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Arzneimittel und Therapie
Profitieren Diabetiker von Statinen?
Die Wissenschaftler der Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaborators konnten in einer 2008 veröffentlichten Metaanalyse zeigen, dass bis zu ein Drittel aller Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Diabetikern mit Statinen verhindert werden kann – unabhängig davon, wie hoch die Cholesterinwerte sind und ob bereits Herz-Kreislauf-Komplikationen eingetreten sind oder nicht.
Ein Fünftel weniger Herzinfarkte
Während eines mittleren Untersuchungszeitraums von 4,3 Jahren traten in 14 betrachteten Studien bei insgesamt 18.686 untersuchten Diabetikern 3247 kardiovaskuläre Ereignisse auf. Die Gesamtsterblichkeit nahm in der Diabetiker-Subpopulation unter Statintherapie um 9% ab, und unterschied sich damit nicht signifikant von den Nicht-Diabetikern (13%). Bei einer Absenkung des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l reduzierte sich das Risiko schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse wie Schlaganfall oder Herzinfarkt in der Diabetikergruppe um 21% und ist damit ebenfalls mit der Nicht-Diabetikergruppe vergleichbar. Bei vielen Patienten sank das LDL sogar um 1,5 mmol/l, was einer Reduktion der kardiovaskulären Ereignisse um etwa ein Drittel entspricht. Den Berechnungen zufolge konnten so innerhalb von fünf Jahren bei 1000 Diabetikern, die mit Statinen behandelt wurden, 42 schwere kardiovaskuläre Ereignisse vermieden werden.
Alle Diabetespatienten profitieren
Die Metaanalyse konnte außerdem zeigen, dass die Effekte der Statine vom Geschlecht, Lebensalter, Body-Mass-Index, Zigarettenkonsum sowie von einer eventuellen Hypertonie(-behandlung) und der Nierenfunktion unabhängig sind. Die Therapierichtlinien der internationalen Fachgesellschaften raten Diabetikern derzeit nur zu einer Statintherapie, wenn ihr persönliches Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis einen bestimmten Schwellenwert überschreitet. So empfiehlt beispielsweise das britische National Institute for Health and Clinical Excellence (NICE) die Behandlung mit Statinen für Diabetiker, die bereits ein schweres kardiovaskuläres Ereignis hinter sich haben oder deren Zehn-Jahres-Risiko hierfür bei über 20% liegt. Bedenkt man allerdings, dass das mittlere Jahresrisiko bei Diabetikern ohne bestehende vaskuläre Komplikationen in den untersuchten Studien bei etwa 2,9% lag, erfüllen auf zehn Jahre hochgerechnet quasi alle Diabetiker die NICE-Kriterien.
Kein Ersatz für Änderung des Lebensstils
In den zugrunde gelegten Studien waren kaum schwerwiegende Nebenwirkungen zu verzeichnen, sodass die Metaanalyse erneut die gute Verträglichkeit der Statine bestätigte. Vor allem gab es keinen Anhaltspunkt für ein erhöhtes Krebsrisiko oder eine Zunahme von Rhabdomyolysen. Nach Auffassung der Forscher sollten daher alle Diabetiker unabhängig von Alter, Komorbidität und Lipidparametern mit Statinen behandelt werden. Lediglich bei Patienten mit ausgesprochen geringem kardiovaskulärem Risiko (z. B. bei jungen Typ-1-Diabetikern) und im Falle von Kontraindikationen, wie etwa Schwangerschaft, würden sie auf eine Statintherapie verzichten. Dieser Pauschalisierung begegnet Prof. Dr. Bernard Cheung von der Universität Birmingham in seinem Begleitkommentar zur Metaanalyse, in dem er zu bedenken gibt, dass die Statintherapie nur einen Teil der kardiovaskulären Ereignisse verhindert und die Einnahme von Medikamenten kein Ersatz für die Änderung des Lebensstils von Typ-2-Diabetikern sein kann.
Quelle
Cholestrol Treatment Trialists’ (CTT) Collaborators: Efficacy of cholesterol-lowering therapy in 18.686 people with diabetes in 14 randomised trials of statins: a meta-analysis. Lancet (2008) 371: 117–125.
Cheung, B.: Statins for people with diabetes. Lancet (2008) 371: 94 – 95.
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
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