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DAX zieht auf neues Jahreshoch
Mit Spannung erwartete man letzte Woche die Rückkehr der amerikanischen Profis aus dem Urlaub und hoffte mithin auf ein höheres Handelsvolumen. Zwar kam es am Parkett zunächst wie befürchtet zu einem verhagelten September-Auftakt. Dann berappelten sich die Kurse aber wieder – aus Sicht der meisten Analysten ein Anzeichen dafür, dass man nach wie vor auf den Anlagedruck der unterinvestierten Großanleger bauen kann. Beruhigend wirkte auch der Beschluss der G-20-Finanzminister, von einem Einsammeln der globalen Hilfsprogramme vorerst noch abzusehen. Ein besonderes Augenmerk gilt nun der Börse Frankfurt. Einige Optimisten spekulieren hier auf eine politische Börse und liebäugeln dabei mit einem schwarz-gelben Bündnis. Somit scheint die Angst, die Börse könnte der Realität zu weit vorausgeeilt sein, nach der kurzen Konsolidierung wieder eher in den Hintergrund getreten zu sein – allerdings nicht ohne dabei anderen Sorgen Platz zu machen. Denn ganz so ungetrübt könne die Stimmung der Anlegerschaft nicht sein, wenn das Gold den Sprung über die 1000 Euro-Grenze wagt, meinen Skeptiker. Und dennoch: Aussteigen will niemand, denn bislang waren die Rücksetzer nur von kurzer Dauer.
Aus der Perspektive der Analysten
Vor dem September haben doch einige Marktstrategen Respekt. Auf einem Zick-Zack-Kurs sieht die Allianz Global Investors den DAX. Den Eintritt in die Konsolidierungsphase rufen auch die Stuttgarter Ellwanger &Geiger aus. Aber zur Begründung für die plötzlichen Molltöne muss hier hauptsächlich die Statistik herhalten. Seit 1996 habe der DAX im September durchschnittlich 2,2 Prozent nachgegeben. Eigentlich keine große Sache und vielleicht auch der Grund, warum sich auf mittlere Sicht die Minen der Analysten wieder aufhellen. Die Experten der Hessischen Landesbank sehen die Zukunft rosig und raten dazu, eventuelle Rückschläge zum Aufbau neuer Positionen zu nutzen. Die DZ-Bank sieht ebenfalls auf Sicht der kommenden zwölf Monate den DAX bei 6500 Punkten. Gestützt wird dieses Szenario von den Charttechnikern. Sie sehen den DAX recht solide im Aufwärtstrend liegen. Kursrückschläge in eine Region von 5100 bis 5200 Punkten seien möglich – mehr aber nicht.
Musterdepot und Strategie
BMW wurde von Morgan Stanley zu hoch gestuft mit der Begründung, der US-Automarkt dürfte als wichtigster Absatzmarkt für BMW in eine Erholungsphase eintreten. Eine recht dürftige Rechtfertigung für einen Tagesgewinn von über fünf Prozent. Dieses Tempo dürfte die Aktie nicht lange durchhalten. Ein relativ "zahmer" Schein auf fallende Kurse ist der Put der Citibank (CG5RWU) mit langer Laufzeit bis November und einer Bezugsbasis von 34 Euro, also auf Augenhöhe mit dem aktuellen Geschehen. DAX am 10. September (13.30 h): 5572 Punkte.
Aktie |
zum Kurs |
Tipp vom |
Kurs aktuell |
Veränderung in % |
Strategie |
Metro Put 09/09
WKN: DB94LX
|
0,18 |
28.05. |
0,01 |
– 99% |
Halten |
Deutsche Bank 09/09
WKN: CB43VU
|
0,28 |
25.06. |
0,01 |
– 99% |
Halten |
RWE Put 09/09
WKN: CG0ZTP
|
0,20 |
16.07. |
0,01 |
– 99% |
Halten |
SAP Put 10/09
WKN: CG5NWL
|
0,11 |
02.09. |
0,10 |
– 10% |
Halten |
BMW Put 11/09
WKN: CG5RWU
|
0,19 |
09.09. |
neu |
Kaufen |
|
zum Vergleich: DAX seit 8. 1. |
4871,00 |
5572,00 |
+ 14% |
Aus der Sicht des Querdenkers
Wachsender Optimismus allerorten. Goldman Sachs sieht eine wachsende Evidenz, dass sich die globale Industrieaktivität stärker als erwartet erholen wird – und die Credit Suisse pflichtet bei. JP Morgan tritt den Ängsten vor dem miesen Börsenmonat September entgegen und weist auf eine Statistik hin, nach der der September im Umfeld eines "Bullenmarktes" sogar häufig Gewinne abwirft. Suchet, so werdet ihr finden.
Auch wenn man ab und an mahnende Worte angesichts der luftigen Börsenhöhen hört, die Euphorie unter den Großanlegern nimmt eindeutig zu. Fast täglich liefern die Analysten bei den DAX-Werten neue Hochstufungen ab, übrigens sehr gezielt an charttechnisch markanten Widerstandsmarken, wie man in Falle MAN und BMW gut erkennen kann. Dass leichte Kursrücksetzer unverzüglich zu Neuinvestitionen und weiter steigenden Kursen führen, scheint am Parkett derzeit ein ungeschriebenes Gesetz zu sein und man darf vermuten, dass der tatsächliche Investitionsgrad der Großanleger inzwischen durchaus beachtlich ist. Mit fundamentalen Erwägungen hat dies nichts mehr zu tun. Das ist eine reine Liquiditätsschlacht der Großen. Das bedeutet aber auch: Wenn es hier zu einem Rutsch nach unten kommt, dann rutscht der ganze Berg. Aber noch will niemand verkaufen. Der Zeitpunkt, an dem die Verkaufswelle ins Rollen kommt, ist jetzt mit Sicherheit nur noch an charttechnischen Marken festzumachen, bei denen die Profis ihr Stopp-loss-Orders platziert haben. Reißt die Marke, setzen computergesteuerte Verkaufsaufträge ein. Beim Dow Jones dürfte dieser Punkt bei Kursen unter 9300 Punkten erreicht sein, was ca. 5300 DAX-Punkten entspricht. Fundamentale Gründe für einen Rückschlag gäbe es genug. So war die deutsche Industrieproduktion im Juli bereits wieder rückläufig und die US-Konsumentenkredite erlitten im Juli den stärksten Einbruch seit 1991. Aber um das alles geht es am Parkett derzeit nicht. Noch nicht.
Peter Spermann
Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik "Querdenker" vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers.
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