Gesundheitspolitik

Wärmer anziehen

Peter Ditzel

Aus Sicht des Großhandels ist der Wunsch nach einer Neugestaltung der Großhandelsspanne durchaus verständlich. Durch die zunehmenden Direktlieferungen der Industrie an die Apotheken, vor allem von höher- und hochpreisigen Arzneimitteln, fehlen dem Großhandel diese Erträge. Seine teure Spitzenlogistik wird mehr und mehr dafür verwendet, niedrigpreisige Produkte in die Apotheke zu liefern. Etwas überspitzt formuliert: Vom täglich mehrmaligen Transport einiger weniger Paracetamol-Schächtelchen in der Preislage von wenigen Cent kann der vollsortierte Großhandel nicht leben, geschweige denn irgendwelche Serviceleistungen für die Apotheke anbieten. Die Mischkalkulation bricht zusammen, wenn die teuren Produkte am Großhandel vorbeilaufen. Hinzu kommt, dass der (hausgemachte) Rabattkampf die Großhandlungen mitunter stark strapaziert hat. Um keine Kunden zu verlieren, schraubten sich die Rabatte, die Großhandlungen den Apotheken gewährten, zum Teil in enorme Höhen. Klar, könnte man sagen, selbst schuld, wenn man sich darauf einlässt. Andererseits, was blieb dem einen oder anderen anderes übrig, als einfach mitzuspielen, um die Kunden zu halten? Profitiert davon haben die Apotheken.

Doch das könnte sich nun bald ändern. Dem Vorbild der Arzneimittelpreisverordnung folgend schlägt der Großhandel vor, die Großhandelsspannen an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und ähnlich wie bei der Apothekenspanne weitgehend preisunabhängig zu gestalten. Er möchte einen nicht rabattierfähigen Fixzuschlag pro Arzneimittel von 93 Cent und einen 3-prozentigen Höchstzuschlag. Im Klartext würde dies bedeuten, dass der Großhandel dann de facto den Apotheken nur noch aus den 3 Prozent einen Rabatt einräumen kann. (Im Vergleich dazu: heute beträgt die durchschnittliche Spanne des Großhandels laut GMG 6,34%). Was das dann für die Apotheken bedeutet, kann sich jeder selbst ausrechnen, der heute noch mit einem auskömmlichen Großhandelsrabatt bedient wird. Die eine oder andere Apotheke soll sogar davon leben, "am Tropf des Großhandels hängen". Dann heißt es: wärmer anziehen. Eine Neugestaltung mit großer Aussicht auf Zustimmung soll noch mit der 15. AMG-Novelle verabschiedet werden. Vermutlich werden an den vom Großhandel gewünschten Zahlen im Verlauf der kommenden Anhörungen noch Korrekturen nach unten erfolgen. Und die Apotheke wird wohl ab 1. Januar 2010 mit anderen Rabatten leben müssen.


Peter Ditzel

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