Gesundheitspolitik

Neue Unterstützung für Rabattverträge

AOK Rheinland/Hamburg schließt Versorgungsmanagementvertrag mit Apothekerverbänden

Berlin (tmb/ks). Der Start der neuen AOK-Rabattverträge findet in einem deutlich besseren Umfeld statt als bei den ersten Rabattverträgen. Offenbar erkennen immer mehr Krankenkassen, wie wichtig die Rolle der Apotheker bei der praktischen Umsetzung der Verträge ist. Nun hat auch die AOK Rheinland/Hamburg mit den zuständigen Apothekerverbänden einen Vertrag über die Complianceförderung durch Apotheken geschlos-sen, der teilweise neue Akzente im Vergleich zu ähnlichen Verträgen anderer AOKen setzt. Die Apotheken sollen für ihre zusätzlichen Mühen ein pauschales Honorar von einmalig 1000 Euro erhalten.

Der neue Versorgungsmanagementvertrag zwischen der AOK Rheinland/Hamburg, dem Apothekerverband Nordrhein und dem Hamburger Apothekerverein stellt Verbesserungen in der Versorgung und die Erhöhung der Compliance in den Mittelpunkt. Die nun wirksam gewordenen Rabattverträge waren "nicht Grund, sondern Anlass" für diese Vereinbarung, betonte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, gegenüber der AZ. Durch "aktive Kommunikation" wolle man eine genaue Analyse der Defizite in der Versorgung erreichen – und in diesem Jahr geht es dabei vor allem um die Umsetzung der AOK-Rabattverträge: Die Apotheken sollen die Abgabe von Arzneimitteln im Zusammenhang mit Rabattverträgen "für eine individuelle und wirtschaftliche Auswahl der Arzneimittel" und für die Beratung nutzen, "um eine Compliance-Erhöhung der Versicherten zu erreichen", heißt es in einem Mitgliederrundschreiben des Hamburger Apothekervereins. Falls dabei Probleme auftreten, können die Apotheken über eine speziell dafür eingerichtete telefonische Hotline direkt Kontakt mit der Krankenkasse aufnehmen, um eine individuelle Lösung abzustimmen. Diese Hotline, so Preis, werde bereits rege genutzt.

Zusätzliche Auswertung

Mit Blick auf die zu erwartenden Umstellungen der Medikation durch die Rabattverträge ist der Versorgungsmanagementvertrag bis zum 31. Dezember 2009 befristet. Zum Ende der Vertragslaufzeit sollen die Apotheken auf einem Fragebogen über mögliche Anwendungsprobleme, Lieferschwierigkeiten und pharmazeutische Mängel bei der Umsetzung der Rabattverträge berichten. Auf der Grundlage dieser Fragebögen werden die Verbände eine Dokumentation erstellen, um mit der AOK über Umsetzungsprobleme diskutieren und diese künftig beseitigen zu können. Vereinbart ist überdies eine "patientenorientierte Übergangsregelung" von drei Monaten. Sie soll insbesondere dafür sorgen, dass Versicherte, die viele Arzneimittel einnehmen müssen, Zug um Zug umgestellt werden können. Außerdem ist laut Preis vorgesehen, dann über einen Anschlussvertrag zu verhandeln – dieser könne wiederum die Rabattverträge betreffen oder aber auch andere Betätigungsfelder. Vorstellbar sei etwa, den Vertrag im Bereich der Hilfsmittelversorgung fortzuführen, so Preis.

Für ihre zusätzlichen Leistungen erhalten die beteiligten Apotheken im Dezember dieses Jahres eine pauschale Vergütung von 1000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Damit ist die Honorierung im Unterschied zu Verträgen anderer AOKen über die Complianceförderung nicht an die ohnehin vorgeschriebene Abgabe von Rabattarzneimitteln, sondern an die definierten Zusatzleistungen gegenüber den Patienten und bei der Dokumentation geknüpft.

Teil des Vigo-Vertrages

Der neue Vertrag stellt eine Erweiterung des bestehenden "Vigo-Rahmenvertrages" dar. Daher können sich nur Apotheken beteiligen, die an dem Vigo-Rahmenvertrag teilnehmen oder diesem nun beitreten. Die Vigo-Kooperation gewährt den etwa 400.000 Mitgliedern der AOK Rheinland/Hamburg, die über eine "Vigo-Karte" verfügen, besondere Vorteile, beispielsweise Rabatte auf das Nebensortiment oder im Rahmen bestimmter Aktionen. Außerdem fördert die Krankenkasse die Inanspruchnahme des grünen Rezeptes durch einen Zusatzbonus. Preis zufolge ist das Echo der Apotheken auf den neuen Vertrag sehr positiv.

Verbesserung der Versorgung

Der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland/Hamburg, Wilfried Jacobs, betonte anlässlich des Vertragsabschlusses, dass den inhabergeführten Apotheken "eine unersetzbare Rolle als örtlicher Ansprechpartner in der Arzneimittelversorgung, insbesondere für chronisch kranke Menschen", zukomme. "Aus diesem Grund werden wir die Kooperation mit den Apotheken vor Ort weiter intensivieren", so der Kassenchef. Preis sprach von einem weiteren "Schritt in Richtung Honorierung der Apotheken für besondere Dienstleistungen". Es gebe bereits Überlegungen, auch mit anderen Krankenkassen Gespräche über derartige Vereinbarungen zu führen. Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins erklärte: "Die Apotheken werden ihre pharmazeutische Kompetenz aktiv einbringen, vor allem aber die in den individuellen Beratungen auftretenden Probleme konkret dokumentieren, um so Verbesserungspotenziale in der Arzneimittelversorgung auszuloten". Gegenüber der AZ betonte Graue die zusätzlich vereinbarten Dienstleistungen der Apotheken. Dies ermögliche der Krankenkasse, Ungereimtheiten bei der Versorgung besser kennenzulernen.

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