- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 25/2009
- Sorge über hohe Ausgaben...
Gesundheitspolitik
Sorge über hohe Ausgaben für Biologicals
"Der Markt der Me-too-Präparate läuft aus, da sich die Hersteller auf andere Produktgruppen und Indikationen stürzen", erklärte Glaeske am 8. Juni bei der Vorstellung des jüngsten GEK-Arzneimittel-Reports in Berlin. So waren unter den sechs umsatzstärksten Arzneimitteln, die 2008 zulasten der GEK abgegeben wurden, fünf Biologicals – verordnet gegen rheumatoide Arthritis oder multiple Sklerose. Glaeske betonte, dass er grundsätzlich nichts gegen diese neuen Spezialpräparate habe – wohl aber gegen ihren Preis. Obwohl es knapp 30 Steuerungsinstrumente im Arzneimittelsektor gebe, greife für diese Präparategruppe keines. Insbesondere seien die Biologicals als Solisten keiner Nutzenbewertung zugänglich, moniert der Arzneimittelversorgungsforscher, der auch Mitglied des Gesundheitssachverständigenrates ist. Auch das neue Azneimittel-Analysetool der Krankenkassen, Evita (siehe AZ Nr. 24, 2009, S. 3 ), werde hier nicht weiterhelfen, da diesem nicht mehr Daten zur Verfügung stünden als dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen und den Arzneimittel-Bewertern Uwe Fricke und Wolfgang Klaus. Für Glaeske gibt es nur einen Weg, um der Kostenexplosion durch die neuen gentechnisch hergestellten Arzneimittel einzudämmen: "Kein Arzneimittel darf in die GKV-Erstattung, ohne dass zuvor der Preis verhandelt wurde."
Die Hauptgeschäftsführerin des Verbands forschender Pharma-Unternehmen, Cornelia Yzer, sieht die Sachlage naturgemäß anders: "Biologicals sind ohne Zweifel ein Synonym für Innovationen" – und keinesfalls ein Kostentreiber. Fakt sei, so Yzer, dass ihr Ausgabenanteil von 2007 auf 2008 lediglich um 0,6%-Punkte gestiegen ist, nämlich von 13,2% auf 13,8% der Arzneimittelkosten. In absoluten Zahlen sei dies ein Anstieg von 3,5 auf 3,9 Mrd. Euro. Angesichts der beachtlichen Therapiefortschritte in ihren Indikationsgebieten sei ihr Anteil an den GKV-Arzneimittelausgaben "kein Alarmsignal, sondern ein Zeichen für therapeutischen Fortschritt", so Yzer.
Loblied auf Ketten
Besonderes Augenmerk legt der GEK-Report 2009 zudem auf die Arzneimitteldistribution. Auf mehreren Seiten beleuchten Glaeske und seine Co-Autoren das Apothekenwesen in Deutschland und verschiedenen anderen Ländern. Ihr Schluss: die Apotheke ist unverzichtbar – doch der Nachholbedarf ist groß. Vor allem plädieren sie für einen liberalisierten Apothekenmarkt: Mit Apothekenketten ließe sich nicht nur der Preis-, sondern auch der Qualitätswettbewerb erheblich steigern. Das Urteil des EuGH zum Fremdbesitz bleibt dabei übrigens gänzlich unerwähnt.
Der GEK-Arzneimittelreport kann unter www.gek.de (Service, GEK-Studien) heruntergeladen werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.