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Wirtschaft
DAX: Aufschwung auf kurzen Beinen
DAX: Die aktuelle Marktlage
Dunkle Wolken am Konjunkturhimmel. Die USA wiesen für Februar eine Arbeitslosenrate von 8,1% aus, die höchste seit 25 Jahren. Noch schockierender als das Zahlenwerk an sich werteten die Experten den Umstand, dass sich die Entlassungen – anders als in allen anderen Rezessionsphasen der letzten 30 Jahre – nicht auf bestimmte Branchen eingrenzen lassen, sondern sich durch fast alle Wirtschaftssektoren ziehen. Außerdem ist es der vierzehnte Monat mit Jobverlusten in Folge. Das lässt nach Ansicht der Ökonomen eine Abwärtsspirale befürchten, bei der die dem massiven Jobabbau folgende Konsumschwäche weitere Kündigungen nach sich zieht. Nichtsdestoweniger hält sich unter den meisten Analysten die Meinung, der Markt habe sich bereits auf viel Negatives eingestellt und könne sich jetzt daher stabilisieren. Andere wiederum begründen ihre Zuversicht mit den staatlichen Hilfsprogrammen. Die Berichtssaison im DAX läuft jedenfalls langsam aus, und das verspricht zumindest einen gewissen Frieden für die geschundene Anlegerseele. Aber die Börsianer haben bereits ein neues Hemmnis ausgemacht, das einem Kursaufschwung entgegen steht – nämlich die Bären selbst. Die Pessimisten, die Spaßbremsen mit ihrem ewigen Genörgel seien daran schuld, dass die wenigen positiven Nachrichten, wie etwa der Anstieg beim chinesischen Einkaufsmanagerindex, komplett ignoriert würden. Zumindest eine gute Nachricht fand dann aber doch noch Gehör: Laut einem internen Memo soll die Citigroup – ehemals größte Bank der Welt, nunmehr zum Preis von einem Dollar zu haben – in den ersten zwei Monaten des Jahres schwarze Zahlen geschrieben haben. Die Bank hat bis heute 45 Milliarden Dollar an staatlicher Unterstützung erhalten.
Aus der Perspektive der Analysten
Experten der Landesbank Berlin halten sich an die schlechten Fundamentaldaten und raten von einem Einstieg in den Aktienmarkt nach wie vor ab. Kurze Gegenbewegungen seien zwar möglich, änderten aber nichts an dem negativen Haupttrend des Marktes. So sehen es auch die Analysten der BHF-Bank und der DZ Bank, wobei letztere eine baldige Bodenbildung beim DAX erwarten. Optimistischer zeigen sich die Experten der Allianz Global Investors, die auf die positive Wirkung der expansiven Geldpolitik der Notenbanken hoffen und auf die bereits 20-monatige Dauer der Finanzkrise verweisen. Sie empfehlen den Anlegern den Ausbau der Aktienquote. Auch die Analysten der Nord LB gehen von einer baldigen Bodenbildung an der Börse aus und begründen dies mit den zahlreichen Konjunkturpaketen, die in absehbarer Zeit positive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben sollten.
Abgeltungssteuer: Vorsicht bei Optionsscheinen
Wer sich bei der Richtung seines Optionsscheines vertan hat und ihn verfallen lässt, weil er zu dem Erinnerungswert von 1 Cent nicht auch noch Verkaufsgebühren zahlen möchte, erlebt aus steuerlicher Sicht eine herbe Überraschung. Laut höchstrichterlichem Urteilsspruch können solche Positionen bei der Abgeltungssteuer nicht gewinnmindernd geltend gemacht werden. Zur Begründung führte das Gericht an, dass ein Optionsgeschäft, das verfällt, nicht „ausgeübt“ werde und daher auch keine gewinn- mindernde Position darstelle. Fazit: Wenn sich ein Verlust bei Optionsgeschäften einstellt, sollte der Schein unbedingt verkauft werden. Sonst bekommt man den Fiskus nicht mit ins Boot.
Musterdepot und Strategie
Das erste Quartal ist bald gelaufen und im Musterdepot hat sich bislang noch kein Fehler eingeschlichen. Was die Performance auf Jahressicht angeht, gilt die Sorge auch weniger dem fallenden DAX – den haben wir im Griff. Die größere Herausforderung wird vielmehr im kommenden Aufschwung liegen, in den der DAX immer „voll investiert“ geht. Es fällt dann erfahrungsgemäß schwer, gerade die Aktien herauszupicken, die besser laufen als der Gesamtindex. Doch bevor wir über den Aufschwung reden, muss der DAX erst noch eine Leidensstrecke zurücklegen. Apropos Leidensstrecke: Der jüngste Kursaufschwung eröffnet unverhofft neue Chancen auf Gewinne bei der Spekulation auf fallende Kurse. Wieder steht in der Gunst: ThyssenKrupp-Put. In dem Wahn, die Wende der Weltkonjunktur stünde kurz bevor, hat man die zyklischen Stahlwerte in den letzten Wochen mit Samthandschuhen angefasst. Bis die Zahlen von Branchenkollege Salzgitter zeigten, dass von einem Turnaround im Stahl keine Rede sein kann. Der hier vorgeschlagene Schein von der Citigroup (WKN CG1SAL) hat nun eine Laufzeit bis Mai und eine Basis von 14 Euro, was aktuell gut 1 Euro unter dem aktuellen Kursgeschehen liegt. DAX am 12. März (12.35 h): 3845 Punkte.
Aus der Sicht des QuerdenkersVerzwickte Lage an der Börse in Frankfurt. Die Investoren warten die 3600er Marke im DAX ab, weil dort aus charttechnischen Gründen eine starke Unterstützung liegt. Die Mehrheit der Analysten erwartet spätestens auf diesem Niveau die Trendwende. Konsequenz: Das Börsenbarometer stolpert gemächlich dieser magischen Auffanglinie entgegen und stößt auf dem Weg dorthin sogar hin und wieder auf gemäßigtes Kaufinteresse. Dabei schöpfen die Investoren bereits aus allem Hoffnung, was nicht gerade nach Weltuntergang klingt. Aber so fein ersonnen diese Idee auch sein mag, sie scheint am Ende doch zu einfach gedacht. Die „Ab 3600 Punkte geht es sowieso wieder aufwärts“-Parole hätte auf dem jetzigen Kursniveau bereits eine Hausse entfachen müssen. Aber die Kaufneigung ist gering. Dabei mangelt es nicht nur an Kaufargumenten, sondern eben auch an überzeugend attraktiven Einstiegskursen. Diese werden sich erst durch einen heftigen Ausverkauf einstellen – und der lässt auf sich warten. Gerade weil bereits anscheinend alle nur denkbaren Horrorszenarien in den Kursen enthalten sind, scheint niemand mehr ernsthaft in Erwägung zu ziehen, dass es durchaus noch schlimmer kommen könnte. Aber welche Nachricht wäre geeignet, den Markt jetzt noch derartig unter Druck zu setzen? Möglicherweise eine Insolvenz bei General Motors? Das sich GM am Ende doch auf das amerikanische Chapter 11 beruft, ist alles andere als unwahrscheinlich. Und damit wäre sicher ein Börsenbeben mittlerer Stärke verbunden, der zweite Sündenfall nach Lehman. Wo auch immer sich diese Nadel im Heuhaufen der schlechten Nachrichten verbergen mag, die Bären haben ihr Pulver jedenfalls noch nicht verschossen. Peter Spermann Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik „Querdenker“ vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers. |
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