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Klinische Pharmazie stärken
"Das Bedürfnis nach Informationen aus erster Hand ist ungebrochen", meinte Ingo Kolb, der einen Workshop für die Pharmaziepraktikanten organisierte. Zu den Inhalten der 106. BVT führte Dragan Pavlovic ein Interview mit BPhD-Präsident Hannes Müller:
Was hat die 106. Bundesverbandstagung an Highlights geboten?
Müller: Das Highlight dieser Tagung war mit Sicherheit das Podium mit den hochkarätigen Gästen aus Standesvertretung und Industrie. In dieser Diskussion hatten die Studierenden die Möglichkeit, Missstände anzusprechen sowie eine Meinung über die Zukunft der Apotheke einzuholen. Gesprächsinhalte waren natürlich auch die hochaktuellen Diskussionen um das EuGH-Urteil sowie um Pick-up-Stellen für Medikamente. In der Runde wurde uns außerdem bestätigt, dass die Bedeutung der Beratungsqualität und damit verbunden auch die der Klinischen Pharmazie steigen wird und dass wir diese Disziplin an der Uni stärken sollten.
Außerdem gab es interessante Vorträge und Workshops, die sich u. a. mit dem Pharmaziestudium im Ausland, dem Praktischen Jahr und der Kommunikation mit Patienten in der Apotheke beschäftigten.
Wie kann die klinische Pharmazie im Studium gestärkt werden?
Müller: Bisher haben erst sechs von 22 Standorten in Deutschland eine volle Professur für Klinische Pharma zie. Diese Zahl muss massiv ausgebaut werden. Außerdem sollten einheitliche Leitlinien unter Mitarbeit aller verantwortlichen Gruppen (Professoren, DPhG, Vertreter der Studierenden etc.) erstellt werden.
Ich denke, dass eine gute Ausbildung in Klinischer Pharmazie automatisch deren "Anwendung" in der Apotheke fördert, da die Inhalte die ideale Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis sind und die Anforderungen an eine gute Beratung immer größer werden.
Wie bewertet der BPhD die Bestätigung des Fremdbesitzverbots durch den EuGH?
Müller: Dieses Urteil begrüßen wir ausdrücklich. Wir haben nun höchstrichterlich bestätigt bekommen, dass Arzneimittel aufgrund ihres Gefährdungspotenzials nicht vergleichbar mit anderen Dingen wie Lebensmitteln etc. sind. In dem Urteil wurde ganz klar die Patientensicherheit über die Interessen von Kapitalgesellschaften gestellt. Das ist aus unserer Sicht, aber auch aus Sicht der Patienten, ein wichtiges Signal für die Zukunft.
Und ein Ausblick auf künftige Ziele?
Müller: Im Mittelpunkt dieser BVT stand der Curricularnormwert. Dieser Wert gibt, einfach ausgedrückt, das Verhältnis der Personenstärke von Unipersonal zu Studierenden an. In allen vergleichbaren Naturwissenschaften ist er deutlich höher als in der Pharmazie. Wir haben deshalb beschlossen, uns für eine Erhöhung dieses Wertes bei der Kultusministerkonferenz einzusetzen, da mehr Lehrpersonal bei gleicher Studierendenzahl dringend nötig ist. Um den Anforderungen des Berufes auch in Zukunft gerecht werden zu können, muss unbedingt mehr Geld in die Ausbildung der zukünftigen Apotheker gesteckt werden.
Vielen Dank für das Gespräch!
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