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Ernährung aktuell
Altenheimbewohner sind häufig mangelernährt
An der prospektiven ErnSTES-Studie (Ernährung in stationären Einrichtungen für Senioren und Seniorinnen) nahmen insgesamt 773 Bewohner über 65 Jahre aus zehn Altenpflegeheimen in sieben Bundesländern teil. Mit ca. 80% weiblichen und 20% männlichen Teilnehmern entsprach das Geschlechterverhältnis weitgehend der üblichen Verteilung in deutschen Altenpflegeheimen. Zur Beurteilung des Ernährungszustands wurden mehrere Parameter herangezogen. Unter anderem wurden Körperlänge und Körpergewicht der Probanden gemessen und daraus der Body Mass Index (BMI) berechnet. Außerdem wurde ein Mini Nutritional Assessment (MNA) durchgeführt. Das MNA ist ein Screeningverfahren zur routinemäßigen Beurteilung des Ernährungszustands älterer Menschen. Der MNA-Test – bestehend aus einer Kombination von Anamnese und anthropometrischen Messungen – erlaubt die frühzeitige Erkennung einer Mangelernährung.
Nur 40 Prozent "unauffällig"
Entsprechend des MNAs wurden im Mittel 11% der Bewohner als mangelernährt identifiziert. Bei ca. 50% der Studienteilnehmer bestand die Gefahr einer Mangelernährung, nur rund 40% waren in einem "unauffälligen" Ernährungszustand.
Eine Analyse der individuellen Energiezufuhr zeigte, dass 53% der Senioren bzw. 42% der Seniorinnen nicht den Richtwert für die tägliche Energiezufuhr für alte, gebrechliche Menschen erreichen. Wird der Energiebedarf von Personen mit ausschließlich sitzender Tätigkeit mit wenig oder keiner anstrengenden Freizeitaktivität zugrunde gelegt, dann erreichten 79% der Senioren bzw. 65% der Seniorinnen nicht die wünschenswerte tägliche Energiezufuhr.
Süßes bevorzugt
Die Bewohner der Pflegeheime verzehrten im Mittel 93 g Fleisch und Wurstwaren, die Bewohnerinnen 68 g pro Tag. Damit lag die mittlere Verzehrsmenge im Bereich von 300 bis 600 g/Woche, die von der DGE für diese Lebensmittelgruppe empfohlen wird. Der Verzehr von Milch und Milchprodukten (ohne Käse und Quark) war erfreulich hoch, zeigte allerdings eine große Spannbreite (von 127 bis 590 g/Tag) im Vergleich der Einrichtungen untereinander.
Im Mittel wurde die von der DGE empfohlene Menge von 200 bis 250 g pro Tag erreicht, der Verzehr lag aber in einigen Einrichtungen deutlich niedriger. Männer nahmen in der Studie täglich ca. 173 g Brot und Backwaren, Frauen 145 g zu sich. Beide aßen deutlich mehr Kartoffeln als z. B. Nudeln. Insgesamt präferierten die Bewohner süße Lebensmittel, vor allem in Form von Kuchen, Backwaren inkl. Gebäck und gesüßten Milchprodukten.
Der tägliche Verzehr von Gemüse war mit 86 g bei Männern und 78 g bei Frauen sehr niedrig. Die von der DGE für eine vollwertige Ernährung empfohlene Menge von 400 g/Tag wurde in keiner der Einrichtungen auch nur annähernd erreicht. Besonders gering war der Verzehr von Gemüse in Form von Rohkost. Auch der tägliche Verzehr von Obst lag mit 84 g bei den Männern und 77 g bei den Frauen deutlich unter der von der DGE genannten wünschenswerten Menge von 250 g/Tag. Dies hatte Auswirkungen auf die aufgenommenen Folat- und Vitamin-C-Mengen: Beide Werte lagen ca. 50% unter dem jeweiligen Referenzwert.
Vitamin D fast immer zu wenig
Auch für weitere Vitamine und Mineralstoffe zeigte sich eine zu geringe Aufnahme. Bei Vitamin D erreichten über 90% der Studienteilnehmer nicht die empfohlene Zufuhr, bei Vitamin E erreichten nur knapp 60% die Referenzwerte. Die empfohlene Calciumzufuhr wurde von 82% der Senioren bzw. 91% der Seniorinnen, die empfohlene Magnesiumzufuhr von über 95% der Studienteilnehmer nicht erreicht.
Forderungen der DGE
"Ernährungsrisiken und Mangelernährung müssen rechtzeitig diagnostiziert werden. Dazu benötigen wir umfangreiche Pflegekonzepte genauso wie die regelmäßige, verpflichtende Weiterbildung der Beschäftigten", so Prof. Dr. Peter Stehle, Präsident der DGE und Teilprojekt-Leiter der ErnSTES-Studie. Die DGE hält die Ernährungs- und Gesundheitssituation von Senioren in Altenpflegeeinrichtungen für dringend verbesserungswürdig und fordert:
- In jeder Pflegeeinrichtung sollte ein Verpflegungskonzept entwickelt werden, das einerseits die Entstehung von Mangelernährung verhindert und andererseits geeignet ist, eine bestehende Mangelernährung zu beheben.
- Die Ernährung muss regelmäßig überwacht und eine entsprechende, rechtzeitige Diagnose von Ernährungsrisiken und Mangelernährung erfolgen, so dass entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.
- Das Gewicht jedes Bewohners ist regelmäßig zu kontrollieren (z. B. monatlich) und der Gewichtsverlauf zu dokumentieren (als Minimalmaßnahme zur Überwachung des Ernährungszustands).
- Für Mitarbeiter in den Einrichtungen der Altenpflege sollten regelmäßige und verpflichtende Weiterbildungsmaßnahmen stattfinden.
- Das Thema "Ernährung" muss stärker in die Ausbildung von Altenpflegern integriert werden.
- Ernährungsfachkräfte sollten in Altenpflegeheimen verstärkt eingesetzt werden, sowohl in der Küche als auch in der täglichen Arbeit mit den Bewohnern und so für eine optimierte Ernährung sowohl der kranken als auch der gesunden Bewohner verantwortlich sein. ral
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