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- AZ 35/2009
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Endlich!
Das Bundeskabinett hat die Kostenübernahme für die Neue-Grippe-Impfung geregelt. Das Ergebnis ist ein für Krankenkassen und Regierung akzeptabler Kompromiss. Damit endet hoffentlich das unwürdige Geschacher um die im Vergleich zur gesamten Grippe-Problematik eher nebensächliche Kostenfrage. Zur Erinnerung: Seit Jahren warnen Experten vor einer neuen Pandemie. So wie sich die Lage derzeit darstellt, sind wir in einer doppelt günstigen Situation. Erstens verläuft die Erkrankung vergleichsweise mild, zumindest bisher. Und zweitens haben wir den Idealfall einer Pandemie mit Ankündigung. Naturgemäß steigt die Verbreitung von Grippe bei winterlichen Temperaturen beträchtlich. Deutlich größere Patientenzahlen sind daher für die kalte Jahreszeit vorhersehbar. Doch da das Virus schon seit Monaten bekannt ist, haben wir die große Chance, schneller zu impfen, als sich die Grippe verbreitet – wenn alles ideal läuft. Die Impfstoffhersteller verdienen großen Respekt für ihre vorausschauenden Investitionen und das schnelle Vorgehen. Klare Zusagen der Besteller, also der Bundesländer, wie sie die Industrie in diesen Tagen gefordert hat, sollten daher selbstverständlich sein. Reißerische Schlagzeilen über einen angeblichen Riesen-Reibach mit der Grippe sind dagegen fehl am Platz – solche Investitionen müssen sich rechnen.
Neben der Impfung bleibt die Hoffnung, dass das Virus nicht in aggressivere Formen mutiert. Darin steckt eine Menge Optimismus. Der ist sicher besser als Panik, aber wir sollten die Zeit auch nutzen, uns auf weniger glimpfliche Verläufe vorzubereiten. Denn eine neue Pandemie ist eben keine übliche saisonale Variante. Viele verantwortliche Stellen machen ihre Pläne, natürlich sollten auch Apothekenteams verschiedene Szenarien durchdenken. In der Grippe-Berichterstattung der meisten Medien dominiert dagegen seit Wochen statt sachlicher Aufklärung eher die Frage nach der Kostenübernahme. Das ist nun hoffentlich vorbei – endlich!
Nebenbei erlauben die Impfkosten nun auch der ersten Krankenkasse, ohne allzu großen Gesichtsverlust einen Zusatzbeitrag zu erheben, obwohl die Kasse schon vorher finanzielle Schwierigkeiten gehabt haben soll (siehe Kasten "Erste Kasse erhebt Zusatzbeiträge", S. 8). Die Behandlung der Erkrankten könnte leider zu einem Argument für Zusatzbeiträge weiterer Kassen werden – ob vorgeschoben oder nicht.
Thomas Müller-Bohn
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