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Fortbildungskongress
Wirksame und sichere Therapie von Atemwegsinfekten
Atemwegsinfekte gehören zu den häufigsten Erkrankungen in allen Altersstufen. Insbesondere Kinder leiden oft unter einer verstopften Nasen oder Husten. Aber auch Erwachsene trifft es mindestens zwei- bis dreimal im Jahr. Weniger als 10% dieser Atemwegsinfekte werden durch Bakterien ausgelöst, trotzdem werden zu 80% Antibiotika gegeben und damit wird einfach falsch behandelt, so Schapowal. Er forderte einen kritischen Umgang mit Antibiotika. Wenn sie – oft auf Verlangen der Patienten – über den eigentlichen Indikationsbereich hinaus eingesetzt werden, nützen sie nichts, aber dafür nimmt die Gefahr von Resistenzen zu. Phytopharmaka können bei akuten Infekten der oberen und unteren Atemwege sowie bei allergischer Rhinokonjunktivitis gut die häufigsten Symptome lindern.
Pelargonium-Extrakt bei akuter Bronchitis
Seit Jahren wird in Deutschland bei der Behandlung von Atemwegsinfektionen der nach einem speziellen Verfahren hergestellte Extrakt EPs® 7630 (Umckaloabo®) eingesetzt. Diese Zubereitung aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides enthält als charakteristische Stoffgruppe Polyphenole und in geringeren Konzentrationen 7-Hydroxycumarinderivate. Analog zu vielen anderen Phytotherapeutika kann die Wirksamkeit nicht auf einen einzelnen vorrangigen Wirkmechanismus reduziert werden. Vielmehr ist von unterschiedlichen, sich teilweise ergänzenden Mechanismen auszugehen.
Die experimentellen Daten aus Untersuchungen mit dem Pelargonium-Extrakt in vitro erklären die Ergebnisse der klinischen Studien zur akuten Bronchitis über eine Immunmodulation mit Steigerung der unspezifischen viralen Abwehr, einer Hemmung der Interaktion von Bakterien und Epithelzellen und einer Stimulation des respiratorischen Flimmerepithels.
Die Ergebnisse aus Untersuchungen an Kindern und Erwachsenen können die klinische Wirksamkeit bei akuter Bronchitis zweifelsfrei belegen, so Schapowal: Der Pelargonium-Extrakt zeigte einen schnellen Wirkungseintritt und eine signifikante Symptomreduktion, so dass die Krankheitsdauer und die Arbeitsunfähigkeit verkürzt wurden.
Pestwurz-Extrakt bei allergischer Rhinitis
Extrakte aus Petasites hybridus werden schon seit Langem bei Symptomen einer allergischen Rhinosinusitis eingesetzt. Die Droge war zeitweise wegen ihres Gehalts an Pyrrolizidinalkaloiden in Verruf geraten. Verwendet wird heute ein Extrakt, der im Gegensatz zum traditionellen Gebrauch aus den Blättern und nicht aus den Wurzeln hergestellt wird. Der Anbau einer bestimmten Petasites-Chemovarietät erfolgt kontrolliert, d. h. entsprechend einer Anbauvorschrift und unter Dokumentation aller Maßnahmen im Feld. Nur durch solches Vorgehen kann eine gleichbleibende Qualität des Ausgangsmaterials gewährleistet werden. Dank moderner Extraktionsverfahren liegt die Konzentration der Pyrrolizidinalkaloide in den Fertigpräparaten unter der technischen Nachweisgrenze. Nebenwirkungen durch Pyrrolizidinalkaloide sind dadurch ausgeschlossen. Schapowal zeigte Daten, mit denen eine therapeutische Anwendung des Pestwurz-Extraktes in der Indikation der allergischen Rhinitis belegt und ein rationaler, pharmakologischer Ansatz zur Erklärung des Wirkmechanismus geliefert werden kann. So hemmte der Extrakt die Leukotriensynthese und intrazelluläres Calcium dosisabhängig, alle Symptome der allergischen Rhinokonjunktivitis wurden herunter reguliert. Mit dem Pestwurz-Extrakt Ze 339 (in der Schweiz als Tesalin® zugelassen) sind klinische Untersuchungen erfolgreich abgeschlossen worden, in denen er sich zum einen Placebo hochsignifikant überlegen erwies, zum anderen 10 mg Cetitrizin und 180 mg Fexofenadin nicht unterlegen.
ck
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