Arzneimittel und Therapie

Omega-3-Fettsäuren können Sterberate leicht senken

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, die zusätzlich zur Standardbehandlung auch mit Omega-3-Fettsäuren therapiert werden, können davon zumindest moderat profitieren: Die Sterberate und die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten werden leicht gesenkt.

50% der Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz sterben innerhalb von vier Jahren, die Sterblichkeit ist damit höher als bei vielen Krebsformen. Plötzlicher Herztod ist bei diesen Patienten für einen Großteil der Todesfälle verantwortlich. Da den in Fischölen enthaltenen, mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure antiarrhythmische Eigenschaften zugeschrieben werden, könnten diese Fettsäuren positive Effekte bei Patienten mit Herzinsuffizienz haben. Diese Hypothese wurde in der randomisierten Doppelblindstudie Gruppo Italiano per lo Studio della Sopravvivenza nell’Infarto miocardico Heart Failure (GISSI-HF-Studie) untersucht.

7046 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz der Schweregrade II bis IV, die an über 300 verschiedenen Zentren in Italien rekrutiert worden waren, erhielten randomisiert täglich entweder 1 g Omega-3-Fettsäuren (850 bis 882 mg Eicosapentaensäure- und Docosahexaensäure-Ethylester) oder Placebo. Zusätzlich erhielten alle Patienten individuell eine bei Herzinsuffizienz empfohlene optimale Therapie. Primäre Studienendpunkte waren Zeit bis zum Tod sowie der Kombinationsendpunkt Zeit bis zum Tod oder einer stationären Aufnahme ins Krankenhaus aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses.

Nach einer medianen Studiendauer von 3,9 Jahren betrug die Gesamtsterblichkeit in der Gruppe, die zusätzlich zu ihrer Standardmedikation gegen Herzinsuffizienz täglich Omega-3-Fettsäuren erhalten hatte, 27% gegenüber 29% in der Placebo-Gruppe. Die adjustierte Hazard Ratio (HR) – adjustiert wurde für alle Variablen, die sich zu Studienbeginn zwischen den Gruppen unterschieden – war statistisch signifikant, nicht jedoch die unadjustierte HR.

Bei der Betrachtung der Gesamtsterblichkeit kombiniert mit der Häufigkeit von stationären Aufnahmen aufgrund von kardiovaskulären Ereignissen reduziert sich das Risiko um 2,3% (57% der Patienten in der Omega-3-Fettsäure-Gruppe gegenüber 59% in der Placebo-Gruppe). Auch bei diesem kombinierten Endpunkt erreichte nur die adjustierte Hazard Ratio statistische Signifikanz. Nach den Ergebnissen der Studie müssten somit 44 Patienten mit Omega-3-Fettsäuren über fast vier Jahre behandelt werden, um einen Todesfall oder eine Krankenhausaufnahme wegen kardiovaskulärer Ereignisse zu vermeiden und 56 Patienten um einen Todesfall zu verhindern. Insgesamt war damit der positive Effekt zwar geringer als erwartet, dennoch sollten zwei Aspekte berücksichtigt werden: Da sich der Überlebensvorteil zwischen den Behandlungsgruppen erst nach zwei Jahren zeigte, könnten sich positive Effekte bei längerer Behandlungsdauer möglicherweise vergrößern. Auch durch eine höhere Dosierung könnte ein größerer Effekt möglich sein.

Interessant ist, dass die Gabe von Omega-3-Fettsäure keinen Einfluss auf das Auftreten von Herzinfarkten und Schlaganfällen hatte, sondern dass die Sterberate durch die Verringerung von durch Arrhythmien ausgelösten Ereignissen gesenkt wurde. Dies spricht für den vermuteten antiarrhythmischen Wirkmechanismus von Omega-3-Fettsäuren.

Fazit

Eine Langzeittherapie mit Omega-3-Fettsäuren kann bei Herzinsuffizienz als zusätzliche Therapie zur Standard-Behandlung nützlich sein. Die zu erwartenden unerwünschten Wirkungen scheinen sich dabei auf Placeboniveau zu bewegen.


Quelle

GISSI-HF investigators. Effect of n-3 polyunsaturated fatty acids in patients with chronic heart failure (the GISSI-HF trial): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2008, 372: 1223-1230.


Apothekerin Dr. Birgit Schindler

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