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Illegaler Internethandel aufgeflogen

STUTTGART (ks). Der Polizei ist in Baden-Württemberg ein Schlag gegen den illegalen Internet-Arzneimittelhandel gelungen. Im großen Stil versandte eine Bande von Winnenden und Wien aus Päckchen mit gefälschten Arzneimitteln. Für ihre weltweiten illegalen Machenschaften spannten die Tatverdächtigen ahnungslose Bürger als vermeintliche Absender der Pillen-Post ein. Die Polizei kam ihnen dadurch vor gut zwei Jahren auf die Spur. Nun hat sie ihre Ermittlungen offiziell abgeschlossen.

Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Polizei Waiblingen am 6. März mitteilten, hatte die Polizei ihre Ermittlungen bereits Anfang 2007 eingeleitet. Damals hatten mehr als 50 Personen im Rems-Murr-Kreis unaufgefordert dubiose Briefe bzw. Päckchen zugesandt bekommen. In ihnen befanden sich meist 90 Tabletten sowie ein Beipackzettel in englischer Sprache. Es handelte sich um Post, die in der Regel an Personen in den USA adressiert war. Als Absender waren die nunmehr mit den Pillen-Päckcken konfrontierten Baden-Württemberger Bürger genannt. Da die Empfänger mit der Post nichts anfangen konnten, brachten viele die Umschläge zur Polizei. Eine Analyse der Tabletten ergab, dass sie einen nicht zugelassenen Appetitzügler als Wirkstoff enthielten und die Präparate in Deutschland nicht erhältlich sind. Daneben wurde in den Pillen ein weiterer Wirkstoff ausgemacht, der nicht auf dem Beipackzettel genannt war. Zudem tauchten einige Tabletten auf, die gar keinen Wirkstoff enthielten. Eine Gesundheitsgefahr nimmt die Polizei bei den erstgenannten Fälschungen an; Fälle von Erkrankungen wurden aber nicht bekannt.

18.000 Postsendungen sichergestellt

Kurze Zeit später wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft allein im Rems-Murr-Kreis rund 18.000 Briefsendungen aus dem Postverkehr gezogen, die die illegalen Tabletten enthielten. Mitte Juli waren die Ermittlungen der Polizei so weit gediehen, dass sie mehrere Betriebs- und Wohnräume in Winnenden durchsuchen konnte. Dort wurden rund 800 kg Tabletten – Potenz-, Haarwuchs- und Schlankheitsmittel – sowie Versandmaterial und eine große Menge Beipackzettel gefunden. Zu weiteren Durchsuchungsmaßnahmen kam es in Wien, einem weiteren Stützpunkt der Bande. Insgesamt hat die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlungen 1300 Kilogramm gefälschte Medikamente sichergestellt, teilweise stammten sie aus China. Den Wert schätzt die Polizei auf ca. 6,3 Mio. Euro. Die Vorgehensweise der Tätergruppe war in allen Fällen gleich: Um ihre Identität als Versender zu verschleiern, verwendeten sie willkürlich tatsächlich existierende Anschriften aus dem Rems-Murr-Kreis. Beim Empfänger in den USA ist die Ware aber teilweise nicht angekommen, weshalb die Päckchen an die vermeintlichen Absender zurückgesandt wurden. Laut Polizei konnten Kontakte der Tatverdächtigen in fast alle Erdteile festgestellt werden.

Hauptverdächtiger flüchtig

Hauptverdächtiger ist ein 38 Jahre alter israelischer Staatsangehöriger. Er war im Juli 2007 auf Antrag der Staatsanwaltschaft zwei Wochen in Untersuchungshaft, wurde aber gegen Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt. Mittlerweile hat er sich ins Ausland abgesetzt. Unter Verdacht stehen zudem seine Schwägerin sowie zwei weitere Personen aus dem Rems-Murr-Kreis. Außerdem bestehen gegen zwei weitere Männer Haftbefehle, die aus der Wiener Gruppe agierten und flüchtig sind. Nun wird sich die Staatsanwaltschaft eingehender mit dem Fall befassen. Die Waiblinger Ermittler haben ihr 16 DIN-A4 Ordner Materialien übergeben.

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