Arzneimittel und Therapie

WHO empfiehlt weltweit Rotavirus-Impfung

Rotavirus-Infektionen bedrohen vor allem Säuglinge und Kleinkinder in Entwicklungsländern. Doch bislang wurde eine Impfung mit den beiden zur Verfügung stehenden Impfstoffen Rotarix® und Rotateq® von der WHO nur für Europa, Lateinamerika und die USA empfohlen, weil nur Studiendaten zur Wirksamkeit der Impfung aus diesen Ländern vorlagen. Die jetzt erfolgte weltweite Empfehlung wird mit Ergebnissen von neuen, in Afrika und Südasien durchgeführten Studien begründet, die jedoch noch nicht publiziert sind.

Rotaviren sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts die häufigste Ursache viraler Darminfektionen bei Kindern. Besonders Säuglinge und Kleinkinder im Alter von sechs Monaten bis zu zwei Jahren sind gefährdet, da sie noch nicht über eine ausreichende Immunität verfügen. In dieser Altersgruppe sind Rotaviren auch die Hauptursache für nosokomiale Darminfektionen.

Im Erwachsenenalter verlaufen Rotavirus-Infektionen in der Regel milde. Sie treten vor allem als Reisediarrhö, bei Eltern erkrankter Kinder oder in Altenheimen auf. Bei Personen über 60 Jahren nimmt die Erkrankungshäufigkeit zu. Nach den Meldedaten des RKI müssen 35% der gemeldeten Rotavirus-Infizierten in dieser Altersgruppe im Krankenhaus behandelt werden.

Nach Ansicht der Strategy Advisory Group of Experts (SAGE) der WHO ist die Rotavirus-Impfung ein wichtiges Instrument, mit der schwere Rotavirus-bedingte Durchfallerkrankungen im Säuglings- und Kleinkindalter eingedämmt und die damit verbundene Mortalität gesenkt werden kann. Sie sieht die Impfung als Teil einer Gesamtstrategie, die eine Verbesserung der hygienischen Bedingungen sowie eine Sicherstellung der Versorgung mit Zinktabletten und Lösungen zur oralen Rehydratation beinhaltet. Empfohlen wird eine zweimalige Immunisierung sowohl mit Rotateq® als auch mit Rotarix®. Die erste Dosis sollte in einem Alter von sechs bis 16 Wochen gegeben werden, die zweite bis zu einem Alter von 32 Wochen.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden 2008 in Deutschland mehr als 75.000 Rotavirus-Erkrankungen gemeldet. Die Zahl der tatsächlichen Erkrankungen ist sicher deutlich höher. Schätzungen gehen von 400.000 bis 500.000 Fällen im Jahr aus. In Deutschland haben inzwischen die Länder Sachsen und Brandenburg eine öffentliche Empfehlung für die Rotavirus-Impfung ausgesprochen und damit den impfenden Ärzten haftungsrechtlich den Rücken gestärkt.

 

Quelle

 WHO Weekly Epidemiological Record 2009; 23: 232 – 236.

 Rotaviren – RKI-Ratgeber Infektionskrankheiten www.rki.de 

 

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