Arzneimittel und Therapie

Moxifloxacin bei Infektionen des oberen Genitaltraktes

Für das Fluorchinolon Moxifloxacin wurde die Zulassung für die Behandlung von leichten bis mäßig schweren entzündlichen Erkrankungen des Beckens erweitert. Damit können Infektionen des oberen weiblichen Genitaltraktes einschließlich Salpingitis und Endometritis nun auch mit einer Monotherapie mit Moxifloxacin statt wie bisher mit einer Antibiotika-Dreifachkombination behandelt werden, sofern Moxifloxacin-resistente Gonokokken ausgeschlossen werden können.
Infektionen des oberen weiblichen Genitaltrakt s können mit Moxifloxacin behandelt werden. Es besitzt In-vitro-Aktivität gegen ein breites Spektrum von grampositiven und gramnegativen Krankheitserregern. Die bakterizide Wirkung resultiert aus einer Hemmung der beiden Typ-II-Topoisomerasen (DNS-Gyrase und Topoisomerase IV), die bei der Replikation, Transkription und Reparatur der bakteriellen DNA benötigt werden.
Foto: Wyeth Pharma GmbH

Infertilität, ein Beckenabszess oder auch eine Eileiterschwangerschaft sind drohende Komplikationen bei entzündlichen Erkrankungen des oberen weiblichen Genitaltraktes. Vor allem wegen dieser potenziellen Folgen, aber auch wegen der zum Teil erheblichen Beschwerden der betroffenen Frauen wie Schmerzen im Unterbauch, Dyspareunie, Fluor genitalis und Fieber ist eine frühzeitige Diagnosestellung und eine effektive Therapie angezeigt. Zur Therapie wird derzeit die Kombination von drei Antibiotika eingesetzt, wobei üblicherweise Doxycyclin, Ciprofloxacin und Metronidazol verabreicht werden.

Chinolon-Monotherapie vs. Antibiotikakombination

Durch die Zulassung von Moxifloxacin erweitert sich das Behandlungsspektrum nicht nur, die Therapie soll, in geeigneten Fällen, auch deutlich einfacher werden. Denn, soweit Moxifloxacin-resistente Gonokokken ausgeschlossen werden können, scheint es ausreichend, den Wirkstoff als Monotherapie nur einmal täglich einzunehmen, was eine verbesserte Compliance erwarten lässt.

In einer prospektiven, randomisierten doppelblinden Multicenterstudie bei 669 Patientinnen, die in beiden Studiengruppen 14 Tage lang entweder einmal täglich oral 400 mg Moxifloxacin erhielten oder eine Dreifachkombination aus zweimal täglich 100 mg Doxycyclin, einer Einzeldosis von 500 mg Ciprofloxacin und dreimal täglich 400 mg Metronidazol, zeigte die Monotherapie im Vergleich zur Kombination eine vergleichbare Wirksamkeit: Unter Moxifloxacin konnte eine klinische Erfolgsrate von 97% und unter der Kombinationstherapie von 98% bestimmt werden. Die klinische Erfolgsrate lag 21 bis 35 Tage nach Therapieende bei 90% unter Moxifloxacin und bei 89% unter der Kombinationstherapie. Eine zweite Studie bei 741 Patientinnen, bei der die einmal tägliche orale Gabe von Moxifloxacin gegen ein Regime aus zweimal täglich 400 mg Ofloxacin plus zweimal täglich 500 mg Metronidazol untersucht wurde, zeigte außerdem eine vergleichbare bakteriologische Erfolgsrate von Moxifloxacin gegenüber der Vergleichsmedikation bei allen relevanten Erregern einer entzündlichen Erkrankung des Beckens.

Strenge Indikationsstellung beachten

Im Juli 2008 hatte der europäische Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) ein Risikobewertungsverfahren für Moxifloxacin-haltige Arzneimittel zur oralen Anwendung abgeschlossen. Diese Bewertung, die sich nur auf die oralen Darreichungsformen bezogen hatte, wurde in erster Linie aufgrund neuer Sicherheitsdaten bezüglich sehr seltener unerwünschter Haut- und Leberreaktionen vorgenommen. Der CHMP kam zu dem Ergebnis, dass das Anwendungsgebiet für die orale Darreichungsform von Moxifloxacin auf die Situationen einzuschränken ist, in denen andere Antibiotika, die für die initiale Behandlung der entsprechenden Infektionen üblicherweise empfohlen werden, nicht angewendet werden können. Somit hat Moxifloxacin zwar die Zulassung zur Behandlung leichter bis mäßig schwerer entzündlicher Erkrankungen des Beckens, wird aber nicht für eine Monotherapie empfohlen, sondern aufgrund steigender Moxifloxacinresistenz von Neisseria gonorrhoeae wird dazu geraten, es in Kombination mit einem weiteren geeigneten Antibiotikum (z. B. einem Cephalosporin) zu geben, es sei denn Moxifloxacin-resistente Neisseria gonorrhoeae können ausgeschlossen werden. Generell gilt es, die offiziellen Empfehlungen zum angemessenen Gebrauch von Antibiotika zu berücksichtigen. Die Hauptindikationsgebiete des Chinolon-Antibiotikums Moxifloxacin waren bisher Atemwegsinfektionen wie akute, bakterielle Sinusitis, akute Exazerbation der chronischen Bronchitis oder ambulant erworbene Pneumonie sowie komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektionen, wenn andere Antibiotika, die für die initiale Behandlung der entsprechenden Infektionen üblicherweise empfohlen werden, für ungeeignet erachtet werden oder wenn diese versagt haben.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Im Zuge des Risikobewertungsverfahren durch den CHMP wurden auch neue unerwünschte Nebenwirkungen und Risiken in die Fach- und Gebrauchsinformationen aufgenommen. So wird auf eine mögliche Verschlimmerung der Symptome einer bestehenden Myasthenia gravis, eine Rhabdomyolyse sowie auf das Risiko für Herzrhythmusstörungen bei Frauen und älteren Patienten hingewiesen. Zusätzlich wurden Hinweise zur Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen aufgrund des Auftretens von vorübergehendem Bewusstseinsverlust aufgenommen.

Quelle

Fachinformation Avalox, Stand Oktober 2008.

Moxifloxacin-haltige Arzneimittel: Einschränkungen der Anwendungsgebiete und zusätzliche Warnhinweise. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 7. Januar 2009.

Moxifloxacin als neue Therapieoption zugelassen. Pressemitteilung der Bayer Vital GmbH, Leverkusen, vom 24. März 2009.

ck

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