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Arzneimittel und Therapie
Inhalator gegen Lungenkrebs
25% aller bösartigen Tumore (Malignome) sind Bronchialkarzinome. Lungenkrebs gilt heute als häufigste Todesursache bei Krebspatienten. Die Zahl der Neuerkrankungen (in Deutschland etwa 50.000 pro Jahr) weist eine steigende Tendenz auf. Neue Hoffnungen weckt die Anwendung von Therapien, die gezielt in die Wachstumssteuerung von Krebszellen eingreifen.
Funktion der Telomerase in der Krebszelle?
Das Enzym Telomerase ist vorwiegend in Tumorzellen aktiv und verhindert, dass die Zellen altern und absterben. Es wurde daher auch schon als "Unsterblichkeitsenzym” bezeichnet. Die Telomere am Ende der Chromosomen schützen normalerweise die Erbinformation vor Schäden. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere jedoch, sodass ihre Schutzfunktion mit der Zeit verloren geht. In der Folge werden die Chromosomen instabil und die Zellteilung hört irgendwann auf. In Krebszellen hingegen verlängert das Enzym Telomerase die Chromosomenenden immer wieder. Dadurch können sich die Tumorzellen immer weiter teilen.
Per Inhalation Angriff direkt an der Lungentumorzelle
Im Rahmen des Forschungsprojekts wollen die Wissenschaftler des Stuttgarter Dr. Margarete Fischer-Bosch-Instituts für Klinische Pharmakologie und des Instituts für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie der Universität des Saarlandes nun die Aktivität der Telomerase in Lungenkrebszellen abschalten. Die malignen Zellen sollen so wieder "sterblich" gemacht machen. Um die Telomerase zu hemmen, setzen die Forscher ein Antisense-Oligonukleotid ein. Dieses kurze Erbinformationsstück blockiert die Bauvorlage, die die Telomerase für die Verlängerung der Telomere benötigt. Um den Wirkstoff unbeschadet und möglichst direkt in die Lungenkrebszellen zu bekommen, koppeln die Wissenschaftler die Antisense-Oligonukleotide an kleinste Partikel aus biologisch abbaubaren Materialien. Dadurch wird die Substanz stabilisiert und sie kann intakt in die Zelle aufgenommen werden. Außerdem lässt sie sich in feinen Tröpfchen vernebeln, die dann vom Patienten inhaliert werden können. Durch diese lokale Behandlung soll die Wirksamkeit in der Lunge erhöht werden.
Im Labor konnte die Wirksamkeit der Antisense-Oligonukleotide bereits mit isolierten Krebszellen nachgewiesen werden. "Um die bisherigen experimentellen Befunde dieses neuen Konzeptes zu überprüfen, sind aber noch weitere Untersuchungen notwendig", erklärt Prof. Dr. Claus-Michael Lehr, der das Projekt in Saarbrücken leitet.
Quelle
Deutsche Krebshilfe e.V., Krebsmedikamente zum Einatmen - Neuer Therapieansatz bei Lungenkrebs. 5. März 2009.
Dr. Hans-Peter Hanssen
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