes Gelenk kann betroffen sein und die Beweglichkeit kann durch die Entzündung eingeschränkt werden. Behandlungsziel ist es daher, die Entzündung zu kontrollieren und somit den Schmerz zu lindern, die Beweglichkeit und die Gelenkfunktion zu erhalten sowie das Fortschreiten der Erkrankung und die damit zusammenhängende irreversible Schädigung des Gelenks zu verhindern. Die jetzt erteilte Zulassungserweiterung ist die erste pädiatrische Indikation für Adalimumab in Europa. Sie basiert auf den Ergebnissen einer 48-wöchigen Phase-III-Studie mit 171 Kindern, die an polyartikulärer JIA litten. An diese Studienphase schloss sich eine offene Verlängerungsstudie an. Im ersten Teil der 48-Wochen-Studie wurden die Patienten beider Gruppen (mit oder ohne MTX-Gabe) offen mit Adalimumab s. c. alle 14 Tage über 16 Wochen behandelt. Kinder, die unter der Behandlung eine Verbesserung der Symptome um mehr als 30% zeigten, wurden für den zweiten Teil der Studie randomisiert (n = 133). Hier erhielten sie verblindet entweder Adalimumab oder Placebo für weitere 32 Wochen oder bis die Erkrankung wieder aufflammte. Bei Kindern, die im zweiten Teil der Studie Adalimumab erhielten, kam es deutlich seltener zu einem Wiederaufflammen der Erkrankung als unter Placebo. Dies galt sowohl für Patienten ohne (43 vs. 71%) als auch mit zusätzlicher Methotrexat-Gabe (37 vs. 65%). Bei Patienten, die Adalimumab kontinuierlich erhielten, konnte das klinische Ansprechen über zwei Jahre aufrechterhalten werden.

Adalimumab in der Diskussion

Adalimumab ist der erste vollständig humane selbst-applizierbare monoklonale Antikörper, der in den USA und Europa zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, Psoriasis-Arthritis, der ankylosierenden Spondylitis sowie des Morbus Crohn zugelassen ist. Außerdem wird er in klinischen Studien bei Colitis ulcerosa getestet. Adalimumab ähnelt dem humanen körpereigenen IgG1 und blockiert TNF alpha, der eine wesentliche Rolle bei der Vermittlung von Entzündungsprozessen und bei Autoimmunerkrankungen spielt. In der zulassungsrelevanten Studie waren die häufigsten Nebenwirkungen meist mild verlaufende Infektionen der oberen Atemwege und Reaktionen an der Einstichstelle. Tuberkulose oder schwere opportunistische Infektionen traten während der Studie nicht auf. Häufigkeit und Typ der bei Kindern beobachteten unerwünschten Ereignisse glichen denen bei Erwachsenen in früheren Studien mit Adalimumab. Der monoklonale Antikörper hatte in der letzten Zeit für Aufmerksamkeit gesorgt, da Abbott in einem Rote-Hand-Brief auf neue sicherheitsrelevante Informationen aufmerksam machte: Seit der Zulassung im Dezember 2002 wurden bei Patienten unter Adalimumab-Behandlung mehrere Fälle von hepatosplenalem T-Zell-Lymphom, einer seltenen und aggressiven Form des Non-Hodgkin-Lymphoms mit schlechter Prognose berichtet, bei denen ein kausaler Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden kann. Ein entsprechender Warnhinweis wurde als Maßnahme zur Risikominimierung in die Produktinformation aufgenommen.


Quelle

Pressemitteilung der Abbott GmbH & Co. KG, Oktober 2008.

Fachinformation Humira, Stand August 2008.

Rote-Hand-Brief der Abbott GmbH & Co. KG, Wiesbaden, 16. Juli 2008.


ck

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