Gesundheitspolitik

Es reicht!

Thomas Müller-Bohn

Die Schadensmeldungen von der eCard treffen in immer kürzeren Abständen ein. Was soll noch passieren? Wenn die Tests nicht nur ein Alibi sind, sollte die Zeit für Konsequenzen gekommen sein. Nach der Bundestagswahl könnten die Weichen neu gestellt werden. Kann es eine noch bessere Gelegenheit geben, die Notbremse zu ziehen? Die Apotheker haben bereits viel Geld ausgegeben und gegenüber der Politik noch mehr guten Willen bewiesen. Doch die bisherigen Experimente, besonders auf Ärzteseite, lassen nichts Gutes erwarten. Schon die simpelsten Funktion der eCard machen Alltägliches zum Geduldspiel. Mit dem viel komplexeren elektronischen Rezept stünden ungleich größere Probleme bevor. Es drohen hohe Kosten, zeitraubende Arbeitsabläufe, nervtötende technische Pannen, unkalkulierbare Risiken für den Datenschutz und der Zusammenbruch der Versorgung im Störfall. Der mögliche und in mancher Hinsicht auch zweifelhafte Nutzen der eCard ist es nicht wert, beliebig viel Zeit und Geld in die Lösung dieser zahlreichen Probleme zu investieren. Die Arzneimittelsicherheit kann auch mit apothekenindividuellen Kundenkarten verbessert werden, die zugleich Kunden binden und das Hausapothekenmodell voranbringen. Der Kartenmissbrauch kann mit einem Foto des Versicherten auf der Karte verhindert werden. Darum erscheint eine Karte mit Bild, aber ohne Elektronik als ideale Lösung. Die neuen Karten, die ab Oktober ausgegeben werden sollen, wären dann ein politisch akzeptabler Schlusspunkt. Die Politiker könnten ihr Gesicht wahren und die versprochene Karte präsentieren – und das zu überschaubaren Kosten und ohne neue Probleme.

Solange das elektronische Rezept nicht auf der Tagesordnung steht, sind die Apotheker nicht unmittelbar gefordert. Vielleicht ist es politisch klug, die Anderen die Kartoffeln aus dem Feuer holen zu lassen, sofern diese Rechnung aufgeht. Doch es wäre gelebte Solidarität mit den Ärzten, rechtzeitig zur Bundestagswahl in die Kritik einzustimmen. Wenn die Apotheker sich jetzt gegen das Projekt aussprechen, wäre dies kein Verrat an der Politik, sondern ein Zeichen von Realitätssinn und ein ehrenhaftes Bekenntnis zum Verbraucherschutz. Darum wäre die einvernehmliche Beendigung des Projektes nicht einmal ein Ende mit Schrecken, aber auf jeden Fall besser als der drohende Schreck ohne Ende.


Thomas Müller-Bohn

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.