Aus der Sicht des Querdenkers

Neben katastrophalen Ergebnissen, wie von Boeing oder der Bank of America veröffentlicht, wartet der Berichtsreigen auch mit einigen sehnlichst erhofften „Erfolgsstorys“ auf. Zum Beispiel von dem Baumaschinenhersteller Caterpillar. Das Unternehmen verfolgte einen rigorosen Sparkurs, reduzierte die Kosten und schlug damit die Erwartungen der Analysten. Seit Dezember 2008 hat Caterpillar 18.000 Vollzeitstellen abgebaut und ebenso viele Teilzeitplätze. Die Analysten waren zufrieden. Die Frage ist nur: Wie oft glaubt man, lässt sich diese Rosskur noch wiederholen?

Im Ergebnis hat sich der Gewinn des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahreszeitraum halbiert, der Aktienkurs in New York indes seit März verdoppelt. Auch Yahoo erlitt einen zweistelligen Umsatzeinbruch, und auch hier präsentierte man einen Gewinn, der einem kräftigen Kostenabbau und dem Verkauf eigener Anteile zu verdanken war. Jeder siebte Arbeitsplatz fiel dem Sparkurs zum Opfer.

Es sind aber nicht nur die überzogenen Erwartungen an die Unternehmensgewinne, die dem Parkett Probleme bereiten werden. Es ist der US-Arbeitsmarkt, der immer wieder für Ernüchterung sorgen wird. Es ist die amerikanische Staatsverschuldung, die den Dollar immer weiter schwächt, so dass sich der für die Amerikaner lebensnotwendige Zufluss an Liquidität aus dem Ausland reduzieren könnte. Wenn wir von dem ein oder anderen Unternehmen dennoch erfreulich gutes Zahlenwerk präsentiert bekamen, dann weil die Weltwirtschaft mit enormen Summen an Staatshilfen gedopt wurde. Die Frage ist, wie schnell sich die Sprinter künftig noch bewegen werden - ohne diese Stimulanz und ohne weitere Kostensenkungspotenziale. Der Abgleich zwischen den Ist- und den börsengehandelten Sollwerten könnte schmerzlich verlaufen.

Peter Spermann

Peter Spermann ist Dozent für Wirtschaftslehre und beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit der Börse. In der AZ-Rubrik „Querdenker“ vertritt er konsequent den Standpunkt des Antizyklikers.