Wirtschaft

DAX: Feierlaune mit garantiertem Kater

Börse feiert ihre Widerstandsfähigkeit – US-Quartalszahlen stehen an

(hps). Nun steht sie schon fast vor der Tür – die Insolvenz des ehemaligen Autogiganten General Motors. Ein Konkurrent weniger, scheinen sich die Japaner und Deutschen gedacht zu haben, denn die Börsen in Frankfurt und Tokio drehten daraufhin mithilfe der Automobilwerte kräftig ins Plus. Konjunktursensible Aktien sind wieder "in". Die Börsianer feiern, die Unternehmen schweigen dazu.

Die Perspektive der Analysten

Die Analysten von der UBS sind zuversichtlich, dass der DAX seine Gewinne weiter ausbauen wird. Dabei verweisen sie auf die jüngste Kurserholung, die die deutschen Standardwerte um rund 600 Punkte nach oben getragen hat. Viele Anleger seien auf dem falschen Fuß erwischt worden und müssten jetzt nachkaufen. Ein wahres Horrorszenario malen die Experten allerdings für den Fall, dass der DAX einen erneuten Rückschlag erleidet und unter die 3600 Punkte-Marke fällt. Dann müsse man sogar mit einem Durchsacken bis auf 2200 Punkte rechnen. Aber von solchen Schreckensvisionen wollen die meisten Experten derzeit nichts wissen. Die Fondsmanager der DWS und des Pioneer Fonds sowie die Experten des BNP vertrauen weiter auf die staatlichen Rettungsmaßnahmen und sehen die Bodenbildung beim DAX in vollem Gange. Sie favorisieren zyklische Werte wie BASF oder Siemens, die momentan zum Buchwert zu bekommen seien. Skeptiker befürchten dagegen mit Blick auf die bevorstehende Berichterstattung zum 1. Quartal 2009 ein weiteres Anpassen der Gewinnprognosen nach unten. Ein Umstand, der auf dem derzeitigen Kursniveau noch nicht eingepreist sei. Auch bei den zuletzt bejubelten Bankwerten befürchten die Bären, dass infolge von Kreditausfällen den ersten, wärmenden Frühjahrsstrahlen ein harter Frost folgen könnte. Auf den Nenner bringt es die WestLB: zu früh, zu hoch, zu schnell sei der DAX gestiegen. Auch die Commerzbank erwartet aus diesem Grund bestenfalls einen kurzfristigen Aufwärtstrend.

Musterdepot und Strategie

Die "ältere" Position ThyssenKrupp wurde am 1. April mit einem Plus von 29% verkauft. Die Put-Positionen werden weiter ausgebaut. Mit dem Schein auf die Deutsche Bank wird erstmals ein Finanztitel aufgenommen, der zudem völlig überbewertet erscheint. Put auf die Deutsche Bank (WKN CM3PMG), Emittent Commerzbank, Basis 32 Euro mit Laufzeit Mai. Zudem ein Put auf die SAP , die bislang gut gelaufen ist, Emittent Citigroup (WKN CG1RTF), Basis 26 Euro, ebenfalls Laufzeit Mai. DAX am 2. April (13.30 h): 4300 Punkte.

Aus der Sicht des Querdenkers


Der einzige Mist, auf dem nichts wächst, ist der Pessimist. Damit hatte Theodor Heuss sicher Recht. Optimismus ist was Schönes. Nur sollte dabei eben auch ein gewisses Grundkonzept erkennbar sein. Das Argument, der Abschwung verliere scheinbar an Tempo und sei weniger stark als befürchtet, mag zwar geeignet sein, die vorangegangenen, kräftigen Kursverluste in ihrem Ausmaß etwas zu korrigieren. Eine Wende zum Besseren lässt sich daraus indes nicht im Geringsten ablesen. Daher ist der Griff nach konjunktursensiblen Aktien seitens der Profis ein gefährliches Unterfangen. Eine anstehende Wirtschaftswende müsste sich auch am Öl ablesen lassen. Das Schwarze Gold wäre in diesem Fall bereits durch die Decke gegangen. Ist es aber nicht. Bei genauerer Betrachtung lassen hier die Optimisten nur heiße Luft ab. Man wird bald sehen, was die eigentlichen Akteure, nämlich die US-Unternehmen, ab Beginn dieser Woche zum Sachstand zu sagen haben. Dass das erste Quartal sehr schlecht ausgefallen ist, wird niemanden wirklich überraschen. Indes dürfte auch der Ausblick – sofern die Unternehmenslenker überhaupt einen abliefern – äußerst verhalten ausfallen. Und genau dieser Umstand birgt hinreichend Sprengstoff in sich, um die Kurse nochmals kräftig unter Druck zu bringen. Es war ein netter Versuch, liebe Bullen – aber eben ein völlig hoffnungsloses Unterfangen.


Peter Spermann


Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik "Querdenker" vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.