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Pharma-Aktien im Visier
Pfizer (USA)
WKN 852009, Börse Frankfurt
Fakten & News
Die Nummer 1 im weltweiten Pharmamarkt bringt es mit der Übernahme von Wyeth auf einen Umsatz von ca. 70 Milliarden Dollar. Zu den umsatzstärksten Medikamenten von Pfizer zählt Liptor (Cholesterinsenker), wobei hier der Patentschutz 2011 ausläuft. Wyeth präsentiert sich umsatzstark mit dem Antidepressivum Effexor und Prevnar (gegen Lungenentzündung). Auffällig bei Pfizer ist die starke Abhängigkeit von seinem Hauptumsatzbringer Liptor. Von den 48,3 Mrd. Dollar Umsatz (ohne Wyeth) entfallen 12,4 Milliarden auf den Cholesterinsenker.
Der nahende Patentablauf beim umsatzstärksten Medikament Liptor und dem Bluthochdruckmittel Norvasc hat Pfizer einen Umsatz- und Gewinnrückgang im zweiten Quartal gegenüber Vorjahr beschert. Dennoch hob Pfizer die Gewinnprognose infolge Kostensenkungsmaßnahmen für das laufende Jahr an.
Das Thema Patentablauf kennzeichnet das aktuelle Geschehen bei Pfizer. Obwohl das Unternehmen jährlich 8 Milliarden Dollar in die Entwicklung neuer Medikamente investiert, mangelt es dennoch an Nachschub neuer "Blockbuster". Pfizer tritt daher die Flucht nach vorne an. Im Januar wurde Wyeth für 68 Milliarden Dollar übernommen, nun soll Pfizer an dem brasilianischen Generikahersteller Neo Quimica interessiert sein.
Das Analystenecho für die Pfizer-Aktie fällt unterschiedlich aus. Kritiker weisen darauf hin, dass die Übernahme von Wyeth für Pizer nur eine marginale Entlastung bringen dürfte, da Wyeth selbst unter zahlreichen Patentabläufen wichtiger Medikamente leide.
Andere halten die Ertragssituation bei Pfizer auch weiterhin für robust. Die Deutsche Bank Securities spekuliert auf eine Anhebung der Dividende, nachdem die Gewinnbeteiligung wegen der Wyeth-Übernahme um 50 Prozent gekürzt worden war. Die Analysten sehen ein Kursziel von 25 USD. Goldman Sachs ist das Papier nach der leichten Anhebung des Gewinnziels 19 USD wert. Aktuell (9. 9.) notiert der Wert bei 16,21 USD bzw. 11,11 Euro im deutschen Xetra-Handel.
Merck (USA)
WKN 851719, Börse Frankfurt
Fakten & News
Die amerikanische Merck weist mit der Übernahme von Schering-Plough einen Umsatz von 47 Milliarden Dollar aus und ist damit die Nummer 2 im Weltmarkt. Die Patente für die Hauptumsatzträger Singulair (Asthma) und Cozaar (Blutdruck) laufen 2012 bzw. 2010 ab. Schering-Plough hat mit Remicade (Entzündungshemmer) und Nasonex (Allergien) zwei Medikamente im Milliarden Dollar-Umsatzbereich, hat aber keine nennenswerten Patentabläufe zu verzeichnen.
Wichtiger Sieg für Merck vor dem US-Bundesgericht: Der israelische Generikahersteller Teva hatte beantragt, sein Nachahmerprodukt noch vor Ablauf des Patentschutzes von Mercks Asthma- und Allergiemedikament "Singulair" auf den Markt bringen zu dürfen. Das Gericht bestätigte den Patentschutz für "Singulair". Damit darf der US-Konzern die Position seines 4,3 Milliarden Dollar starken Bestsellers bis zum Patentablauf 2012 als gefestigt ansehen.
Die Übernahme von Schering-Plough durch Merck findet unter den Analysten nahezu einhellige Zustimmung. Durch den Zukauf will Merck die Gefahr durch eigene Patentabläufe abfedern. Der neue Partner überrascht nicht nur durch ein deutliches Wachstum im zweiten Quartal, sondern dürfte sich auch mittelfristig als relativ stabil erweisen, da Schering-Plough kaum nennenswerte Patentabläufe zu befürchten hat. Goldman Sachs rechnet für Merck mit einem zusätzlichen Umsatzschub von 5 bis 6 Mrd. USD. Das Investmenthaus sieht das Kursziel für Merck bei 38 USD, die Bank of America bei 34 USD. Aktuell (9. 9.) notiert die Aktie bei 30,97 USD bzw. 21,15 Euro im deutschen Xetra-Handel. Charttechnisch wird dieser Optimismus untermauert. Merck entwickelt sich deutlich dynamischer als Branchenprimus Pfizer.
Sanofi-Aventis (F)
WKN 925607, Börse Frankfurt
Fakten & News
Sanofi-Aventis ist mit 40,5 Milliarden Umsatz die Nummer 3 im weltweiten Pharmageschäft. Die großen Umsatzträger sind Lovenox (Thrombose) und Plavix (Blutverdünner, vermarktet zusammen mit Bristol-Myers Squibb, Patentablauf 2011). Insgesamt ist etwa ein Drittel der gesamten Produktpalette in nächster Zeit von Patentabläufen bedroht.
Sanofi erwartet für 2009 ein starkes Wachstum und plant weiter Zukäufe. Anders als die Konkurrenten Pfizer und Merck setzt Sanofi dabei vorwiegend auf die Übernahme von Generikaherstellern. Überdies hat der Konzern erst kürzlich einen Großauftrag von den Vereinten Nationen zur Herstellung des Impfstoffes SHAN5 für die Prävention von Diphtherie, Tetanus und Hepatitis B erhalten. Die bis 2014 anstehenden bedeutsamen Patentabläufe dürften unter anderem durch das Herzmittel Multaq (gegen Vorhofflimmern), das in den USA bereits die Zulassung erhalten hat und über "Blockbusterpotenzial" verfügt, abgefedert werden.
Die Analysten loben die Wandlungsfähigkeit des Konzerns und setzen Sanofi überwiegend auf "buy" mit Kurszielen zwischen 52 Euro (Credit Suisse und SEB) und 55 Euro (JP Morgan). Aktuell (9. 9.) notiert die Aktie bei 47,34 Euro im deutschen Xetra-Handel.
Wissenswertes ...… über Entwicklungs- und Vertriebskosten von Medikamenten
Nach Branchenangaben summieren sich die Kosten für die Entwicklung und den Vertrieb für ein Medikament nicht selten auf 800 Millionen bis 1 Milliarde Dollar. Dabei gelingt am Ende bei nur einem von zehn Wirkstoffen tatsächlich auch die Markteinführung. Und nur selten handelt es sich dann dabei um einen "Blockbuster" – einen Wirkstoff mit einem Umsatzpotenzial von mehr als 1 Milliarde Dollar. Läuft dann der Patentschutz des Originalmedikamentes aus, stehen in der Regel schon die billigeren Generika in den Startlöchern und das Original verliert in kürzester Zeit nicht selten bis zu 80 Prozent seines Umsatzes.
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