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Gesundheitspolitik
Auf dem Rücken der Apotheken?
Eine neue Struktur für den Großhandelsteil der Arzneimittelpreisverordnung soll her: 3% Aufschlag und ein Fixhonorar pro Rx-Packung (93 Cent sind im Gespräch), das ganze soll zum 1. 1. 2010 in Kraft treten – so ist‘s in den Entwürfen zur 15. AMG-Novelle vorgesehen. Wichtig für die Apotheken: Rabatte, die der Großhandel den Apotheken gewähren kann, dürfen sich nur aus den 3% speisen, der Fixaufschlag soll sakrosankt sein. Zu befürchten ist: Die Verbesserung für den Großhandel wird die ohnehin sinkenden Roherträge der Apotheken weiter belasten.
Viele Pharmagroßhändler, ohne Frage, leiden unter einer bedrohlichen Ertragsschwäche. Von der roten Null bis +0,5% als Rendite, das ist mehr als mager und derzeit eher die Regel als die Ausnahme. Aber die Ursachen sind zu einem nicht unwesentlichen Teil selbstverschuldet: Das Großhandelsmanagement hat z. T. versucht, über betriebswirtschaftlich idiotische Rabatte Marktanteile zu gewinnen oder zu halten. Zweitens wurden in großhandelseigenen Kooperationsmodellen – trotz happiger Gebühren – Millionen versenkt. Bei nüchterner Betrachtung nutzen die Modelle oft weit weniger als sie kosten. Und so selbstlos, wie sie sich geben, sind sie auch nicht. Das gilt nicht nur für großhandelsgesteuerte Kooperationen. Das mittel- oder langfristige Ziel ist immer, dass zumindest die Systembetreiber verdienen wollen. Viele Apotheken bemerken erst reichlich spät, dass ihnen dabei das Fell über die Ohren gezogen wird.
Auch die politischen Nebenwirkungen dieses meist schon ökonomisch wenig sinnvollen Treibens werden oft übersehen. Wenn Apotheken Stück für Stück ihre Individualität in den Hintergrund treten lassen und sich optisch so geben, als seien sie schon Glied einer Kette, senden sie an die Politik die falschen Signale. Mit einheitlichen Aufklebern im Schaufenster fängt es an, mit Franchise-Systemen endet es derzeit – noch. Dabei werden dem Franchisegeber z. T. bereits Kompetenzen eingeräumt, die zumindest dem Geist nach mit geltendem Apothekenrecht nicht vereinbar sind.
Zumindest manche der Großhandelskooperationen – da sind sich Marktbeobachter einig – sollen in Wahrheit für ein Apothekensystem ohne Fremdbesitzverbot das Feld bereiten. Einige Großhändler (z. B. die Celesen oder, geschickter, Phoenix) arbeiten daran seit Jahren. Es macht wenig Sinn, dass die Apotheken ihren Weg in die Abhängigkeit selbst mit finanzieren – zumal wir hoffen dürfen, dass der Europäische Gerichtshof den Fremdbesitzbefürwortern nicht auf den Leim geht.
Klaus G. Brauer
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