Gesundheitspolitik

Tante Emma lebt

Peter Ditzel

Die Wirtschaftskrise dürfte mitverantwortlich sein für ein Umdenken in der Bevölkerung: weg von großen übermächtigen Konzernen, hin zum kleinen individuellen mittelständischen Betrieb. Seien es die oligopolartig strukturierten großen Energieanbieter, die in Misskredit geraten sind, Preise zu diktieren, seien es die großen Warenhauskonzerne, die ums Überleben kämpfen – Politik und auch Verbraucher erkennen an diesen Strukturen, dass Größe und Fusionen kein Königsweg für die Zukunft sein können. Laut Trendberichten vom Warenhandel ist die Blütezeit von Kaufhäusern und Kaufhausketten vorüber. Es sind Dinosaurier, die sich nach Meinung von Marktexperten nicht mehr lange in dieser Form halten werden. Schieflagen von Arcandor-Häusern zeigen es. Der Trend geht eher in Richtung kleine Shops und Läden, die zwar unter dem Dach eines Betreibers sein können, aber eben den Charakter eines Einzelgeschäftes haben. Der Verbraucher sehnt sich zurück nach dem Tante-Emma-Laden, in dem er auf einen Ansprechpartner trifft, der ihn fachkompetent berät.

Diese Änderung der Denkrichtung könnte sich auch positiv auf den Markt der mittelständisch betriebenen, inhabergeführten Apotheke auswirken, eine Entwicklung, die dem Konzept des inhabergeführten Einzelbetriebs Apotheke Auftrieb gibt. Im Gegensatz zu einigen Großunternehmen haben die Apotheken keinen Antrag auf ein Hilfspaket vom Staat gestellt oder sind nicht massenhaft in die Insolvenz geraten. Sie haben auch nicht angekündigt wie unlängst die Drogeriekette Schlecker, 4000 Kleinfilialen zu schließen, was einen Wegfall von 12.000 Arbeitsplätzen bedeuten könnte. Kleinere Unternehmen sind einfach anpassungsfähiger.

Unterstützt wird dieser Trend durch das jüngste Apothekenurteil. Der Europäische Gerichtshof hat den Wert der inhabergeführten Apotheke gerade im Zusammenhang mit der besonderen Ware Arzneimittel rundum bestätigt. Die Apotheke hat sich mit Recht über die Jahre als "Tante-Emma-Laden" im besten Sinn bewährt und gehalten. Der aktuelle Trend unterstreicht, dass auch die Bevölkerung dieses Konzept (wieder) schätzt: in keinem anderen "Laden" bekommt man ohne Anmeldung, sofort und unmittelbar eine Beratung von einem akademisch ausgebildeten Fachmann. So gesehen hat die Krise auch etwas Positives: sie zeigt allen, dass kleine Einzelunternehmen kein Auslaufmodell sind. Tante Emma lebt – und sie wird immer jünger.


Peter Ditzel

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