DAX: Die Optimistenfront wackelt

Höhere Gewinne aufgrund von Sondereffekten – Aussichten verdunkeln sich

(hps). Wer die Zahlen aus den bisher veröffentlichten US-Quartalsberichten ungefiltert betrachtet, wird sie als erfreulich bezeichnen. Sieht man sich die Struktur der Gewinne näher an, muss man sie ernüchternd nennen. Ursachen der höheren Gewinnausweisung sind Einsparungen beim Personal, Sondereffekte durch den Verkauf eigener Aktien oder durch Steuergutschriften. Allen Gründen gemeinsam: Sie werden sich im nächsten Jahr nicht wiederholen lassen.

DAX: Die aktuelle Marktlage

Zu Beginn der Berichtssaison zeigten sich die Anleger noch von den Quartalszahlen angetan. Doch letzte Woche mehrten sich die kritischen Stimmen, die die schwache Umsatzentwicklung der Unternehmen zum Anlass nahmen, die Nachhaltigkeit der Wirtschaftserholung zu hinterfragen. Es folgten Abstufungen wie im Falle der US-Bank Wells Fargo, obwohl diese die Analystenschätzungen sogar übertroffen hatte. Zur Begründung wurde angeführt, dass sich die Verluste im Kreditgeschäft beschleunigten. Es ist der schlechte Arbeitsmarkt, der hier schmerzt. Kein Einzelfall, wie sich noch am selben Handelstag herausstellen sollte. Das Internet-Auktionshaus eBay übertraf zwar ebenfalls die Analystenschätzungen, stufte jedoch die Erwartungen für das Weihnachts-geschäft und das vierte Quartal insgesamt zurück. Ansonsten enttäuschten der Chemieriese DuPont und Coca-Cola. Bei einem Kursniveau von über 10.000 Punkten im Dow Jones scheint gut eben nicht mehr gut genug zu sein. Daneben trübt der hohe Ölpreis die Perspektiven. Für europäische Exporteure gesellt sich noch der teure Euro zu den Sorgenkindern.

Kommende Woche aus Perspektive der Analysten

Die Charttechniker sehen nach dem Sprung über die 5750-Hürde nun Potenzial bis 6000, unter Umständen sogar bis 6200 DAX-Punkte. So sehen es auch die Landesbanken von Berlin und Baden-Württemberg, für die der Test der 6000er Marke nur noch eine Frage der Zeit ist. Als Grund geben die Experten auch hier die Charttechnik und den Anlagedruck der Institutionellen dafür an. In diesem Zusammenhang wird mitunter darauf hingewiesen, dass für die Investmentfonds Ende Oktober das Geschäftsjahr endet und bis dahin deshalb noch mit hoher Kaufbereitschaft zu rechnen sei. Getoppt wird dieser Optimismus allerdings von der Unicredit. Die Anlagestrategen sehen hier den Aufwärtstrend ungebrochen noch bis in das Jahr 2010 weiterlaufen. Aber nicht nur für die Verfechter der rein liquiditätsgetriebenen Hausse stehen die Börsenampeln auf Grün. Analysten der Hessischen Landesbank sehen einen weiteren Kursanstieg auch aus fundamentaler Sicht als gerechtfertigt an. Sie erwarten, dass die US-Wirtschaft schon im laufenden zweiten Halbjahr einen "fulminanten" Start mit einem Plus von über 4 Prozent hinlegen werde. Zu den Zweiflern gehören dagegen unter anderem die Strategen der Postbank. Die Erwartungen an die Unternehmensgewinne seien inzwischen sehr hoch und kaum mehr zu übertreffen. Auch die Baader Bank spricht in diesem Zusammenhang von einer "Erwartungsblase". Skepsis auch bei der HSH Nordbank. Die Ökonomen der Bank zeigen sich wenig begeistert von den immer noch niedrigen Börsenumsätzen und dem "lauen" fundamentalen Umfeld.

Musterdepot und Strategie

Aus Sicht der Charttechnik hat sich die Situation bei den DAX-Werten seit letzter Woche erheblich verschlechtert. Auch die viel beschworenen Gelegenheitskäufer halten sich zurück – die Kurskorrektur scheint eingeläutet zu sein.

DAX am 22. Oktober (10.00 h): 5750 Punkte.

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